Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Von Affen, Menschen und Briketts

Chato, Tuesday, 23.10.2007, 05:50 (vor 6633 Tagen) @ Nihilator
bearbeitet von Chato, Tuesday, 23.10.2007, 05:56

N'abend Nihi!

Damit dürfte sonnenklar sein, daß wir zu dieser Kategorie gehören. Wäre ja
auch lächerlich, wenn man Schimpansen so nennt, den möglicherweise zur
gleichen Gattung gehörenden Menschen aber nicht. Eine lächerlich
unwissenschaftliche Betrachtungsweise, die an den Spott über Darwin vor
knapp 150 Jahren erinnert.
...
Unbestritten ist der Mensch die höchstentwickelte Tierart, aber eben
trotzdem Tier.

Zu sagen, der Mensch sei "auch nur ein Tier": beschreibt das eigentlich den Menschen vollständig?

Darauf sind, weil es eine Entscheidungsfrage ist, genau zwei Antworten möglich: ja oder nein. Tertium non datur.

Daß die Antwort "Ja" aus Prinzip - also auch hier - vollkommen unsinnig ist, läßt sich sehr leicht zeigen, indem man einfach die Behauptung vergrößert: "Der Mensch ist auch nur Kohlenstoff!" Stimmt das? Wenn es wahr ist, was ist dann der Unterschied zwischen einem Schimpansen und einem Brikett? Aha! Es gibt also Unterschiede. Und wenn es dieselben gibt, dann sind sie natürlich evident von Alles entscheidender Bedeutung.

Man kann das Ganze auch noch weitertreiben und sagen, der Mensch sei nur Materie, also Staub, und daraus den Schluß ziehen, das ganze Universum bestehe aus nichts als totem Dreck, einschließlich des Menschen. Es gibt ja keinen Grund, mit dem "auch nur" ausgerechnet auf der Ebene der Tiere oder allgemein auf der des stofflichen, sterblichen Lebens und der Kohlenstoffchemie Halt zu machen.

Ich bestreite übrigens nicht die Tierhaftigkeit des Menschen und behaupte etwa das Gegenteil, sondern ich bestreite, daß das alles sei. Um zu wissen, was "Alles" ist, müßte man alles kennen, und daß das nicht der Fall ist, ist eine triviale Wahrheit. Wenn man diesen Gedanken zuendedenkt, kommt man übrigens zu einer ganz erstaunlichen Einsicht in "Alles", welche nicht auf einer Kenntnis von "Allem", sondern bloß auf Selbsterkenntnis beruht. Aber diese Lösung verrate ich hier nicht, denn ich will ja die Pointe nicht versauen *g*

Bei der Beerdigung sagt der Priester in der Liturgie: "Von Staub bist du genommen. Zu Staub kehrst du zurück." Das ist in seinem "auch nur" noch viel radikaler, als euer "auch nur ein Tier". Aber wenn das alles wäre, dieser Staub, dann müßte er es nicht extra sagen. Die Tatsache, daß er es überhaupt sagt, drückt also in sich bereits ein "Mehr" aus, auch ohne jede nähere Bestimmung. Dieses "Mehr" ist prähistorisch alt. Bereits die Neandertaler haben ihre Vorfahren nicht einfach auf den Müll geschmissen oder im Wald liegengelassen, sondern sie waren jenes "Mehr" bereits innegeworden. DAS macht für mich den kennzeichnenden Unterschied zum Tier aus: daß wir "Ich" erfahren (auch wenn wir die Bedeutung meist nicht erfassen bzw. völlig verkehrt deuten) und jenes "Mehr" erahnen.

Wenn man übrigens bei dem "Dreck" noch weiter in die Tiefe geht, dann kommt man zu der Aussage, der Mensch bestehe "auch nur aus Quantenzuständen", womit dann ebenfalls der Bereich der Stofflichkeit verlassen und der des Geistes gewissermaßen durch die Hintertür betreten würde. Allerdings ist das eben nur deshalb denkbar, weil es halt diese Hierarchie gibt - vom "Dreck" über die Chemie des Kohlenstoffs, über das Leben (einzellig, pflanzlich, tierisch) und die Vergeistigung dieser Formungen (einfache Reizreaktionen, komplizierte Reflexe, Instinkte, Emotionen, mechanisches Denken, Analyse, Synthese, Gebet, Versenkung, Schau der Wirklichkeit, Transzendenz...).

