Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Fahrenheit 68

Scipio Africanus, St.Gallen, Sunday, 17.09.2006, 16:21 (vor 6482 Tagen) @ susu
bearbeitet von Scipio Africanus, Sunday, 17.09.2006, 16:24

Nein? Wie erklärst du denn dann seine Stellung als jemand, der schon zur
Gründungszeit der Grünen für "Realpolitik" eintrat?


Was soll das beweisen ? Mir ging es um handfeste Konsequenzen, was gemeinhin als "Verantwortung übernehmen" bezeichnet wird.

Ich erinnere daran, dass Fischer mit
radikalmilitanten Gruppen verbunden war, die Molotowcocktails

schmissen.

Dabei gab es Tote und Schwerverletzte.


Es gab keine Tote. Hättest den Wiki-Artikel von dem du oben sprachst ja
auch mal lesen können...

Er beteiligte sich führend an mehreren Straßenschlachten mit der Polizei (?Putzgruppe?), in denen Dutzende von Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden. Als Außenminister entschuldigte sich Fischer für seine damalige Gewalttätigkeit, wollte sich aber gleichzeitig nicht davon distanzieren.
Quelle : Wikipedia

Das alles ohne Konsequenzen für seine Karriere. Dann schwupps zu den Grünen, die sich als die pazifistische Partei schlechthin generieren. Wie manche das alles unter einen Hut bringen, das ist mir schleierhaft.

In Deutschland wurden schon so manche sozial erledigt, nur weil sie sich missverständlich äusserten im Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte.
Und wer hat am lautesten geschrien ? Nun rate mal. Womit wir wieder ein Beispiel für diese penetrante Selbstgerechtigkeit hätten. Es ist für jeden Nichtblinden offensichtlich, dass sich vor allem die Grünen für die moralisch besseren Menschen halten. Die unsägliche Claudia Roth ist so eine. Eine Moralapostelin. Es ist doch naheliegend, jemanden auch und nicht zuletzt an den eigenen Ansprüchen zu messen.

Lies DU mal den Wikiartikel. Aber einverstanden, Mord konnte ihm nicht nachgewiesen werden.


Die utopischen Ziele - wie die von dir angesprochene klassenlose
Gesellschaft - haben sie natürlich nicht erreicht. Dazu besteht für die
Protagonisten und ihre Wähler auch kein Anlass, gehört doch der

typische

Grünwähler zum gehobenen Mittelstand. Wozu dann noch eine klassenlose
Gesellschaft ?


Die Grünen sind nicht gleich die "neue Linke" von 68. Die Grünen hatten
auch einen großen Zulauf durch bürgerliche Kreise, die sich dem
Umweltschutz verpflichtet fühlten.

Die wurden grösstenteils entsorgt. Das war in der Anfangszeit der Grünen so, wo Positionen eingenommen werden mussten. Da gab es noch rechtsbürgerliche Grüne. Die sind schon lange weg.

Den Druck gibt es auch von Rechts. Wer glaubt die FAZ oder die Bild (Titel
Gestern "Schock: Deutschland sozialistische als China") hätten keine
Medienmacht, oder die Pro 7 Nachrichten und mehr noch RTL hätten keine
politische Agenda, geht naiv an die Medienlandschaft heran. Und wer die
Propaganda zum Besuch des Papstes erlebt hat, nun weisgott kein Linker,
sondern eher erzkonservativ, der kann sich auch des Eindrucks nicht
entwehren, daß auch die öffentlich rechtlichen nicht ganz so neutral sind.

Der Besuch des Papstes ist nun mal ein Grossereignis, zumal er ja Deutscher ist. Daraus lässt sich so gut wie nichts schliessen.

Sag mir doch mal, wie ist es möglich, dass das Unrecht, das entsorgten Vätern widerfährt, nahezu vollständig ausgeblendet wird ? Hat es keine gesellschaftliche Relevanz ? Kannst du hier keinen Konformitätsdruck erkennen ? Die Medien sind ausgeprägt feministisch.
Du erwähnst Pro7, der Sender, der so dämliche Produktionen wie "Kämpfe um deine Frau" produziert ? Oder war das Sat1 ?

