Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

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Das Berliner Manifest zur Männerpolitik ...

Beatrix, Wednesday, 20.02.2002, 19:40 (vor 8692 Tagen)

...und Geschlechterdemokratie

Fast ein halbes Jahr hat's gedauert, immer wieder hab ich bei den Veranstaltern nachgefragt, aber jetzt ist der Text endlich online verfügbar. (Ich war zu faul zum tippen;.) )

Der folgende Text enstand für den Intern. Kongreß zur Männerpolitik und Geschlechterdemokratie. Veranstalter war die Ev. Kirche deutschlands zusammen mit dem Berliner Zentrum für gewaltprävention, der Kath. Kirche, dem Göttinger Institut für Männerbildung und einige weitere Institute.
Näheres unter
http://www.maennerforum-nek.de/politik.html

Berliner Manifest 2001 zu Männerpolitik und Geschlechterdemokratie

"Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die
tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und
Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
(Art. 3, Abs. 2 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)

Das Recht von Männern und Frauen in Deutschland auf gleichwertige
Entwicklungschancen in Ausbildung und Beruf sowie auf partnerschaftliche
Aufgabenteilung in allen Lebensfeldern ist grundgesetzlich geschützt. Der
Staat hat sich verpflichtet, die Gleichstellung von Männern und Frauen
durchzusetzen.

Wir stellen fest, dass das Grundrecht auf Gleichberechtigung bis heute
nicht in vollem Umfange verwirklicht ist. Ökonomische und soziale
Rahmenbedingungen sowie traditionelle Rollenbilder verwehren Männern und
Frauen gleichwertige Chancen und Wahlmöglichkeiten in allen
gesellschaftlichen Bereichen. Institutionslogiken, Sachzwänge und
Gewinnstreben entwickeln Eigendynamiken, die offen oder verdeckt
traditionelle Geschlechterverhältnisse erhalten und innovative Rollenmuster
verhindern.

In den Bereichen, in denen sich Politik mit der Aufhebung solcher
Hemmnisse beschäftigt, hat sie die Interessen von Männern, die neue
Rollen leben wollen, nicht oder nur unzureichend im Blick. Traditionell wird Familien- und Geschlechterpolitik in der Bundesrepublik Deutschland
weitgehend an Männern vorbei gemacht. Männer sind Objekte von Appellen
und Kampagnen, als Subjekte innovativen familien- und geschlechterpolitischen Handelns sind sie nicht gefragt.

Wir bekennen, dass es einen Zusammenhang zwischen patriarchalen
Strukturen und Gewalt gibt. In besonderer Weise sind wir Männer in die in
unserer Gesellschaft allgegenwärtige Gewalt als Täter und Opfer verstrickt.
Angesichts der Ausbeutung und Vergiftung der Schöpfung haben wir häufig
aus Gleichgültigkeit, Scham oder gar Eigennutz nicht entschieden genug
widersprochen. Die Opfer unzähliger Menschen in Kriegen und kriegerischen
Auseinandersetzungen schienen uns unvermeidbar. Wir haben die Gewalt
an Arbeitsplätzen, in unseren Straßen und Schulen, Gewalt gegen
Behinderte sowie Gewalt gegen Kinder, Frauen, Männer und Menschen
anderer Nationalität, anderen Glaubens, anderer Hautfarbe und anderer
Sprache oder anderer sexueller Lebensweisen, hingenommen. Das
Schweigen der Männer hat ein Ende! Aktiv tragen wir dazu bei, Männern
und Frauen den Weg zu einem gewaltfreien Miteinander zu eröffnen.

Wir fordern einen Perspektivwechsel in der Familien- und Geschlechterpolitik. Wer Männerveränderung will, muss im Rahmen der
Gleichstellungspolitik Männern mehr Raum geben. Das Geschlechterkampf-Denken ist überholt. Wir fordern eine Politik, die ihren
Blick nicht nur auf Frauen richtet, sondern gleichberechtigt die Belange von Männern berücksichtigt.

Das heißt:
Männer sind im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gleichberechtigt zu unterstützen, denn ein familienfreundlicher
Betrieb ist mehr als ein frauenfreundlicher Betrieb.
Männer müssen in jedweder Betroffenheit von Gewalt Hilfe erfahren.
Gleichstellungspolitik ist paritätisch zu organisieren.

Wir ermutigen Männer, sich verstärkt auf neue partnerschaftliche
Rollenmodelle und Aufgabenverteilungen einzulassen. Der "Lohn" besteht in
einer von Akzeptanz und Liebe genährten emotionalen Lebensqualität, in
einer Ganzheitlichkeit der persönlichen Identität, in einem Zugewinn an
zwischenmenschlicher Erfahrung und sozialer Kompetenz, die sich auch im
Berufsleben positiv auswirken.

Wir rufen die Bundesregierung, alle Parteien, die Tarifpartner, Kirchen und
andere gesellschaftliche Institutionen auf, Geschlechterdemokratie ernst
zu nehmen. Nachhaltig geht dies nur, wenn wir neue und mutige Lösungen
für individuelle, institutionelle und betriebliche Erfordernisse finden.
Lasst uns hierfür alle Männer eintreten und das Gespräch mit den Frauen suchen.

"Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Er schuf ihn als Mann
und Frau!" (1. Mos. 1, 24)


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