Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie
Guten Abend Maesi!
Wir stossen immer wieder auf dasselbe Problem: das Private ist NICHT politisch; wer zulaesst, dass
es zum Politikum gemacht wird, wird zum Spielball politisch geschaffener Machtstrukturen.
Die Politik wird dann zwingend die politisierten Fragen, die eigentlich von den Individuen bzw.
Ehepaaren im Rahmen der freien Wahl ihrer Lebensweisen beantwortet werden sollten, summarisch
fuer alle beantworten, also im klassisch kollektivistischen Sinne handeln. Typisches Anzeichen
davon ist die zunehmende Verrechtlichung. Immer weitere Bereiche regeln wir nicht mehr selbstbestimmt
untereinander sondern rufen die rechtsetzenden, rechtausuebenden und rechtsprechenden staatlichen
Organe an, um das stellvertretend fuer uns als Individuum und gleich auch noch summarisch
fuer alle zu regeln.
Der Artikel aus "eigentümlich frei" gibt das christliche Menschenbild und die Schlußfolgerungen daraus wieder, die sich für einen konservativen Politiker aus demselben ergeben. Ich stimme dem allem natürlich vollumfänglich zu, auch wenn mir illusionslos klar ist, daß das heutzutage nicht mehr mehrheitsfähig ist und deshalb, da Politiker ja von Mehrheiten gewählt werden müssen, bevor sie gestalten können, den Marsch in den genderistischen Gruselsozialismus nicht mehr wird aufhalten können. Es wird jetzt für uns alle wohl sehr, sehr dunkel werden. Ich sehe das mit kühlem, nüchternem Realismus voraus. Die Mehrheit bestimmt und sie ist auch danach. Also bekommt sie, was sie sich erwählt. Das wird jetzt so ähnlich wie 33 weitergehen, bloß noch viel (gender)sozialistischer, finsterer, destruktiver, verblödeter und aussichtsloser. Daran läßt sich inzwischen politisch nichts mehr ändern.
Hier kommt freilich speziell beim Studenten, der ja nicht politisch, sondern pseudoreligiös argumentiert, ein sehr wesentliches Moment hinzu, das zwar zur Zeit und insbesondere im hiesigen Kontext den meisten Lesern vielleicht noch nicht so besonders wichtig erscheinen mag, dies aber m.E. in dem Maße gesamtgesellschaftlich werden wird, wie die im Christentum überlieferten, also ethisch-religiös begründeten, rationalen Mechanismen des Zusammenlebens einem Chaos der Barbarei und des totalen wirtschaftlichen, schon demographisch unausweichlichen Niedergangs weichen, bei dem in der explodierenden Anarchie urplötzlich die Sehnsucht nach "Religion" wieder massiv zunehmen wird. Freilich, da das 2000 Jahre alte Christentum, das immer dieses Europa und seine Kultur gestaltet hat, für die meisten inzwischen praktisch mehr oder weniger futsch ist, wird es sich für die Mehrheit der entwurzelten, gewesenen Atheisten dann nur um genau solch irrationale, abergläubische und esoterische, d.h. auf Macht und Kontrolle über das Individuum gerichtete Pseudoreligiosität handeln können, die deshalb nicht mehr als solche erkannt wird, weil dafür schlicht und einfach die Kriterien und die Erfahrungen verlorengegangen sind. Das wird eine ziemlich teure Rechnung werden.
Des Studenten Paradigma Nr. 4 bietet dafür das Beispiel einer idealtypischen Theorie-Schablone. Hier wird die biblische Anthropologie, welche ja im Wesentlichen Paradigma Nr. 1 beschreibt, also das, wie die Menschheit lebt, seit es sie gibt, direkt bestritten bzw. relativiert (ähnlich der Genderideologie!) und durch eine esoterische Spekulation ersetzt, die es, was ihr intrinsisches totalitäres Potential anbelangt, in sich hat!
Auf den Punkt gebracht könnte man es so beschreiben: hier wird aus Gendermainstreaming, also einer kollektivistischen, menschlichen Ideologie, ein vom "Jenseits" her begründetes "himmlisches" Geschehen, dem sich die Menschen "zu ihrem eigenen Besten" und "damit sie sich weiterentwickeln" usw. zu unterwerfen haben. Wer's nicht glaubt, ist natürlich für's erste aus dem Schneider, kann sich an die Stirn tippen und seiner Wege gehen. Aber die anderen, die es glauben? Was können die denn anderes tun, als sich geistig zu unterwerfen? Was bleibt ihnen bei "Engeln" denn anderes übrig? Mit tyrannischen Menschen oder kollektivistischen, ideologischen Gruppierungen kann man diskutieren, man kann sie notfalls, wenn es denn sein muß, bekämpfen, ggf. sogar mit Waffengewalt, und sie stürzen und ihre Macht brechen. Bei "Engeln" kann man das nicht!
Aus gutem, auch rational nachvollziehbarem Grund kennt die christliche Glaubenslehre keine "Wiedergeburt", sondern nur dieses eine, von Gott gegebene menschliche Leben, u.a. weil es nämlich nur dann und als solches auch selbst vor Gott verantwortet werden kann. Der vollkommen antichristliche anthroposophische "Wiedergeburts"-Glaube, der nach Steiner überhaupt gar kein solcher ist, sondern angebliches "Wissen" über "geistige Welten" darstellt (seines wohlgemerkt und das seiner Anhänger!) und über die "jenseitigen Sphären" (über welche die allermeisten Menschen bekanntlich nichts "wissen", es sei denn, sie glauben Steiner), in denen sich das Ganze ereignet, bietet, wie aller Okkultismus, eine Blaupause für totale Macht und Kontrolle.
