Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Familienpolitik ist "in"

Beatrix, Tuesday, 26.02.2002, 02:43 (vor 8687 Tagen) @ Ferdi

Als Antwort auf: Re: Bezeichnend ist.... von Ferdi am 23. Februar 2002 15:35:37:

Hallo Ferdi!

die Zeit reicht nur für eine kurze Antwort:

fast überall herrschen bestimmte Vorstellungen, was ein Mann leisten sollte und was eher Frauensache ist. Wehe dem Mann, wehe der Frau, die etwas andere als die üblichen Neigungen und Vorstellungen haben![/i]

Vorstellungen sind keine Gesetze. Wenn das Selbstbewusstsein fehlt, gehen gerade Männer gerne den Weg des geringsten Widerstandes und lassen sich im "Mainstream" treiben, auch wenn sie die Strömung ganz woandershin verfrachtet, als dahin, wo sie hinwollen.

Interessant, daß du das auf fehlendes Selbstbewutßsein zurückführst. Diese Ursache hätte ich jetzt eher bei Frauen vermutet, obwohl die ja gerade in den letzten Jahren mächtig aufholen.

Frage: wie sieht es denn aus mit dem Selbstbewußtsein des deutschen Mannes?

Ich mache das nicht mit, ich bestimme selbst, was ich wie mache und lebe meine Neigungen und Vorstellungen aus. Die anderen geht das nichts an, und deren Ansichten sind mir auch egal!

Das ist bewundernswert, aber, wie Du schon schreibst, - nicht jeder hat diese Stärke. wie hast Du persönlich Deine Unabhängigkeit erreicht? Hast Du Tipps für andere (Männer)?

Will nicht mal jemand fragen, was denn überhaupt familienpolitisches und geschlechterpolitisches Handeln ist?

Brauchen wir sowas überhaupt? Sollte die Politik in die Paarbeziehungen hineinregieren?

Ja, wir brauchen sowas. Wir sind es nur nicht gewohnt, weil es in Deutschland im Gegensatz zu unseren Nachbarländern bisher gar keine explizite Familienpolitik gegeben hat. Aber jetzt entdecken plötzlich alle großen politischen Parteien die Bedeutung des Themas und entsprechend wird es uns im Wahlkampf begegnen:
[link=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,druck-184054,00.html" target="blank]Bericht im neuen SPIEGEL[/link]

Ich finde, das sollte man den Paaren überlassen, wie sie ihre Beziehungen gestalten, wie sie welche Aufgaben verteilen.

Natürlich sollte das jedes Paar selbst entscheiden. Aber Aufgabe der Regierung ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, daß überhaupt eine freie Entscheidung möglich ist. Bisher ist nämlich sind Wahlmöglichkeiten von Paaren, die Kinder haben wollen, stark eingeschränkt.

Immer, wenn Politik in etwas hineinregieren will, was erwachsene Menschen auch selbst regeln können, geht´s schief. Warum? Weil Politiker keine Fachleute sind, weil der Rat von Fachleuten von Politikern immer mit dem Argument "Ja, gut, aber Sachzwänge...." beiseitegeschoben wird.

Wie gesagt, das Schaffen von familienfreundlichen und kinderfreundlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sehe ich nicht als "Hineinregieren" in die Privatbelange der Bürger an. Du offensichtlich auch nicht, wie Du ja weiter unten schreibst:
"Aber die Voraussetzungen dazu müssen wieder stimmen. Es müssen vertrauensbildende Massnahmen erfolgen. Es müssen wieder faire rechtsstaatliche Regeln gelten."

[Gewalt]
>Aber es ist doch wohl dringend notwendig, dass die blosse Existenz weiblicher Gewalt überhaupt mal benannt wird, und nur das hat der "Stern" getan. Bisher wurde weibliche Gewalt von den Medien doch immer als nicht existent totgeschwiegen.

