Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Student(t), Sunday, 03.02.2008, 19:08 (vor 6531 Tagen)

Wenn es um eine Positionierung der Auffassungen geht, die hier zur Sprache kommen, dann wird oft eine bloße Zweiteilung vorgenommen. Fortgesetztes Nachdenken hat mich zu einer weiteren Differnzierung gebracht. Im Ergebnis:

1. Das traditionalistische Paradigma.

Es orientiert sich an den Lebensformen, die bei uns bis vor wenigen Jahrzehnten - andernorts bis heute - gültig waren bzw. sind. Sie konkordieren auch recht gut mit den Ergebnissen der Biologie, so daß über die geschlechtlichen "Rollenzuweisungen" (wie man heute zu sagen pflegt) im Wesentlichen Klarheit herrscht.

Demzufolge prägt der Mann die politische und rechtliche Organisation der Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Versorgung der Familie, während die Frau das häusliche Leben prägt. Auf psychologischer Ebene ist der Mann körper- und geistbetont, insofern auch aktiv, aggressiv und promisk, die Frau lebens- und seelenbetont, insofern pasiv, bewahrend und behütend.

Problem: Es scheint praktisch unmöglich, "die Zeit zurückzudrehen", d.h. das Schuldprinzip in der Ehe wieder einzuführen und das Frauenwahlrecht abzuschaffen.


2. Das männer- und väterrechtliche Paradigma.

Abgesehen von den Unterschieden, die mit der generativen Funktion zusammenhängen, sind Männer und Frauen prinzipiell gleich. Dieser Gleichheit hat die Staats- und Gesellschaftsordnung Sorge zu tragen. Aus unerklärten und unerklärlichen Gründen tut sie das aber nicht. Also ist eine politische Willensbildung erforderlich. Um die in die Wege zu leiten, muß organisatorisch gearbeitet werden. Geschieht das in genügendem Maße, dann sind Erfolge zu erwarten.

Problem: Die Frage, warum trotz prinipieller Gleichheit von Mann und Frau faktisch Ungleichheit herrscht, d.h. die Frauen uns an die Wand spielen, bleibt unbeantwortet. Es wird eine Therapie an den Symptomen einer Krankheit vorgenommen, deren Wesen völlig ungeklärt bleibt.


3. Das genderistische Paradigma.

Die traditionelle Auffassung, daß der Körper des Menschen, insbesondere dessen primären Geschlechtsmerkmale, das Geschlecht des Menschen bestimmen, ist überholt. Das "wahre" Geschlecht eines Menschen weiß nur er selber. Stimmt es mit dem Geschlecht seines Körpers nicht überein, so kann und darf u.U. der Körper umgewandelt werden. Es wird also dem Körper die geschlechts-definierende Funktion abgesprochen - und zwar radikal.

Problem: In der Folge einer geschlechts-definitorischen Entwertung des Körpers wird die Geschlechtlichkeit auf dem Wege der individuellen Selbst-Konstitution ("Selbstverwirklichung") wieder eingeführt und gleichzeitig zum politischen Programm erhoben. Eine Emanzipation der Sexualität findet also nicht statt. War sie vorher eine biologische Funktion und durch den Körper beherrscht, so ist sie jetzt eine politische Funktion und durch die Regierenden beherrscht, und zwar durch Schaffung sexualisierter Institutionen.


4. Das emanzipatorische Paradigma.

Hier gilt ebenfalls, daß das Geschlecht keine Funktion des Körpers ist: Zwar hat der Körper ein angeborenes Geschlecht, doch ist der Körper nur ein Teil - und nicht der bestimmende Teil - des Menschen. Grundsätzlich ist der Mensch bisexuell, und zwar ingestalt einer komplexen, sehr individuellen Zuordnung der Geschlechts-Charaktere auf seine verschiedenen Persönlichkeits-Ebenen. Dadurch aber wird die Sexualität (ebenso wie Rasse, Herkunft usw.) relativiert, "aufgehoben" und zum Teil seines individuellen Gestaltungsspielraumes erhoben.

Diese Haltung wird befördert durch die zunehmende Re-Inkarnations-Erkenntnis. Sie ist Bestandteil der menschlichen Evolution.

Problem: Einziges Problem ist bisher mangelnde Akzeptanz aufgrund des herrschenden Materialismus. Hingegen ist das theoretische Problem zumindest in einem ersten Ansatz gelöst.


Schlußbemerkung:

Die obige Paradigmen-Überschau ist mein eigener Entwurf. Das vierte Paradigma wird, soweit ich sehe, nur durch mich selbst vertreten. Das ist auch nicht verwunderlich, denn hier schreiben überwiegend Männerrechtler (Paradigma 2). Ich bin aber kein Männerrechtler. Ich bin Theoretiker.

Gruß

Student

Sexismus-Kritik


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