Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gleichbeschmächtigung

DvB, Wednesday, 04.05.2011, 11:36 (vor 4744 Tagen) @ Cardillac

Staat und Recht sind fetischistische Konstruktionen, weil sie die genuin
menschliche und individuelle Subjektivität des Handelns und Denkens
aushebeln.

Konstruktionen sind sie nicht. Sondern historisch gewachsen.

Staat und Recht als Fetische zu sehen, würde voraussetzen, ihnen zwangsläufig übernatürliche Eigenschaften zuzuschreiben. Das dürfte zwar - und gar nicht mal so selten - vorkommen, kann man aber auf keinen Fall als per se gegeben und unverrückbar ansehen.

Und welchen Zusammenhang es überhaupt haben soll, daß sie sowas seien, weil sie "genuin menschliche und individuelle Subjektivität des Handelns und Denkens aushebeln", leuchtet überhaupt nicht ein.

Wer den Sinn von "Gleichberechtigung" hinterfragt, müsste auch
den Sinn von "Staatlichkeit" und "Rechtssystem" überhaupt hinterfragen.

Aber nur, weil Hinterfragen von Dingen generell keine schlechte Idee ist. Und die Betreffenden tun das i.d.R. auch. Wenn vielleicht auch nicht im selben Atemzug, denn ein wirklicher Zusammenhang besteht ja auch da nicht - oder doch zumindest nur sehr entfernt.

Nach Jahrhunderten des Lebens unter dem Moloch Staat wäre das nur zu
gerechtfertigt,

Die Hinterfragung ergibt, daß Staat und Recht notwendig sind, um nicht in die Höhle zurück zu müssen. Und daß Staat und Recht auch nicht das Problem sind, sondern daß nur deren Ausuferung das Problem ist.

aber die Emanzipation vom Staat erfordert die Emanzipation
vom Privateigentum an Produktionsmitteln.

Bolschewistisches Tourette? :D

Es würde noch viel mehr als das erfordern, kann aber überhaupt nicht sinnvolles Ziel sein.

Die Kritik an der
"Gleichberechtigung" erscheint mir nur dort vorwärtsweisend, wo sie in
diesen Kontext eingebettet ist.

"Vorwärts"-Weisung, ebenso wie "Fortschritt" oder "jetzt neu" usw. sind sowieso idiotische Kriterien. Etwas müßte schon eine Verbesserung sein, bevor es als anzustrebendes Ziel angesehen werden kann.

Und die Kritik an der Gleichberechtigung kommt sowohl ausgezeichnet ohne solchen Kontext aus, als auch ist sie ohne ihn sehr sinnvoll. Wieso so ein Kontext hergestellt oder behandelt werden sollte, ist sachlich nicht ersichtlich. Es scheint bloß darum zu gehen, das Thema zu verkomplizieren und abzulenken.

Die Alternative, die
religiös-fundamentalistisch geprägte antistaatliche Gesinnung, führt in
ein Mafia- und Warlordsystem, wie es für verbrannte Zonen der dritten Welt
schon typisch ist und erste Anzeichen dafür in den Armutszonen unserer
Städte bereits gibt.

Die Alternative hat jahrhundertelang in Europa bestanden und hatte mit zeitgenössischen Mafia- und Warlordsystemen der dritten Welt wenig Ähnlichkeit. Vielmehr zeichnete sie sich dadurch aus, daß im Gegensatz zu heute, da Staats- und Rechtssystem in Maßlose ausgeufert sind, jedoch kaum funktionieren, sondern hoffnungslos korrumpiert sind, vergleichsweise ganz ausgezeichnet funktionierten.

Im Übrigen, Die Gottesreligion ist noch viel offenkundiger fetischistisch
als die Zivilreligionen "Staat, Recht und Marktwirtschaft"

Das mag sein. Bedeutsam scheint aber ganz offensichtlich nicht der Fetischismus selber zu sein, sondern die Moral, die er paradigmatisch installiert. Denn da die im Falle der Gottesreligion auf Werten basiert, die einer funktionierenden Gesellschaft förderlich sind, im Falle der Säkularreligion auf gemeinschaftsvernichtenden Werten, kann der Kausalzusammenhang natürlich nicht pauschal im Fetischismus (der dann wahlweise wohl als gut oder schlecht bewertet werden soll) verortet werden.

"Gleichberechtigung" kann nicht Alles sein, aber sie könnte unter den
gegenwärtigen Bedingungen eine Atempause bedeuten

Gleichberechtigung ist ein wirres und irreales Hirngespinst, unter der jeder versteht, wasimmer er gerade lustig ist. Weswegen die Hatz danach natürlich nie erfolgreich sein, geschweige denn dabei auch noch von einer Atempause gesprochen werden kann

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