Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Bezeichnend ist....

Beatrix, Saturday, 23.02.2002, 02:27 (vor 8690 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Das Berliner Manifest zur Männerpolitik ... von Beatrix am 20. Februar 2002 17:40:47:

....dass weder hier noch in der Newsgroup, in der ich das Berliner Manifest gepostet habe, eine Reaktion erfolgt ist.

Tja, wo sind sie nur, die neuen Männer? Die Studie der EKD spricht von ca. 20% Männer, die bereit sind zu einer partnerschaftlichen Beziehung und zum Ausprobieren neuer Rollenmodelle.

Wahrscheinlich sind die neuen Männer so sehr mit dem Haushalt und dem Kinderhüten beschäftigt, daß sie nach Feierabend keine Zeit haben, den Computer einzuschalten und in Newsgroups oder Webforen mitzudiskutieren.

In d.s.f.k finden sich ja grundsätzlich noch etliche Männer, die sich die Zeit nehmen, ernsthaft über Kindererziehung und Gleichberechtigung zu diskutieren, aber hier in diesem Forum scheint der Prozentsatz neuer Männer gegen Null zu tendieren.

Was fehlt an diesem Text hier?

Liegt es daran, daß das Feindbild fehlt?
Daß nicht genügend geschossen und angeklagt wird?

Sollte der Text zu schwer verständlich sein?

Wir stellen fest, dass das Grundrecht auf Gleichberechtigung bis heute
nicht in vollem Umfange verwirklicht ist. Ökonomische und soziale
Rahmenbedingungen sowie traditionelle Rollenbilder verwehren Männern und
Frauen gleichwertige Chancen und Wahlmöglichkeiten in allen
gesellschaftlichen Bereichen.

In allen gesellschaftlichen Bereichen! auf dem Arbeitsmarkt, in der Familie, in der Freizeit, in der Kultur, in den Medien - fast überall herrschen bestimmte Vorstellungen, was ein Mann leisten sollte und was eher Frauensache ist. Wehe dem Mann, wehe der Frau, die etwas andere als die üblichen Neigungen und Vorstellungen haben!

Institutionslogiken, Sachzwänge und
Gewinnstreben entwickeln Eigendynamiken, die offen oder verdeckt
traditionelle Geschlechterverhältnisse erhalten und innovative Rollenmuster verhindern.

Dafür ließen sich massenhaft Beispiele anführen.
Man braucht sich nur mal die Personalstruktur bei ALDI, dem Konzern des reichsten deutschen Milliardärs, ansehen.
Oder den Vereinssport.
Oder die Warenproduktion.
Oder ehrenamtliche Arbeit in caritativen u. Kirchl. Institutionen.
und und und

Traditionell wird Familien- und Geschlechterpolitik in der Bundesrepublik Deutschland weitgehend an Männern vorbei gemacht.

Und? Keine Zustimmung?
Ach, ich vergaß. Familienpolitik ist hier wohl kein Thema.

Männer sind Objekte von Appellen
und Kampagnen, als Subjekte innovativen familien- und geschlechterpolitischen Handelns sind sie nicht gefragt.

Will nicht mal jemand fragen, was denn überhaupt familienpolitisches und geschlechterpolitisches Handeln ist?

Wir bekennen, dass es einen Zusammenhang zwischen patriarchalen
Strukturen und Gewalt gibt. In besonderer Weise sind wir Männer in die in
unserer Gesellschaft allgegenwärtige Gewalt als Täter und Opfer verstrickt.

Und das ist ja wohl hier überhaupt kein Thema. Gewalt ist Frauensache. Das wissen wir ja inzwischen. Daß z.B. 18% Mädchengewalt zugleich 82% offener Gewalt durch MÄNNLICHE Jugendliche impliziert, das vergessen wir lieber schnell, nicht wahr?

Und vor lauter Frauen, die irgendwo hinter den Kulissen Kriege schüren, verblassen ja die Zigtausenden Männer, die im Ernstfall vorne kämpfen und Gewalt hautnah erleben "dürfen".
Wie gesagt: als Täter oder als Opfer, oder mal als das eine, mal als das andere.
Die NATO-Staaten verfügen z.B. über folgende Truppenmengen:
Belgien 45 000 Soldaten
Großbritannien 227 700
Kanada 73 200
Niederlande 71 000
USA 1 500 000
Dänemark 25 700
Deutschland 340 000
Frankreich 394 000
Griechenland 178 000
Italien 321 000
Spanien 204 100
Türkei 630 000 (Zahlen von 1996)

4 065 200 Soldaten! Wieviele Frauen mögen dabei sein? 2%? 5%?