Ein Schimpanse könnte mit der Aussage, er und ich seien "auch nur Quantenzustände", nichts anfangen, weil er sie nicht nur nicht verstehen, sondern auch nirgendwo einordnen könnte, so er denn fähig dazu wäre, sie überhaupt zu verstehen. Für letzteren Fall sei hier meinetwegen der von euch behauptete "Schimpanse im Anzug" genannt, der sich ja angeblich von dem nackten im Urwald nur durch jenen Anzug unterscheidet, der ihm jemand (nicht er selbst, denn tiefere Absichten könnte ein Schimpanse dabei nicht haben) angezogen hat.

Kurz und gut: eure Behauptung, der Mensch sei "auch nur ein Tier", hält nirgends stand und muß deshalb fallengelassen werden. Denn - wie wir sahen - wenn es solche Unterschiede auf der Ebene von "nur Kohlenstoff" gibt, dann gibt es sie logischerweise analog auf der Ebene von "nur ein Tier". Usw. usf. ...

Damit ist freilich nicht bloß die Behauptung widerlegt, der Mensch sei "nur ein Tier", sondern es zeigt sich auch ganz allgemein, daß das, was "etwas", zum Beispiel ein Mensch, konkret ist oder nicht ist (sei es gattungsmäßig oder erst recht individuell), nicht von unten ("nur Kohlenstoff" oder "nur Tier"), sondern ausschließlich von oben her, vom Besonderen, vom Unterscheidenden aus begriffen werden kann.

Letzteres aber setzt gedanklich zwingend Gott voraus, weil sein Ausschluß die Wirklichkeit des "Oben" abschnitte, was der Entwicklungsrichtung der Evolution, zumal der des Menschen, diametral widerspräche und ihn damit zum höchsten Punkt einer Parabel machte, deren Richtung von da an nach abwärts wiese und dort ins Unendliche ginge.

Ich sage - nota bene! - nicht, daß dies nicht möglich sein könne, sondern ich sage, daß dies, wenn es nicht so ist, nur dann anders sein kann, wenn es "oben" über uns noch was gibt. Der Mensch kann diese Wahl treffen, indem er sich selbst zum Höchsten erklärt, weil er die Freiheit dazu hat. Wenn er sie aber einmal verbindlich getroffen hat und sie nicht mehr revidiert, wenn er also jedes "Mehr" für sich ausgeschlossen hat, dann ist das endgültig und gilt für immer.

Ganz allgemein wurde eben gezeigt, daß eure Aussage, der Mensch sei nur ein Tier, nicht nur keinerlei Erkenntnis schafft, sondern im Gegenteil Unkenntnis - all des Besonderen nämlich, das ja erst zur Unterscheidung und damit zur Erkenntnis einer Sache (hier: des Menschen) zu führen in der Lage ist. Weil es bei jedem, der solches äußert, um ihn selbst geht - um ein geistiges Wesen also, das ICH zu erahnen fähig ist - kommt eine solche Aussage einem Selbstmord gleich, hier nicht bloß an der Physis, sondern an eben jener Geistigkeit, welche solche Fragen sich überhaupt zu stellen fähig ist. Nach diesem Selbstmord kann sie das nicht mehr und wird es auch nie mehr können. Deshalb ist diese Frage und alles, was damit verbunden ist und was über sie hinausweist, die wichtigste Frage überhaupt, die der Mensch beantworten muß, denn es ist die Frage nach seinem ewigen Schicksal.

Es ist deshalb sehr wesentlich, sich schonungslos klarzumachen, woher eigentlich die inneren Antworten auf diese Frage stammen, die in einem und aus einem sprechen. Wenn es nämlich nicht wirklich die eigenen Antworten gewesen sein werden, dann wird man nicht bloß wieder "nur zum Tier", sondern zum (geistigen) Nutztier derer, die man für sich selbst antworten ließ.

Das Mastvieh im Stall bezahlt bekanntlich das Futter, das der "nette Bauer" ihm jeden Tag bringt, mit seinem Leben. Das ist mit dem Geist des Menschen, der nicht mehr als ein Tier sein möchte, nicht anders - sei es aus eigenem Entschluß oder aus Einwilligung in eine fremde Forderung.

Atheismus ist tödlicher als Plutonium. Die Manager der "Menschenseelenwurstfarik" bestreiten das naturgemäß. Heute gehört es zum guten Ton, über solche Sätze kollektiv zu lachen. Die Belohnung: alle nennen einen gescheit. Irgendwann demnächst wird ein solcher Satz ganz verboten sein. Das ist dann, wenn es uns zwar noch gibt, du aber nichts mehr davon weißt oder erfährst.

Gruß vom
Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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