Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Eine beunruhigende Betrachtung dazu

Chato, Monday, 19.01.2009, 15:45 (vor 5595 Tagen) @ Chato
bearbeitet von Chato, Monday, 19.01.2009, 15:48

Hallo Maesi!

Bemerkst du die überaus kunstvolle Komposition, mittels derer Orwell den Leser ins zeittranszendierte Ewige hinübernimmt? Winston sitzt in der Spelunke und hört und sieht dort im Televisor die seit Ewigkeiten immer gleichen Nachrichten vom endgültigen Sieg in einem Krieg, an dessen Beginn sich längst niemand mehr erinnern kann und der auch niemals enden wird. Krieg bedeutet ja Friede und Unwissenheit Stärke. Er rennt in die Begeisterung dieses ewiggleichen, unerhörten Sieges, indem er einfach unbeweglich sitzen bleibt; dieses Rennen ist also ein rein seelisches. Physisch trinkt er fuseligen Gin, den die Kellner unaufgefordert nachschenken, sobald das Glas leerer zu werden beginnt. Aber trinkt er ihn tatsächlich? Und wenn ja: wo trinkt er ihn?

Als er aufhört, zu rennen und Hurra zu rufen, befindet er sich ja sogleich im Ministerium für Liebe. Mit seiner durch völligen Verrat schneeweiß gewordenen Seele wandelt er beglückt und wie im Sonnenschein der dort gefundenen Wahrheit den Gang entlang und empfängt in dieser Seligkeit das ersehnte Geschoß, das in seinen Kopf eindringt, derweil er zwei nach Gin duftende Tränen der Rührung und der Liebe zum Großen Bruder weint. Wie kommt der Gin in diese Tränen, die er doch auf dem weißgefliesten Gang im Ministerium für Liebe anläßlich seiner Vaporisierung vergießt? Wenn er sie aber in der Spelunke vergießt, in der er ja den Gin trinkt, dann hat seine Vaporisierung die ewige Erinnerung an seine selige Vaporisierung hinterlassen.

Hat die dann überhaupt real stattgefunden? Wird es sie überhaupt jemals geben? Wird es umgekehrt jemals noch irgend etwas anderes für ihn geben als dieses Sterben in den Großen Bruder hinein? Kann sich daran noch jemals etwas ändern, da es nun doch offenbar keine Zeit mehr gibt, in der allein sich etwas ändern kann?

Wie nahe befinden sich wohl die Leser und Schreiber dieses Forums an einer solchen Lage dran? Wenn man die "asiatischen Horden" mal einfach Feminismus nennt: wann wird der Große Bruder selbigen wohl für immer besiegt haben? Findet das alles überhaupt noch real und in der Zeit statt? Oder grüßt bereits einfach nur jeden Morgen neu das Murmeltier? Wenn es so wäre: wäre es dann nicht allerallerallerhöchste Zeit, aus dieser Umlaufbahn auszubrechen? Solange das noch geht! Wenn es nämlich definitiv nicht mehr geht, dann ist die Zeit für immer zu Ende gegangen und die Ewigkeit hat begonnen. Und das wäre dann wahrlich keine besonders schöne Ewigkeit.

Aufwachen!

Chato

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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