Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Scipio Africanus - Re: @stigmatisierten Ekki ...

Garfield, Thursday, 12.05.2005, 18:24 (vor 7520 Tagen) @ scipio africanus

Als Antwort auf: Re: @Scipio Africanus - Re: @stigmatisierten Ekki ... von scipio africanus am 12. Mai 2005 14:09:

Hallo Scipio!

"Ich werte nicht, wenn ich schlicht feststelle, dass Kinderhabende einfach grössere finanzielle Lasten zu tragen haben."

Deshalb bekommen sie ja auch diverse Unterstützung, z.B. Steuerfreibeträge, Kindergeld, teilweise höhere Subventionen, kinderreiche Familien können sogar eine Haushaltshilfe gestellt bekommen... Finanziert werden kann das alles effektiv nur durch die Menschen, die diese Leistungen so nicht erhalten. Das bedeutet: Ohne Kinderlose wären diese Leistungen nicht finanzierbar!

"Die sehr tiefe Geburtenrate hat ja Gründe."

Merkwürdigerweise haben die Menschen aber in früheren Zeiten, als die Einkommen viel niedriger waren als heute, mehr Kinder bekommen. Am Geld allein kann es also nicht liegen.

Es gibt da ein ganzes Bündel von Ursachen. Eine ganz wesentliche sind z.B. die modernen Verhütungsmittel, die es so früher nicht gab. Dann kommen noch die langen Schul- und Ausbildungszeiten hinzu. Früher begann ein Kind mit 14 eine Lehre und lieferte dann oft sogar noch Geld zu Hause ab. Heute geht ein Kind mit 14 noch zur Schule, es möchte teure Markenklamotten, Fernseher, Computer, Spielekonsolen usw. haben. Manche Kinder liegen den Eltern noch mit 25 auf den Taschen, oder noch länger, wenn sie keine Jobs finden und sich keine eigenen Wohnungen leisten können.

"Einer der wichtigsten ist doch ohne Zweifel, dass wer Kinder hat, auf vieles verzichten muss."

Ja, weißt du, wenn man keine Kinder hat, besteht das Leben auch nicht nur aus Freizeit und Parties.

Und wenn du deine Kinder nur als Last und Kostenfaktor empfindest, dann erkläre mir doch mal eines: Wieso bist du dann überhaupt Vater geworden?

"Werden diese Lasten nicht ausgeglichen, oder wenigstens teilweise ausgeglichen, dann haben wir bald die (beinahe)kinderlose Gesellschaft."

Du kannst die Lasten aber nicht ausgleichen, indem du Menschen, die gewollt oder ungewollt kinderlos sind, Geld wegnimmst und es den Eltern gibst. Damit förderst du nur die Abzocker-Mentalität, wie sie manche unserer alleinerziehenden Mütter an den Tag legen. Glaubst du ernsthaft, daß sich jedes Problem mit Geld lösen läßt?

Wenn es wieder mehr Kinder geben soll, ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen nötig, das weit über die pure wie wirkungslose Umverteilung von Geld hinausgeht:

1. Müssen die Schul- und Ausbildungszeiten deutlich verkürzt werden. Man muß keine dreijährige Ausbildung zum Gebäudereiniger machen. Kinder müssen auch nicht in den unteren Klassen alle paar Minuten eine Spielstunde kriegen. Da kann man noch einigen Müll abschaffen.

2. Müssen die Grundstücks- und Immobilienpreise und auch die Mieten deutlich gesenkt werden. Eigene Häuser oder Eigentumswohnungen sind eine gute Altersvorsorge, und gerade für Familien ist es gut, ein Haus mit genügend Platz und einem Garten zum Spielen für die Kinder zu haben. Die Preise sind da in den letzten Jahrzehnten aber dermaßen explodiert, daß viele Menschen sich das nur durch Aufnahme hoher Kredite leisten können. Wenn man die dann abzahlen muß, kann man auf kein Einkommen verzichten, und deshalb muß so mancher dann Kinder von seiner Wunschliste streichen. Denn leider kann man sich ein Haus üblicherweise nur in jungen Jahren kaufen, weil man später keinen Kredit mehr bekommt und weil einem sonst ja auch in jungen Jahren jede Menge Geld für Miete verloren geht. Hat man das Haus dann abbezahlt und dadurch endlich finanziell Luft, dann ist man leider zu alt für Kinder.

3. Müssen die Menschen wieder bessere Perspektiven sehen, und das klappt nur, wenn man das Problem der steigenden Erwerbslosigkeit löst. Bevor man mehr Kinder fordert, muß man erst einmal dafür sorgen, daß sie überhaupt Platz in unserer Gesellschaft finden. Millionen Menschen haben diesen Platz heute schon nicht mehr.

Das sind die drei wichtigsten Punkte, die ich da sehe.

"Naja, dieses asoziale Verhalten muss jetzt mal thematisiert werden, das kann so nicht weiter gehen !"

Asozial ist jemand, der anderen durch sein Verhalten rücksichtslos Schaden zufügt. Kinderlose legen solches Verhalten heute nach meinen persönlichen Erfahrungen seltener an den Tag als verzogene Kinder, deren Eltern froh sind, wenn sie sie nicht den ganzen Tag in der Wohnung haben und die darüberhinaus der Meinung sind, daß Erziehung Sache der Lehrer in der Schule sei und daß sie damit nichts zu tun hätten.

Und wieso, bitteschön, ist jemand, der keine Kinder bekommen kann, asozial?

Freundliche Grüße
von Garfield


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