Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Genderqueere Sprachkritik

susu, Sunday, 23.02.2003, 01:12 (vor 7736 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Genderqueere Sprachkritik von Arne Hoffmann am 22. Februar 2003 18:06:51:

Hallo Arne.

Hoppla! Ich hoffe, das Schlimmste ist wirklich vorüber, und wünsche dir weiterhin gute Besserung!

Ja, es geht schon wieder besser. Unser Mutter sagt "Ja, ja, über mangelnde medizinische Versorgung Dank männlicher Sozialisation klagen, aber dann selber nicht zum Arzt gehen." Ich eine AC10 aufgelöst und gesagt "Was schleimlösendes und spätestens übermorgen ist das weitestgehend ausgestanden." (Wofür habe ich eigentlich zweieinhalb Jahre Pflegeerfahrung?)

Witzigerweise wird gerade in den aktuellen "Schlagzeilen" (Deuschlands größte SM-Zeitschrift), die ich heute im Briefkasten hatte, in den Buchrezensionen "(K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive" gleich als erstes besonders empfohlen. Der Übergang scheint also tatsächlich vorhanden zu sein.

Hab ich noch nicht, ist mir aber schon haufiger ans Herz gelegt worden. Die meisten fanden "Looking Queer" aber besser, daß noch weiter über den Tellerrand schaut (Sind zwar auch ein oder zwei wirklich schlechte Artikel drin, besonders der von A.Dworkins langjährigem Lebensgefährten gefiel mir außerordentlich wenig, aber die Mehrheit war überdurchschnittlich). Die Tage laß ich auch einen Bericht eines radikalen religiösen Rechten aus den USA, der einen überaus böswilligen Bericht über eine Transgender Veranstaltung verfasst hatte. Am Ende des Artikels merkt er an, daß ihm vom Dia-Vortrag "Phaloplasty - New Options" so schlecht geworden sei, daß er sich dann nicht mehr in den "Introduction to SM"-Workshop getraut habe...

Hmm, ja, ich sehe, was du meinst, aber auch da sind doch die Grenzen fließender. Bei Unterwerfungsspielen ist es ja oft so, dass man zu etwas "gezwungen" werden möchte, was man eigentlich gerne von sich aus tun möchte, was man sich aber nicht traut, weil es z. B. gegen die sozialen Normen verstößt. Mit dem Umweg des Zwangs kann man sich aber selber austricksen. Manche SM-Transgender wären dann eben Transgender, die (innerlich oder nach außen) nicht dazu stehen. Andere SM-Transgender tragen bei ihren Rollenspielen eben gern "freiwillig" die Klamotten des jeweils anderen Geschlechts, und es kommen außerdem SM-Elemente dazu.

OK, wobei sich diejenigen, die sich zwingen lassen wollen, wahrscheinlich nicht selbst als Transgender bezeichnet wissen wollen. Aber du hast Recht, die Grenzen sind da sicher fließend.
ll.

>Interessant auch, daß das LFT sich zeitgleich für Transfrauen und lebsche SMlerinnen geöffnet hat.<<

Das "LFT" ist ..? Ich kann die Abkürzung momentan nicht zuordnen.[/i]

Das "Lesbenfrühlingstreffen". Bin ich jetzt schon von mehreren zu eingeladen worden (u.a. auf Kims Forum...).

>Die Argumentation, mit dem sich bestimmte Strömungen des Feminismus gegen Trans* und BDSM einsetzen, sind außerdem fast identisch.<<

Welche Strömungen und welche Argumente sind das?[/i]

Das was sich selbst als "second wave" bezeichnet und irgendwann in den späten 70ern mit dem weiterdenken aufgehört hat. Die Anti-SM Argumentation geht: SM ist ein symbolischer Vergewaltigungsakt. (diese Argumentation hat ja z.B. auch A.S. Punk übernommen) Die Anti-Trans* Argumentation geht: Trans* ist ein Aneignungsakt der Körper von Frauen (FzMs werden entweder als nicht-existent angesehen, oder gelten als dumme Helferlein des Patriarchats, die Argumentation dazu habe ich nie ganz verstanden) und damit einer Vergewaltigung gleichzusetzen. Kurz: Trans* und BDSM sind einfach genau dasselbe wie Vergewaltigungen, nur noch schlimmer, weil nicht eine Frau, sondern ALLE Frauen auf einmal vergewaltigt werden. Dabei ist es letztendlich völlig egal, wer in welche Richtung transitioniert, oder wer Dom, bzw. Sub ist. Auch schwule Lederkerle vergewaltigen symbolisch die Frau als solche. Gehört argumentativ zu den blödesten Theoriebildungen die überhaupt in der Geschlechterforschung aufgestellt wurden und ist teilweise völlig unverständliches Kaudawelsch (bei den Poststrukturalistis reicht ja wenigstens ein Fremdwörterlexikon und ein Schrank voll Sekundärliteratur um so halbwegs die Stoßrichtung der Argumentation zu begreifen, aber diese Literatur verzichtet auf großartige Zitate und ist sprachlich simpel gehalten).

>Die Zeichenkette mit der die Queerbewegung sich selbst beschreibt, wird derweil immer länger (hast du eine Ahnung was das zweite Q, daß letztens oftmals drin ist bedeutet?)<<

Sorry, ich hab zum dritten Mal hintereinander keine Ahnung. Ist aber auch schwierig so ganz ohne Publikumsjoker ... wir sind hier schließlich mindestens im 64.000-Euro Bereich ...[/i]

Früher hieß es ja nur GLB (gays, lesbians and bisexuals) dann kam das Trans T dazu, mitlerweile auch mal ein I, oder H, je nachdem welchen Term die dem Autor am nächsten stehende Intersexuellen/Hermaphroditen Organisation bevorzugt. Dann folgte auch noch ein TS, für die Two-Spirit people diverser Amerikanischer Indianer-Stämme und ein Q für den Rest, damit laß sich das dann GLBTTSIQ. Seit kurzem taucht immer mal wieder ein zweites Q auf, und ab und ann wird auch noch die kompletter BDSM Zeichenkette hineingefügt:
GLBTBDSMTSIQQ. Das ist zwar nicht mehr so eine tolle Abkürzung, aber wir wollen ja niemanden ausschließen, auch jene mysteriöse Gruppe nicht, die sich hiter dem zweiten Q verbirgt.

susu


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