Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Nenene

Garfield, Tuesday, 19.07.2005, 12:42 (vor 7447 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: Nenene von Andreas (d.a.) am 18. Juli 2005 21:16:

Hallo Andreas!

In dem von dir verlinkten Artikel wurde das doch recht objektiv dargestellt.

Ja, ein Papst soll sich zuvor vergewissern, daß er mit einem "ex cathedra" definierten Dogma auch viele Gläubige hinter sich hat. Was aber, wenn das auch so läuft wie auf diesem Konzil 1870? Da wurde das Unfehlbarkeitsdogma zwar von der überwiegenden Mehrheit der Bischöfe bestätigt - aber eben nur von der Mehrheit der anwesenden Bischöfe. Die Zahl der Gegner war tatsächlich weitaus höher - der Papst hat es nur geschafft, viele von ihnen von der Abstimmung fern zu halten. Es hatte schon seinen Grund, daß damals so viele Bischöfe gegen dieses Dogma waren.

Die Aussage, daß außer diesem 1950 formulierten Dogma keine Aussage eines Papstes als unfehlbar gilt, stimmt so allerdings nicht ganz. Streng genommen ist das natürlich so, aber viele sehen das offensichtlich gar nicht so streng, denn ein 1854 formuliertes Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias wird auch häufig zu den unfehlbaren Aussagen gezählt, obwohl das Unfehlbarkeitsdogma eben erst 1870 beschlossen worden ist! Das könnte man mit anderen Aussagen früherer Päpste genauso machen.

Denn da kommt ja noch etwas dazu, was in dem Artikel so formuliert wird:

"Der Glorienschein des Papst-Dogmas hat nämlich eine Wirkung, die der Kirchenleitung meist nicht unangenehm zu sein scheint. Im Gegenteil: Nicht selten halten katholische Christen wichtige, aber fehlbare Entscheidungen des Papstes und seiner vatikanischen Behörden für unumstößliche Wahrheiten, denen sie ohne Wenn und Aber zu gehorchen haben."

Die Meinung der gläubigen Katholiken ist nämlich in diesem Zusammenhang viel wesentlicher als die Meinung der Kirchenführer. Wenn die Mehrheit der Gläubigen glaubt, daß der Papst absolut unfehlbar ist (und das ist ja auch viel logischer als die Annahme, daß er nur bei bestimmten Aussagen unfehlbar ist, bei anderen jedoch nicht), dann ist das de facto in der katholischen Welt so, ganz egal, welche Regeln da wirklich mal festgelegt worden sind.

Und da es den meisten Gläubigen wohl auch schwer zu vermitteln sein wird, daß die Päpste erst 1870 unfehlbar geworden sein sollen, sehen sie eben mehrheitlich auch die früheren Päpste als unfehlbar an, in allen ihren Worten und Taten...

Freundliche Grüße
von Garfield


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