Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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DE bietet für junge Männer keine gute Perspektive

Diana, Sachsen, Thursday, 16.07.2009, 02:37 (vor 6008 Tagen) @ Nihilator

Da hast Du was ganz Elementares zu den Gründen geschlechtsspezifischer
Berufswahl gesagt, denke ich. Eine gewisse Befriedigung ziehen Männer und
Frauen (im Schnitt, würde Roslin sagen ;-) ) aus ganz unterschiedlichen
Dingen. So richtig stereotyp: am Abend will mann eben sehen, welches Möbel
fertig geworden ist. Ein Ergebnis. Auch wenn er immer wieder Möbel machen
wird bis zur Rente - ein fertiges ist ein Ergebnis, ein Abschluß. Punkt.
Als Altenpflegerin oder Sonderschullehrerin hast Du solche Ergebnisse
nicht, es wird ja niemals etwas "fertig". Du tust es bis zum Tod Deines
Pfleglings oder bis zum Klassenabschluß Deiner Schüler. Aber Du hast
vielleicht die Befriedigung gegebener und empfangener menschlicher
Zuwendung.
Und genau dieser Unterschied ist uns mehrheitlich angeboren, bin ich
überzeugt; man sieht es schon bei Kleinkindern. Beschäftigung mit Objekten
oder mit Subjekten - da gibt es klare Präferenzen.

Ja, seh ich auch so - ich habe früher zu DDR-Zeiten in drei Schichten Pullover gestrickt. Da hab ich auch nach jeder Schicht den Berg bzw. Wagen voll gesehen, was ich gemacht habe. Als ich nach der Wende dann ins "Kaufmännische" umschulen sollte/musste (weil alles drunter und drüber ging und das damals das Einzige war, was mir als das kleinste Übel erschien - alternativ hätt's noch Altenpflege gegeben! *würg*), da hatte ich jahrelang mit dem Sinn der gesamten Bürobranche zu kämpfen: da trägt man den ganzen Tag Zettel hin und her, schreibts von einem auf den nächsten, und man sieht am Ende kein Ende und wofür der ganze Quark überhaupt gut ist. Unproduktive Beschäftigungstherapie - maximal "Begleitnutzen" für die anderen, die wirklich was herstellen/erzeugen/bewirken.

Gut, inzwischen weiß ich, dass keins von beidem auf Dauer ohne das andere funktionieren kann - aber das hat gut ein Jahrzehnt gedauert, wo ich mit dem "Sesselfurzer"-Beruf gehadert habe. Was hab ich mich früher immer über die Stöckelschuh-Trullas bei uns im Betrieb aufgeregt und war heilfroh, was Handfestes tun zu können. Und nun fand ich mich plötzlich "auf der anderen Seite" wieder... Genau genommen fiels mir erst bei meinem Vorstellungsgespräch bei meiner jetzigen Firma wie Schuppen von den Augen, als der eine Chef mir zu erklären versuchte, dass sie NUR DANN "draußen Geld verdienen" könnten - wenn ICH "drinnen" dafür sorge, dass der Laden funzt. Was hatte ich da also jahrelang herumgesponnen - es ist doch so einfach [image]

Aber jegliche "Betreuung" saugt ohne Ende Energie - weil es ein Fass ohne Boden ist, ohne konkret greifbares Ergebnis... Für wen das nicht wirklich Berufung und inneres Bedürfnis ist und der eben deshalb den Sinn des Ganzen IN SICH selber findet, der landet bei solchen Berufen unweigerlich früher oder später im Burn-Out.


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