Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Antwort vom Verteidigungsministerium zum Thema Wehrpflicht

Alex, Wednesday, 02.04.2003, 15:55 (vor 7715 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: Antwort vom Verteidigungsministerium zum Thema Wehrpflicht von Maesi am 01. April 2003 20:44:35:

Hallo Maesi!

...Als wesentliches Problem sehe ich, daß der Mann durch diese Regelung in seiner Beschützerrolle "eingefroren" wird... insofern wird sich wohl auch wenig bewegen. Männer haben weiterhin die Starken zu sein, die im Zweifel bereit sind mit Gewalt zu agieren. Dies im Sinne eines Rechtes, das deren Rechte mit Füssen tritt.......

Naja, das sehe ich nun anders, das ist eine verallgemeinerte These.

Trotzdem werden fuer militaerische Angriffs- aber auch Verteidungsaktionen zum weit ueberwiegenden Teil Maenner eingesetzt. Als Regel betrachtet (mit den fuer Regeln typischen Ausnahmen) trifft XRays These IMHO zu.[/i]

Ich will aber weg von diesem Männer/Frauen Hickhack... da werden für mich Menschen eingesetzt. Und speziell Krieg ist eine beschissene Sache. Deswegen stört mich auch die Wehrpflicht.... primär nicht, weil sie nur für Männer gilt, sonder weil sich Berufssoldaten den Job wenigstens aktiv ausgesucht hätten. Sicher ist eine einseitige Wehrpflicht eine Ungerechtigkeit, das sehe ich auch so. Nur die Ungerechtigkeit der Wehrpflicht AN SICH hat nach meiner Meinung einen höheren Stellenwert. Auch hier wieder: Das Geschlechter-Ping-Pong löst sich dabei, ganz nebenbei, von selbst auf.

Im persönlichen Bereich würde ich z.B. an jeder Beziehung zweifeln, wenn meine Frau nicht willens wäre auch mich zu beschüzen, wenn ich in Not bin.
1. Moeglicherweise bist Du ein atypisches Beispiel. In diesem Falle waere obiges Beispiel unerheblich, da fuer die ueberwiegende Zahl der Menschen unzutreffend. Ausserdem hast Du klammheimlich von der Wehrpflichtsebene auf die zivile persoenliche Ebene gewechselt. Beides ist IMHO nur bedingt miteinander vergleichbar.

Ob ich ein atypisches Beispiel bin weiß ich nicht... ich hatte NUR solche Freundinnen.
Den wechsel auf die private Ebene mache ich bewußt und oft sehr gern... wenn es nämlich im persönlichen Bereich schief aussieht, dann ist das oft ein Indiz dafür, dass es auf größerer Ebene auch schief ist.

2. Es stellt sich die Frage, wie die Beschuetzerrolle in unserer Zivilgesellschaft definiert ist, und wie sie wahrgenommen wird. Ernsthafte physische Gewalt ist in unserer Gesellschaft vergleichsweise selten. Deshalb kann auch kaum von einer generellen Beschuetzerrolle gesprochen werden. Trotzdem gibt es Indizien dafuer, dass Beschuetzer- und Retterfunktionen eher von Maenner denn von Frauen wahrgenommen werden. Im zivilen Bereich sind da v.a. Polizei, Feuerwehr, Seenotrettungs-, Bergrettungsdienste, etc. zu erwaehnen, die zum weitaus groessten Teil von Maennern besetzt sind (insbesondere bei riskanten Einsaetzen); in allen diesen Funktionen setzen sich die Retter bei ihrer Arbeit einem gewissen Risiko aus. Im weiteren Sinne kann man auch den Arztberuf als eine schuetzende/rettende Funktion anschauen; das Risiko an Leib und Leben ist aber bei einem Arzt eher minimal.

Was nutzt diese Erkenntnis? Bringt es Dir persönlich was, wenn irgendwelche Männer "tapfere Helden" sind? Mir nicht! Ich bewundere jeden mutigen und trotz Risiko hilfsbereiten Menschen... aber ob das jetzt Männer oder Frauen waren ist mir echt schnurz piepe...
Ich kann einen Menschen bewundern, für Taten die er getan hat... ein Rückschluß auf eine Gruppe von Menschen finde ich dagegen einfach sinnlos... ich bewundere nicht alle Inder, weil Ghandi ein toller Mensch war.

