Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Von Affen, Menschen und Briketts

Chato, Tuesday, 23.10.2007, 15:43 (vor 6633 Tagen) @ Nihilator

Das "nur" legst Du mir übrigens in den Munde, und zwar mehrfach. Wer nicht
in der Lage ist, rein sachliche (=wissenschaftliche) Klassifizierungen als
nicht abwertend zu verstehen, der sollte sich damit nicht befassen. Es ist
keine Beleidigung oder Herabwürdigung zu sagen, daß Mensch und Affe
gemeinsame Vorfahren haben - oder, auch wenn sachlich falsch, wie zu
Darwins Zeiten zu behaupten, er stamme vom Affen ab. Das ist übrigens
genauso kindisch wie in einer Tatsachenfeststellung "Hitler hat die
Autobahnen bauen lassen" (zwingend) eine positive Würdigung seines Regimes
zu suchen. Um nicht zu sagen weibisch.

Ich habe mich hier also dagegen ausgesprocen, daß Mensch und Affe gemeinsame biologische Vorfahren hätten? So schlimm ist das inzwischen schon mit mir geworden? Weibisch, kindisch, ja überhaupt unfähig, insbesondere zum wissenschaftlichen Denken, und noch dazu schon wieder Autobahn gesagt? Schlimm. Wirklich schlimm.

Ich bestreite übrigens nicht die Tierhaftigkeit des Menschen und
behaupte etwa das Gegenteil, sondern ich bestreite, daß das alles
sei. Um zu wissen, was "Alles" ist, müßte man alles kennen, und daß das
nicht der Fall ist, ist eine triviale Wahrheit. Wenn man diesen Gedanken
zuendedenkt, kommt man übrigens zu einer ganz erstaunlichen Einsicht in
"Alles", welche nicht auf einer Kenntnis von "Allem", sondern bloß
auf Selbsterkenntnis beruht. Aber diese Lösung verrate ich hier nicht,
denn ich will ja die Pointe nicht versauen *g*


Es ging mir hier lediglich darum, was der Mensch biologisch gesehen ist.
Es gibt an belebter Materie Pflanzen- und Tierreich (und ein paar
Grenzfälle sowie primitivere Wesen) - willst Du mir etwa sagen, daß der
Mensch außerhalb beider steht? Ist er kein Säugetier, trotz "Zitzen" und
Gebärmutter? Obwohl Bauplan, Ernährungsweise, Atmung, Sinne usw. mit
anderen Säugern klare Übereinstimmungen zeigen und sein nächster
(möglicherweise gar Gattungs-)Verwandter Pan (Homo) troglodytes dazu
gehört? Das kann nicht Dein Ernst sein.

Wie gesagt: Ich bestreite nicht die Tierhaftigkeit des Menschen und behaupte etwa das Gegenteil, sondern ich bestreite, daß das alles sei. Um zu wissen, was "Alles" ist, müßte man alles kennen, und daß das nicht der Fall ist, ist eine triviale Wahrheit. Wenn man diesen Gedanken zuendedenkt, kommt man übrigens zu einer ganz erstaunlichen Einsicht in "Alles", welche nicht auf einer Kenntnis von "Allem", sondern bloß auf Selbsterkenntnis beruht. Aber diese Lösung verrate ich hier nicht, denn ich will ja die Pointe nicht versauen *g*

Es ist keineswegs falsch zu sagen, eine wundervoll geprägte Goldmünze
sei Gold. Sie ist natürlich mehr als das und damit keineswegs vollständig
beschrieben, aber "das ist kein Gold" ist deswegen trotzdem definitiv falsch. Ich
kann mir eigentlich nicht recht vorstellen, daß Du mich so menschenverachtend (i.e.S.d.W.)
verstehst wie Deine Worte sagen.

Zu sagen, eine wundervoll geprägte Goldmünze sei Gold, ist nicht wahr, sondern reduktionistisch. Die höchste Form noch zulässigen Wissens ist "die Wissenschaft", worunter heute ausdrücklich und ausschließlich der Reduktionismus zu verstehen ist. Der war ursprünglich mal nichts weiter als bloß eine methodische Vereinbarung, geschuldet der völligen Unzugänglichkeit seines Gegenstandes: der Wirklichkeit. Heute ist der Reduktionismus aber nicht mehr nur naturwissenschaftliche Methode, welche sich ihrer Grenzen und ihres Zweckes bewußt ist, sondern er ist Leitphilosophie geworden und beansprucht Wahrheit, ja letzte Wahrheit zu sein. Deshalb hatte ich dir ein "nur" nicht in den Mund gelegt (abgesehen davon, daß du nicht der einzige bist, der sich hier geäußert hat), sondern das "nur" steckt bereits im reduktionistischen Denken selbst. Reduktionismus schafft nicht Wissen, sondern Bilder von der Wirklichkeit, und Bilder sind nunmal nicht wahr.

Über das Geistwesen Mensch und die Menschenwürde habe ich hier überhaupt
nichts gesagt. Vermutlich, nein sehr sicher, hast Du ja recht, daß solche
nüchterne Betrachtung, solche Reduktion mißbraucht werden und teuflische
Folgen haben kann. Aber was tun, deshalb die Wahrheit nicht sagen? Ein
Dilemma.

Um die Wahrheit sagen zu können, müßte man sie logischerweise erstmal kennen. Aber sobald man sie zu kennen anfängt, merkt man sofort, daß sie nicht eigentlich sagbar ist. Ein echtes Dilemma, stimmt. Reduktionismus ist nun mal nicht wahr, sondern simuliert nur "Wahrheit", und auch jede sprachliche Äußerung reduziert natürlich. Der Weg aus diesem von dir soeben erkannten Dilemma könnte damit beginnen, anders als Relativismus und Reduktionismus es fordern, ihre Simulationen nicht länger für wahr zu halten, sondern wirklich danach zu fragen, was eigentlich wahr ist und was nicht.

Weil das unendlich ist, kann man nicht zu früh damit beginnen.

Nick

--
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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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