Welche Diskriminierung? Sollten wir nicht schleunigst die Armeen der Welt mit Frauen auffüllen? Bis die 50% Quote erreicht ist?
- Oder gibt es vielleicht doch eine bessere LÖsung?

Angesichts der Ausbeutung und Vergiftung der Schöpfung haben wir häufig
aus Gleichgültigkeit, Scham oder gar Eigennutz nicht entschieden genug
widersprochen. Die Opfer unzähliger Menschen in Kriegen und kriegerischen
Auseinandersetzungen schienen uns unvermeidbar.

Unvermeidbar? All die Toten in Jugoslawien, im Kosowo, in Kuwait und im Irak, im Gazastreifen, in Tschetschenien, in Ruanda, in Namibia - um nur mal einige zu nennen. Die Glücklicheren unter ihnen. Denn die sind ja auch noch die, die nach dem Krieg langsam dahinsiechen, die, die an Unterernährung oder wegen mangelnder medizin. Versorgung in den folgenden Jahren sterben, die, die wegen einer Landmine mit einem Arm oder Bein weniger klarkommen müssen. Kinder zumeist. :-(

Und das alles soll unvermeidbar gewesen sein?
Klar, wie sonst hätten denn die Waffenlieferanten Profit machen sollen?
Die BRD ist übrigens weltweit der Waffenexporteur Nr.4.

Wir haben die Gewalt
an Arbeitsplätzen, in unseren Straßen und Schulen, Gewalt gegen
Behinderte sowie Gewalt gegen Kinder, Frauen, Männer und Menschen
anderer Nationalität, anderen Glaubens, anderer Hautfarbe und anderer
Sprache oder anderer sexueller Lebensweisen, hingenommen.

Klar, dafür kann man dann ja schlechtbezahlte SozialarbeiterInnen in finanziell um die Existenz ringenden Sozialeinrichtungen einsetzen.
Wofür im Sozialsektor kein Geld da ist, nämlich für Aufklärung und Prävention, das findet sich dann wieder im Hoch- und Tiefbau und im Straßenbau etc. Der Transrapid läßt grüßen. ;-)

Das

Schweigen der Männer hat ein Ende! Aktiv tragen wir dazu bei, Männern
und Frauen den Weg zu einem gewaltfreien Miteinander zu eröffnen.

Liebe Männer! Schreit mal ein bißchen lauter! Ich hör so wenig. Vielleicht dringen ja auch mal ein paar Laute bis ins Internet vor.
Es sei denn, die Männer hier haben sich alle die Ohren verstopft, weil es einfacher ist, die Frauen anzuklagen (Ätsch, Ihr seid mindestens genauso schuld an der Gewalt! ) als etwas GEGEN GEWALT ZU TUN!

Wir fordern einen Perspektivwechsel in der Familien- und Geschlechterpolitik. Wer Männerveränderung will, muss im Rahmen der
Gleichstellungspolitik Männern mehr Raum geben. Das Geschlechterkampf-Denken ist überholt. Wir fordern eine Politik, die ihren
Blick nicht nur auf Frauen richtet, sondern gleichberechtigt die Belange von Männern berücksichtigt.

Spätestens hier müßten doch eigentlich alle Männer begeistert applaudieren. *Ohrenmalaufsperr* ?


Und jetzt wird's wahrscheinlich wieder uninteressant. Jetzt geht es ja bloooß noch um so unwesentliche "Dinge" wie Kinder und ein glückliches Familienleben. ;-)

Das heißt:
Männer sind im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gleichberechtigt zu unterstützen, denn ein familienfreundlicher
Betrieb ist mehr als ein frauenfreundlicher Betrieb.