Hier wird totalitäre Ideologie konzeptionell aus der menschlichen Sphäre in ein angebliches "Jenseits" entrückt, dem sich der Mensch, der daran glaubt oder dazu gezwungen wird, nur bedingungslos unterwerfen kann. Machen kann er dagegen nichts, denn es erscheint ihm dann ja "gottgegeben" und via "Engeln" und menschlichen "Eingeweihten" der Menschheit "bekanntgegeben".
Auf diese "geniale" Idee sind weder Hitler noch Stalin gekommen! Die mußten immerhin noch öffentlich einräumen, daß ihr politisches Wollen und Tun ihrem persönlichen "genialen" Denken entsprang. Anthroposophen hingegen behaupten, ihr Wollen und Tun entspränge dem "Denken und Wollen der Engel". Na gute Nacht!
Nach meinem katholischen Glauben sind "Engel" mit solchen Ambitionen klipp und klar widergöttlicher Natur, sprich: es sind dämonische Geistwesen aus der Hölle. Meine christliche Bildersprache ist in dem Fall allerdings nicht mal erforderlich, um mittels der eigenen Vernunft zu ermessen, was wohl geschähe, wenn solche pseudoreligiösen Ideologien - wie auch immer - geglaubt und verbindlich würden. Dann träten gruseligste Sektenphänomene, wie sie immer wieder mal durch die Presse gehen nicht bloß lokal, sondern im großen Stil oder global auf: totale seelische Abhängigkeit, Auflösen der Person und jeglicher Freiheitlichkeit, unumschränkte Herrschaft einer Gurukaste, "die mit den Engeln verkehrt" usw., welche Gendermainstreaming (und noch Schlimmeres) dann nicht mehr als politische Ideologie, sondern als angeblich "göttlichen Plan" zur "Höherentwicklung der Menschheit" unter's Volk brächte.
Anthroposophie ist vom Prinzip her durch und durch antichristlich. Warum? Weil hier Glauben (das bedeutet Vertrauen auf Gott, den es nur einmal gibt) durch okkultes angebliches "Wissen" über das "Jenseits" ersetzt wird. Über Gott und über das Jenseits kann der Mensch aber nun mal nichts erforschen und nichts "wissen" und nichts "rauskriegen", und das ist auch sehr gut so! Man ist beim Glauben auf das angewiesen, was Gott selbst von sich offenbart hat und lebt nach seinen guten Geboten - oder eben nicht und verantwortet vor ihm die Konsequenzen - aber man lebt FREI! Bei "Engeln", die den Menschen "bekanntgeben", wie's mit ihnen weitergeht und was sie dafür so alles zu tun und zu glauben haben, ist es mit jeglicher Freiheit ratzekahl vorbei. Da geht es ausschließlich um Macht und geistige Unterwerfung.
Sobald im (pseudo)religiösen Bereich angebliches "okkultes Wissen" ins Spiel kommt, handelt es sich a priori IMMER(!) um Herrschaftswissen von Menschen, das dann naturgemäß nur auf absolute Herrschaft abzielen kann - sei es z.B. wie bei den Davidianern in Waco / Texas (1993), sei es wie in Jonestown in Guayana (1978) und dergleichen andere Sektenkatastrophen - oder meinetwegen in der anthroposophisch-okkulten Variante, die hier vom Studenten mit enormem Energieeinsatz gegen alle Widerstände und Ablehnungen verfochten wird. Ist das eigentlich eine "frohe Botschaft"? Auch wer nicht an Gott glaubt, kann sich ja mal ganz locker die hypothetische Frage vorlegen, wie gut ihm wohl der Student als "Gott" (bzw. dessen Bevollmächtigter) gefiele. Wäre die Würde und die Freiheit der menschlichen Person da in besten Händen? Oder wäre es ohne nicht etwas besser?
Was mich betrifft, so glaube ich aus gutem Grund nur an Gott - an sonst niemanden und auch nicht an "Nichts" - denn genau das bewahrt mich sowohl vor weltanschaulichen und politischen Ideologien wie insbesondere auch vor solchem pseudochristlichen, totalitären Sektenscheiß. Ich bin dagegen aus Prinzip vollkommen immun. Die Frage, was ungläubigen Menschen im Falle absolut desolater Katastrophenszenarien, in denen alle ihre geläufigen Welterklärungsmodelle komplett zusammenbrechen würden, wohl ggf. so alles als "Glaube" aufschwatzbar sein dürfte, diese Frage kann man sich anläßlich der studentischen "Theorien" auch als Atheist ja mal so ganz beiläufig vorlegen und gewissermaßen sportlich erwägen, was wohl so alles einträte, wenn dies bei Vielen zugleich geschieht. Ich sage voraus - nicht prophetisch, sondern rein soziologisch - daß solche Phänomene in Zukunft höchst realistische Szenarien darstellen werden.
Was wäre das wohl für eine Gesellschaft, die "von Engeln" und ihren eingeweihten "Vertrauten" regiert wird?
Gute Nacht!
Nick
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