Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Nachtrag...

Jolanda, Tuesday, 11.06.2002, 13:39 (vor 8582 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Nachtrag... von carlos am 08. Juni 2002 23:56:50:

Lieber carlos

Du bist ja noch emotionaler bei der Sache als ich :-)

Ich denke, ich komme schon langsam dahinter um was es den verschiedenen "Schreibern" hier so geht.

Auf der einen Seite sind Männer, die regen sich wahnsinnig auf, wenn es heisst, dass es Situationen gibt, wo Mann eben nicht anders kann als zu vergewaltigen, weil die Frau einfach zu sehr provoziert hat. Weil sie sich sagen, bei mir könnte eine Frau nackt auf dem Tisch tanzen, ich würde nie über sie herfallen, wenn sie nicht will.

Dann sind da die Männer, die sich wahnsinnig aufregen, wenn ein Mann sich an einer Frau vergreift und sie dann erfahren, sie hat es herausgefordert, indem sie den Mann bewusst provoziert hat.

Wenn wir von Mitverantwortung reden, klingt das schon ganz anders, als wenn wir von Mitschuld reden. Denn wenn wir von Mitverantwortung reden, dann kommt dieser Aspekt nur dann ins Spiel, wenn die Frau tatsächlich extrem provoziert hat.

Ich denke, mir ist das so aufgestosssen, weil ich weiss, dass es bei den meisten Vergewaltigungen nicht vorher zu einer Provokation von Seiten der Frau kam. In den meisten Fällen kann die Frau nichts tun, um sich vor einer Vergewaltigung zu schützen. Weil oft über das Zufallsprinzip entschieden wird, wer denn nun vergewaltigt wird.

Oder oftmals findet Missbrauch ja in der Kindheit statt und man kann einem Kind ja nicht unterstellen, es trage Mitschuld an diesem "Verbrechen".

Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es viel weniger Vergwaltigungen gäbe, wenn nur die nicht statt finden, wo die Frau provoziert, klar kann da bestimmt die eine oder ander Frau schon Einfluss nehmen, wenn sie an gewissen Orten nachts nicht alleine rumläuft, indem sie allgemein vorsichtig ist, nur weigere ich mich auch, nun in meinem Hinterkopf immer mit dem Gedanken rum zu laufen, pass bloss auf, was du für Kleidung trägst, flirte nicht rum, sei nicht zu offen,nicht zu vertrauensseelig weil sonst könntest du vergewaltigt werden. Ich weigere mich deshalb, weil ich einfach glaube, dass die Mehrzahl der Männer durchaus in der Lage sind, auch sexuellen Reizen einer Frau zu widerstehen.

Ich finde auch, dass zwischen Mann und Frau doch noch die "Funken" sprühen sollten, dass man sich anlächelt, flirtet, das gehört doch auch zum schönen Teil des Lebens. Das sollte doch möglich sein ohne dass ich damit als Frau falsche Signale setze.

Ich denke, dass es nicht die Regel ist, dass Frauen vergewaltig werden, weil sie es herausfordern. Ich denke, es gibt Fälle, wo die Frau durch ihr Verhalten dazu beigetragen hat, dass der Mann die Kontrolle verloren hat. Nur ist es deswegen trotzdem ein Verbrechen. Eine Frau kann dann in diesem Fall bestimmt nicht an einer Mitverantwortung vorbeisehen. Sie wird sich damit auseinandersetzen müssen. Ich bin mir sicher, dass der Anwalt des Täters, das sehr wohl zur Sprache bringen wird.

Mein Onkel ist ja Richter und mit ihm unterhalte ich mich oftmals über solche Themen und er meinte, bei Vergewaltigungen zeige die Statistik, dass es oftmals reiner Zufall ist, welche Frau es trifft, er meinte es trifft dicke und hässliche sogar alte Frauen. Oder es passiert im Bekanntenkreis, ein guter Freund des Mannes oder ein Freund der Familie, dort hat die Frau das Gefühl, sie ist sicher, weil das ist ja ein Freund.

Wenn wir ganz spezifisch von einem Fall reden, wie z.B. den Fall den XRay geschildert hat, wo dieser Teenager mit einer Freundin gewettet hat, ob sie den Mann so weit kriegt, dass er heiss wird, die sich als Nutte ausgegeben hat, in so einem Fall hat dieses junge Mädchen schon Mitverantwortung, auch wenn Sie sich zu wenig bewusst war, was sie hier für ein gefährliches Spiel treibt. Und sie wird mit dieser Mitschuld leben müssen, sich noch oft sagen, warum habe ich so fahrlässig und unüberlegt gehandelt, wenn ich das nicht getan hätte, wäre mir das nicht passiert.

Aber sehr oft ist das nicht der Fall, die Frauen haben keine Chance, diesen Angriff abzuwehren, weder im Vorfeld noch während dem Ueberfall.

Und ich werde mich auch weiterhin weigern, den Mann als "potentiellen Vergewaltiger" zu sehen. Gewalt egal welcher Art, ist kein Privileg und es gibt dafür nur selten eine Entschuldigung. Man kann versuchen, sich in die Situation des Täters hineinzuversetzen, zu analysieren was und warum ist das passiert und das auch berücksichtigen, aber es ist niemals eine Entschuldigung.

Für mich sind Männer keine wilden Tiere, die sich nicht unter Kontrolle haben, die Männer, die ich kenne, die würden sich nicht zu so etwas hinreissen lassen, egal ob die Frau ihnen ihre Brüste ins Gesicht streckt oder nicht.

Ein lieber Gruss
Jolanda


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