Eindeutig auf das maennliche Geschlecht fixiert, ist in den meisten Staaten die militaerische Verteidung. Soweit Wehrpflicht besteht, werden fast ausschliesslich Maenner zum Wehrdienst verpflichtet (Ausnahme: Israel). Auch in Staaten mit mehr als einem nur unerheblichen Anteil von Frauen in den Armeen (z.B. Israel, USA) werden die Einsaetze mit dem groessten Risiko (v.a. Bodeneinsaetze) fast ausschliesslich durch Maenner wahrgenommen, bzw. den Frauen wird freigestellt (im Gegensatz zu ihren maennlichen Kameraden), ob sie an solchen Einsaetzen teilnehmen wollen oder nicht. Hier wird die Beschuetzerrolle bezogen auf militaerische Verteidigung sehr stark auf die Maenner geschoben. Aber auch Luftschutzeinsaetze, Rettung von Verwundeten (insbesondere im Gefecht), Evakuierung von Zivilisten, etc. im Rahmen von militaerischen Konflikten sind eindeutig Maennerdomaenen.

Ok, ist eine Ungleichbehandlung, sollte nicht sein. Zufrieden?

Das schien aber bisher nie der Fall zu sein... Frauen setzen sich da genauso massiv ein wie Männer.... alles andere scheint mir mehr politische Polemik zu sein.
Die Frage ist natuerlich, wie wahrscheinlich solche Situationen sind. Soweit es sich um massive physische Bedrohungen handelt, sind diese sehr selten. Soweit es sich um eher harmlose physische Bedrohungen handelt, kann ich Deiner These nicht zustimmen: bei physischer Gewalt verhalten sich Frauen weitgehend passiv;

*grrrrr* schon wieder diese Verallgemeinerungen!
PASS MAL AUF:
Meine Freundin sieht, wie vier Typen vor dem Haus in dem sie arbeitet auf einen einzelnen eindreschen und treten. Was macht sie? Sie rennt raus und wirft sich dazwischen, und hat selbst einige Beulen dabei kassiert, und ihre Nase war angebrochen!
Sie hat das Opfer mit ihrem eigenen Körper bedeckt, und so verhindert, dass die den totgeprügelt haben....

Na? Noch Fragen?

Real passiert, vor etwa 4 Monaten! Und ich bin UNGEHEUER STOLZ auf meine Freundin und IHREN MUT.... auch wenn ich vor Angst um sie danach fast gestorben wär als ich alles erfuhr *Tränen in den Augen wegwisch* *heul* ich schreib später weiter...

am ehesten schreiten sie verbal gegen Gewaltdrohungen ein. Wenn ueberhaupt jemand bei Gewalttaetigkeiten schuetzend eingreift, dann am ehesten noch ein Mann, wobei auch dies eher die Ausnahme darstellt. Meist mischt man sich bei Gewalttaetigkeiten naemlich ueberhaupt nicht ein und alarmiert lieber die Polizei (wiederum meistens Maennern bestehend), die dann eingreifen soll.

Das ignorier ich jetzt einfach! S.O. Übrigens standen da einige "Männer" nur dumm rum..... SIE ALLEINE hat aber was getan!

Und was Frauen bei der Bundeswehr angeht.

Es kann sein, daß Männer dort keine Frauen haben wollen.
Ich sehe aber auch.. und ich habe es in x Diskussionen bestätigt bekommen... Auf Ausdehnung der Wehrpflicht auf Frauen angesprochen, kommen die Aussagen, daß
- sie generell für der Abschaffung der Wehrpflicht sind (,denn wenn sie dafür wären, müssten sie die Wehrpflicht für sich akzeptieren. Die Grünen reden zwar von Abschaffung der Wehrpflicht, aber bewegen eben nichts. Eine Art von Selbstbetrug, wie mir scheint. )...

ok, ich ja auch, ich halte eine Abschaffung einfach für vernünftig

Die Problematik 'allgemeine Wehrpflicht ja oder nein' sollte grundsaetzlich losgeloest von der Geschlechterfrage behandelt werden. Lediglich die Ungleichbehandlung von Maennern und Frauen in diesem Zusammenhang ist im Rahmen der Gleichberechtigung interessant.[/i]

*seufz* Genau diese Loslösung will ich eben nicht. Damit zeigen wir Probleme auf, lösen aber keine. Es gibt für mich keine Geschlechterfrage. Das Lösen einiger wesentlich wichtigerer Probleme würde Ungerechtigkeiten besser beseitigen, als ein Stilisieren von zwei Typen von Mensch.... um den verbleibenden Rest können wir uns kümmern, wenn die Betrachtung jedes Menschen als Individuum noch Probleme offen läßt.