Eine Meinung zu vertreten, der mehr Leuten zustimmen (50%) als ablehnen
(47%) als nonkonformistisch zu bezeichnen - dazu gehört schon Schneid.
Warum das nicht städig Thema in den großen Zeitungen ist, wird auch klar,
wenn man sich die Aufschlüsselungen nach Bildung ansieht. Die Leute lesen
weder FAZ noch Ziet, sondern tun sich die Bild rein, wenn sie denn
überhaupt zur Zeitung greifen. Dieser Diskurs wird in Nachmittagstalkshows
und auf VIVA in die andere Richtung geführt.

Da hast du den Kern der Sache wieder mal verfehlt. Ein Konformitätsdruck ist überhaupt dann erst notwendig, wenn ungeliebte Meinungen unterdrückt werden sollen. Sind wir alle einer Meinung, dann braucht es keinen Druck.
Was die Nachmittagsshows betrifft : Die kann doch kein Mensch wirklich ernst nehmen. Man schau sich nur mal die Themen an.

Kann man sie "sachlich" kritisieren? OK, man kann darauf verweisen, daß
ihre Tatsachenbehauptungen nicht mit den Ergebnissen der Psychologie,
Soziologie und Pädagogik der letzten 20 Jahre kompatibel sind.

Psychologie, Soziologie und Pädagogik sind gerade die Felder, wo die 68-er am meisten Einfluss gewannen.
Da wäre ich mal gespannt, inwiefern ihre Behauptungen - die ich übrigens grösstenteils nicht unterstütze - wissenschaftlich widerlegbar sind. Beispiele bitte.

Aber eigentlich ist das Problem ein anderes: Sie hat angefangen zu
polemisieren. Der Cicero-Artikel (noch so ein Organ, daß durchaus
diskursrelevant und nicht gerade links ist) hat ganz schön reingehauen.
Und wenn da steht: "[Die Frauen] sind ausgelaugt, müde und haben wegen
ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Möchte
man als Männerrechter gern sagen: Suizidale Phantasien? Die Männer haben
Suizide.

Da geb ich dir natürlich recht. Sie ist ganz sicher keine Männerrechtlerin. Was Männer wollen, das interessiert sie genauso wenig wie Feministinnen. Ganz selbstverständlich geht sie davon aus, dass die Frau, die sich wieder für die traditionelle Rollenverteilung erwärmt, dies tun kann, und der Mann übernimmt den Rest. Wie es gerade passt. Der Mann richtet sich in ihrer Vorstellung nach dem Lebensentwurf der Frau.


"Und seit jenem Tag bewegt mich eine Frage, die provozierend sein
mag, doch längst überfällig ist: Haben berufstätige Frauen von heute ? zu
denen ich ja auch gehöre ? wirklich das Recht auf unbegrenzte
Selbstverwirklichung oder war die Emanzipation ein fataler Irrtum?"
Achtung, da habe ich das zentrale Wort fett gemacht. Und da stellt sich
die Frage: Will sie wirklich an GG Art.2 (1) "Jeder hat das Recht
auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" rütteln, oder ist sie
einfach zu blöd um das gescheit zu formulieren.

Die Frau hat NICHT das Recht auf unbegrenzte Selbstverwirklichung. Natürlich nicht. Ihre Selbstverwirklichung wird durch die Interessen des Partners, der Kinder, ihres Umfeldes begrenzt. Diese simple Einsicht fehlt vielen Frauen noch. Wir leben ja nicht im luftleeren Raum.
Die weibliche "Selbstverwirklichung" geht allzu oft auf Kosten anderer. Weibliche Selbstverwirklichung ist vielmehr eine Fremdversorgung.

Scipio


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