Ich hab hier gerade die neue "Handreichung" des BMFSFJ vorliegen zum Thema "Familienfreundliche Maßnahmen im Betrieb".
Die Regierung hat in den letzten Jahren eine Menge unternommen zur Förderung familienfreundlicher Strukturen in der Arbeitswelt, sowohl in kleinen und mittelständischen Betrieben als auch in großen Konzernen.
Eigentlich kann sich kaum noch ein/e Arbeitgeber/in herausreden, es gebe keine Möglichkeiten, junge Eltern zu entlasten und ihnen das Leben mit Kindern zu erleichtern.
Ach, ich vergaß schon wieder, daß das hier ja niemand interessiert. StOP, bevor ich noch anfang zu schwafeln..*mir auf die Finger hau*

Männer müssen in jedweder Betroffenheit von Gewalt Hilfe erfahren.

Eben.
Nichts gegen die öffentliche Bewußtseinsbildung, gegen die Medienarbeit. Die finde ich im Gegenteil kolossal wichtig. Aber noch wichtiger finde ich Fortbildungen für die Fachleute, die sich professionell mit Gewaltopfern beschäftigen. Die müssen für männliche Opfer sensibilisiert werden.
Bis jetzt gibt es selbst für weibliche Gewaltopfer nur unzureichenden Opferschutz und immer noch viele reichlich unsensible Mitarbeiter bei Ämtern und Behörden. Für Männer, die Opfer wurden, gibt es erst recht nichts. Und die haben HILFE VERDIENT!

Gleichstellungspolitik ist paritätisch zu organisieren.

Genau. Und zwar 50 :50.
Nur so entspricht es der Bevölkerungsstruktur.

Wir ermutigen Männer, sich verstärkt auf neue partnerschaftliche
Rollenmodelle und Aufgabenverteilungen einzulassen.

Dann ermutige ich mal mit.
*ermutig* *ermutig* *ermutig*

Der "Lohn" besteht in
einer von Akzeptanz und Liebe genährten emotionalen Lebensqualität,

Den Satz isolier ich mal.
Den muß man sich mal richtig bewußt machen. Den muß man sich auf der Zunge zergehen lassen...-))))))

in einer Ganzheitlichkeit der persönlichen Identität,

Na? Wär das denn nichts? Sich endlich mal vollständig fühlen?
Dazu dürfen wir natürlich auch nicht nur vor unseren Computern hocken, bis die Augen flimmern und die Familiemeckert, weil sie sich vernachlässigt fühlt. Sondern gehen am besten mal raus in die Natur, atmen tief durch *Hm, diese würzige Abendluft*, drehen eine Runde mit dem Hund und wagen ein Tänzchen mit unserer/m Liebsten. Vielleicht zum Abschluß noch ein Spiel, das den Geist und die den Spieltrieb und die ursprüngliche Lebensfreude weckt.

in einem Zugewinn an

zwischenmenschlicher Erfahrung und sozialer Kompetenz, die sich auch im
Berufsleben positiv auswirken.

Na? Sind das denn nicht endlich mal WERTE?
Ist doch wohl was besseres als schnöder Mammon.

Wir rufen die Bundesregierung, alle Parteien, die Tarifpartner, Kirchen und
andere gesellschaftliche Institutionen auf, Geschlechterdemokratie ernst
zu nehmen.

*mitforder* *Auch für dieses Forum forder*

Nachhaltig geht dies nur, wenn wir neue und mutige Lösungen
für individuelle, institutionelle und betriebliche Erfordernisse finden.
Lasst uns hierfür alle Männer eintreten und das Gespräch mit den Frauen suchen.

Nur wo suchen sie bloß? Huhu! *heftigwink* Hier bin ich doch!
Seht Ihr mich nicht? Ich möchte doch das Gespräch! wo seid Ihr denn geblieben?

"Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Er schuf ihn als Mann
und Frau!" (1. Mos. 1, 24)

Tja, sogar im AT steht öfter mal was Gutes. Leider stehen da auch so schreckliche Sätze drin "Macht Euch die Erde untertan!" Den vergessen wir besser mal. Ganz schnell.

Sollte einer von den neuen Männern mal hier auftauchen, dann sagt mir bitte Bescheid. *Rotstift für den Kalender schon mal bereitleg* Danke.

Herzliche Grüße
von
Beatrix


gesamter Thread:

 

powered by my little forum