Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Meinungsfreiheit und ihre Grenzen

Beelzebub, Thursday, 13.09.2007, 00:43 (vor 6673 Tagen) @ Narrowitsch

Hallo Beelzebub,
Du bietest hier lehrreiche Ausführungen zum Nationalsozialismus;
Kirchenrat Fritz Klingler kannte ich noch nicht.
Trotzdem würde mich interessieren, wie du argumentiertest, hätte die
Hermann in etwa gesagt: "anderswo bekommen alle Frauen, die viele Kinder
wollen, volle Unterstützung des Staates. Nicht nur materiell. Frauen
müssen das Existenzrecht des eigenen Volkes inmitten eine
feindlichen Umwelt sichern. Deshalb brauchen wir mehr Achtung der
Mutterschaft!"

Sawadee Narrowitsch,

hätte sie das gesagt, dann wäre das zwar immer noch ein grausliger Schwachsinn (und ein gefährlicher dazu, denn wenn Deutschland sich in der Vergangenheit von lauter Feinden umgeben wähnte, dann ist da noch nie was gutes bei 'rausgekommen) aber von der Meinungsfreiheit in jeder Hinsicht (näheres dazu sogleich) gedeckt. Und ihren Job hätte sie dann wohl auch noch.

Ich bin nicht Catos Meinung, dass die 68iger an allem schuld sind.
Aber auch sie haben Schuld auf sich geladen. Die bedenkenlose und
alternativlose Zersetzung der Familie sei als Beispiel genannt.

Alternativlos? Wo denn? Soweit ich weiß, haben sie sich sehr wohl eine Alternative zur Kleinfamilie einfallen lassen - nur galt so was damals als gar erschröcklicher Skandal. Dabei ging es in der Kommune I geradezu keusch und züchtig zu, verglichen mit beispielsweise einer Swingerparty in heutiger Zeit, über die sich kaum noch jemand aufregt.

Haben sich
die "68iger" nicht sooooviel auf das "Hinterfragen" der
"Kriegsmachergeneration" eingebildet, Fragen gestellt, die als
moralisches Fallbeil gedacht waren?

Na und? Das war doch schon zu Zeiten von Burschenschaft und Wartburgfest so, dass ein gewisser jugendlicher Überschwang übers Ziel hinausschoß. Ich glaube, es war Winston Churchill (garantiert kein "Linker"), der einst sagte. "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Und wer mit 40 noch Kommunist ist, hat keinen Verstand."

Nun, da einige ihrer Visionen katastrophale Folgen zeigen, weisen sie jede
Frage derer, die bereits 68 warnten, empört von sich.

Nun bleib mal auf dem Teppich. Erklär mir lieber mal, für welche "Katastrophen" die "68er" verantwortlich sein sollen. Aber zuvor lies bitte mal das hier.

Das nenne ich eine
viel zitierte Doppelmoral. Statt dessen halten die einstigen Rebellen noch
immer den argumentativen "Naziknüppel" für den finalen Schlag gegen
Andersdenkender bereit.

Das ist kein Privileg der "68er". Es ist eine in Deutschland verbreitete Unsitte, den politischen Gegner als "Nazi" zu bezeichnen. So hat die CDU Anfang der 80er die abenteuerlichsten Verrenkungen gemacht, die Grünen als "faschistisch" zu diffamieren.

Das, Beelzebub, halte ich für eine böse Teufelei.

Ist es das auch, wenn jemand expressis verbis eine Maßnahme des Dritten Reiches lobt? Besonders dann, wenn, wie in meinem Posting dargelegt, an dieser Maßnahme nichts, aber auch gar nichts lobenswertes dran war.

Du berufst Dich auf Voltaire: "Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde,
wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei
und offen sagen dürfen." Darum geht es bei Hermann und nicht um Nazi -
Ideologie. Ist Dir das entgangen?

Es geht sehr wohl um Nazi-Ideologie. Anscheinend hast du mein Posting nicht ganz zu Ende gelesen. Daher noch mal: ich glaube nicht, dass E.H. tatsächlich das NS-Regime verharmlosen oder verherrlichen wollte. Sie hat jedoch eine unglaubliche Dummheit begangen, indem sie blind das Familienbild aus der NS-Propaganda übernommen hat, ohne sich auch nur ansatzweise sachkundig zu machen, was im Dritten Reich tatsächlich auf dem Gebiet der Familien- und Bevölkerungspolitik geschehen ist. Wenn sie jetzt die Folgen dieser Dummheit ausbaden muss, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Sie soll sich das Ganze eine Lehre sein lassen und das nächste Mal vor Inbetriebnahme des Mundwerks das Gehirn einschalten.

Ich vermisse Deinen Aufschrei im Falle "Hermann".

Meinungsfreiheit ist nicht grenzenlos. Und es gibt mehrere verschiedene Grenzen. Die eine, will mal sagen allgemeingültige Grenze, das sind die einschlägigen Bestimmungen des Strafrechts. Etwa die zu Beleidigungen, Verleumdungen und Volksverhetzung. Gegen die ist nichts zu sagen - außer gegen das Verbot der Holocaustleugnung, das m.E. weit mehr schadet als nützt. Aber das nur nebenbei.

Hätte irgendein Staatsanwalt wegen E.H.'s Äußerungen Ermittlungen aufgenommen, dann wäre mein Aufschrei bestimmt nicht ausgeblieben.

Die Meinungsfreiheit hat aber auch eine arbeitsrechtliche Grenze.

Beispielsweise ist es jedermanns gutes Recht, in der Öffentlichkeit zu sagen: "Leute kauft euch ja keinen BMW, das ist ein miserables Auto, ganz schlecht verarbeitet und viel zu teuer. Kauft euch lieber einen Daimler, da bekommt ihr was für euer Geld."

Wenn aber der Pressesprecher der BMW AG so was tut, dann muss er damit rechnen, deswegen seinen Job zu verlieren - wogegen m.E. nichts zu sagen ist.

Und nicht anders ist es mit E.H. Sie arbeitet(e) nun mal an herausgehobener publikumswirksamer - und sehr gut bezahlter - Position eines öffentlich-rechtlichen Senders und hätte daher nun mal etwas genauer auf ihre Worte achten müssen. Zwar kenne ich die Satzung des NDR nicht so genau, aber da steht garantiert so was drin wie, dass es das Ziel des Senders ist, allen totalitären Ideologien entschieden entgegenzuwirken und stattdessen seinen Beitrag zu einem Gesellschaftsleben auf der Grundlage von Frieden, Freiheit und Demokratie zu leisten.

Und das hat sie nun mal leider nicht bedacht, als sie so unüberlegt blöd daherlaberte. Und so ist es ihr halt ergangen, wie es z.B. auch jedem Bankangestellten, jeder Verkäuferin und jedem Versicherungsvertreter ergeht, wenn die durch dummes Geschwätz bei der Kundschaft einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Eine Gefahr für die Meinungsfreiheit sehe ich da nicht.

Greets

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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