Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Fahrenheit 68

susu, Friday, 22.09.2006, 02:20 (vor 6478 Tagen) @ Scipio Africanus

Hallo scipio

deine Argumentation ist wahrlich abenteuerlich. Du willst hier allen
Ernstes behaupten, die Aussage "Das Private ist Politisch" sei kein
politisches Bekenntnis, sondern eine simple, triviale Feststellung wie
beispielsweise "der Mond ist rund" ? Darf ich schmunzeln ?

Darfst du. Aber wenn ich schon auf die rein formale Auslegung des Satzes im Rahmen der Logik festgenagelt werden soll, wie Adam das will, dann kann ich den Satz doch formal im rahmen der Logik auslegen...

Wäre dies tatsächlich so, dann wäre die Aussage falsch. Du selbst
widerlegst sie anschliessend, indem du reklamierst, es gäbe Bereiche,
welche von den 68-ern vor der staatlichen Einflussnahme geschützt wurden.
Na was denn nu ?

Frage an dich, ist "das Politische" für dich "das Staatliche?" Da würde ich direkt mal Anmerken wollen, daß allein der Begriff außerparlamentarische Opposition darauf hindeutet, daß 68 der Begriff des Politischen nicht allein auf das Staatliche reduziert wurde. Deshalb schrieb ich ja vorher, daß man die Begriffe das privaten und politischen aus verschiedenen Richtungen entgrenzen kann.

Das Problem ist im Grunde genommen aber deine beliebige Umdeutung der
Begriffe, was wir eigentlich schon geklärt hätten. Ich bitte um
Kenntnisnahme.

Ich verstehe nur weiterhin nicht, wie man auf die Idee kommen kann zu glauben 68 sei es zentral darum gegangen die Rechte des Staates auszudehen, wenn wirklich in jeder Beziehung genau das Gegenteil der Fall war.

Es gibt nicht nur Positionen, sondern eine (Handlungs-)Maxime, Gender
Mainstreaming genannt, welche fordert, das Geschlechterverhältnis
umfassend zu regeln, was nun ohne Zweifel intime Bereiche tangieren muss,
die doch traditionell dem Bereich des Privaten zugeordnet wurden, dem
Bereich, der staatlichem Einfluss entzogen sein sollte. Gerade dies wird
aber negiert.

So, das ist doch mal was. Such mir Gender-Mainstreaming als Begriff vor 1995. Gab es nicht. Es wurde in dem Jahr geprägt. GM wurde 1997 von der EU als ab 99 verpflichtend für die EU-Länder eingeführt, deshalb wurde erst unter Rot-Grün eine teilweise Umsetzung vorgenommen. Von den 15 Regierungschefs, die das Konzept im Amsterdamer Vertrag verankerten waren 7 konservativ, 7 Sozialdemokratisch und einer neutral... Insbesondere hießen der Deutsche Kanzler und sein Außenminister, die ihn unterzeichneten nicht Schröder und Fischer (also zwei 68er), sondern Kohl und Kinkel. Ersterer war 68 Chef der CDU in Rheinland-Pfalz, wo er 69 Ministerpresident wurde, letzterer beim Bundesministerium des Inneren tätig.

Hier sind die Bestrebungen, den politischen Gestaltungsanspruch
auszudehnen, unverkennbar. Die von dir als Gegenbeispiele genannten
APO-Positionen beweisen lediglich, dass die APO eben in ihrem Entstehen
staatskritisch war. Nun haben sie aber den Gang durch die Institutionen
abgeschlossen, und staatskritische Positionen sind nicht mehr
identitässtiftend.

Die Frage ist, ob diejenigen unter den 68ern, die den "Gang durch die Institutionen" angetreten sind, sich von den Gedanken von 68 dabei verabschiedet haben. Wenn ja, dann kann man 68 nicht ursächlich für ihr jetziges Verhalten verantwortlich machen und insbesondere auch nicht jene 68er, die eben nicht mitgegangen sind.

susu


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