- Männer ja die seien, die auch die Kriege verantworten...
Bestimmt! Deswegen hat die eiserne Lady auch den Falklandkrieg angezettelt.... also objektiv einfach Blödsinn.

Dass Margaret Thatcher den Falklandkrieg angezettelt hat, ist objektiv einfach Bloedsinn.

War etwas drastisch ausgedrückt. Dem geltenden Völkerrecht hat es natürlich nicht widersprochen. Auch wenn ich was gegen Kolonial-Mächte hab....

Und das "Frauen" genauso aggressiv handeln können wie "Männer", darin dürften wir uns eh einig sein... da ist keine Diskussion notwendig.

...Als Waehler (oder auch als Nichtwaehler) musst Du jedoch trotzdem die Verantwortung fuer Deine Wahl (bzw. Wahlabstinenz) uebernehmen. Denn Du kannst zwar die Macht mittels Wahl delegieren, nicht jedoch die Verantwortung fuer die von Dir getroffene Wahl. So funktioniert nunmal die repraesentative Demokratie. Bei einer direkten Demokratie (bzw. Mischform zwischen direkter und repraesentativer Demokratie) kann der Souveraen als Stimmbuerger direkt auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen. Aber auch hier bestehen normalerweise gewisse Einschraenkungen fuer die Einflussnahme.

Tja, dass ist das Problem. Ich kann mich zwar informieren... z.B. über Biographie eines Repräsentanten... nutzt mir aber nix, wenn der nachher trotzdem Dinge tut, bei denen mir die Haare zu Berge stehen... gewählt ist gewählt. Das schränkt die übernehmbare Verantwortung doch erheblich ein... dazu müßte ich ein detailiertes Psychogramm anfertigen, was wohl schwer möglich wäre... und selbst dann wäre ich vor Überraschungen nicht sicher...

Eine gueltige, und somit voelkerrechtliche verbindliche Entscheidung eines Staates (bzw. der autorisierten staatlichen Organe) gilt auch fuer alle deren Staatsbuerger. Wuerde beispielsweise die Schweiz der BRD den Krieg erklaeren (in der Schweiz hat die Vereinigte Bundesversammlung die Kompetenz dazu), gaelte dies fuer saemtliche Schweizer, ob diese jetzt einverstanden waeren mit dem Entscheid oder nicht. Die BRD waere dann wiederum berechtigt, geeignete Gegenmassnahmen zu ergreifen, die saemtliche Schweizer betraefen (beispielsweise Einfrierung von schweizerischen Guthaben in der BRD, Ausweisung von Schweizer Buergern aus der BRD, Internierung von als gefaehrlich eingestuften Schweizern, etc.). Dies ist jetzt natuerlich ein drastisches Beispiel; aber kein Schweizer koennte sich einfach darauf berufen, er haette den Kriegsentscheid schliesslich als Individuum nicht mitgetragen, und die BRD duerfe ihn deshalb nicht als Buerger eines feindlichen Staates ansehen. Die Staatszugehoerigkeit bewirkt vielmehr gewissermassen eine summarische Behandlung dessen Buerger durch andere Staaten aber auch eine summarische Haftung der Buerger fuer Entscheidungen des eigenen Staates, und zwar im Guten wie im Schlechten.

Das wird aber leider erst mit einer Weltregierung einigermaßen ein Ende haben können.

Allerdings stimme ich Dir zu, dass eine Aufteilung von Verantwortung (sei es fuer militaerische Konflikte, Wehrpflicht und dgl.) auf Geschlechter zu pauschal und deshalb unsinnig ist; insofern sind die durch Feministinnen vorgebrachten pauschalen Verantwortungszuweisungen an das maennliche Geschlecht fuer alles Boese und Schlechte auf dieser Welt unsinnig.

Danke! Und Unsinn wird auch nicht klüger, wenn man drauf herumreitet.
Deswegen verwende ich meine Energie nicht dazu, sondern um jeden Einzelnen einzuschätzen... da passt das Bild wenigstens besser.
Und den Anhänger eine Ideologie überzeugst Du nicht durch Gegen-Ideologie.... er fühlt sich in den meisten Fälle angegriffen, und mach einfach dicht. AUCH in Fällen, wo Du wirklich Recht hast!
Zeig aber, dass Du an Kampf garnicht interessiert bist, und einen gesunden Gerechtigkeitssinn hast... dann geht manchens einfacher.

Liebe Grüße

Alex


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