Ja, da hast Du recht. Aber das ändert sich ja nun ganz rapide.
Es liegt derzeit durchaus im Trend, über weibliche Agtession zu berichten. TV-Sendungen wie der "Frauenknast" sind ein Beispiel dafür.

Mir wäre es wirklich am liebsten, es gäbe weder männliche noch weibliche Gewalt.

Es ist aber wohl so, daß Frauen ein Stück weit erst mal stolz drauf sind, daß sie doch mehr Macht haben als sie sich selber bisher zugetraut haben. Deshalb wird weibliche Aggression, wird weibliche Macht von Frauen nicht gleich verteufelt, sondern auch teilweise positiv gesehen. Dieses neue Machtgefühl muß wohl erst mal ein wenig ausgekostet werden, eh frau sich dann besinnt und über die Schattenseiten nachdenkt. Irgendwann wird es auch auf Frauenseite wieder eine eindeutige Ächtung von Gewalt geben.Gewalt egal gegen wen. Gewalt egal von wem.

Ich kann selbst was gegen Gewalt tun, indem ich keine Gewalt anwende. Aber wenn ich selber Gewalt von anderen zu spüren bekomme, dann muss ich mich wehren, und notfalls auch mit Gegengewalt. (Notwehr). Ich klage deswegen auch keine Frauen an. Ich klage nur an, dass Frauen bisher immer als quasi völlig gewaltlos hingestellt wurden. Hier hat der auflagenstarke "Stern" endlich mal Betonmauern eingerissen!

Es war nicht nur der Stern. Wie gesagt, der Trend geht einfach dahin. Hat was mit dem neuen Selbstbewußtsein vieler Frauen zu tun.

Das sehe ich auch so. Aber: Wenn man die ganzen Gleichstellungsstellen, Gleichstellungsbeauftragten und diesen ganzen Kram streichen würde, wenn man ein ganzes überflüssiges Ministerium auflösen würde, dann würde so viel Geld frei, dass man damit sinnvolle Sozialpolitik machen könnte.

Ich halte die Gleichstellungsfachleute aber immer noch für nötig. Aber sie sollten immer doppelt und geschlechterparitätisch eingesetzt werden. In manchen Bereichen sind mehr Frauen benachteiligt, in anderen mehr Männer. Beides sollte gesehen und in Angriff genommen werden. Und bestehende Unterschiede zwischen den Geschlechtern sollte man nicht ignorieren, sondern genau betrachten und akzeptieren.

Seht Ihr mich nicht? Ich möchte doch das Gespräch! wo seid Ihr denn geblieben?[/i]

Hier bin ich doch! Ich höre Dir zu. Aber bevor wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen können, müssen wir erst wieder die Voraussetzungen dazu schaffen. Eine einmalige Gelegenheit haben wir im September. Bis dahin gilt es, möglichst viele Leute davonzu überzeugen, dass eine Veränderung notwendig ist.

Ich persönlich finde aber die Politik der derzeitigen Regierung schon mal wesentlich besser als die der vorigen. Man müßte mal untersuchen, welche Gesetzesänderungen und Erfolge auf dem Mist welcher Regierung gewachsen sind. Manche Änderungen ziehen sich ja über Jahre hin. Z.B. ist die Anti-Gewalt-Kampagne meines Wissens in der CDU-Ära ausgebrütet worden.
Die ungerechte Gesetzgebung im Scheidungsfall ist auch schon in der CDU-Zeit entwickelt worden. Dagegen ist das gemeinsame Sorgerecht erst seit der SPD-Regierung in Kraft, ich weiß aber nicht, ob es schon von der CDU geplant war.
Es wäre schön, wenn man mal genau auflisten könnte, welche Partei was zum Thema Geschlechterpolitik und Familienpolitik geleistet hat.

ciao
Beatrix

Ich bin mal gespannt auf die Berichterstattung im neuen SPIEGEL zum Thema "Beute Kind". Bisher ist sie leider nur gegen Geld online zu lesen.


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