Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Chinesisch ist einfacher

carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:18 (vor 6982 Tagen) @ Rainer
bearbeitet von carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:28

Servus, Rainer!

Ich vermute, Du meinst alle die fachsprachlichen Ausdrücke. Ich muß gestehen, daß ich die gewohnheitsmäßig und automatisch anwende; aber gut: Haltma` halt a Latein-Stunde ab, und übersetzma` und erklärma` den ganzn Schmarrn halt amal:
Konjugation: Die Beugung der Zeitwörter; man nimmt das Zeitwort, also so, wie es in der Grundform (im Infinitiv Präsens, in der infiniten, also der noch nicht gebeugten Form der Gegenwart, im Wörterbuch steht) und setzt es in die verschiedenen Personen (man «konjugiert>, man setzt es von der infiniten in eine finite Form.), als da wären: a) Einzahl: ich, du, er, sie es. b) Mehrzahl: wir, ihr sie. Beispiel mit «gehen>:

Ich gehe; du gehst; er, sie, es geht; wir gehen, ihr geht; sie gehen.

Deklination: Die Beugung der Hauptwörter; man nimmt das Hauptwort, also so, wie es in der Grundform im Lexikon steht, und setzt es in die verschiedenen Fälle (man «dekliniert>, i.e. fragt das Hauptwort ab), und zwar zuerst in der Einzahl, danach in der Mehrzahl, als da wären: a) der erste oder wer-oder-was-Fall (der Nominativ), b) der zweite oder wessen-Fall (der Genitiv), c) der dritte oder wem-oder-wo-Fall (der Dativ), d) der vierte oder wen-oder-was-oder-wohin-Fall (der Akkusativ).
Das Lateinische kennt darüber hinaus noch einen fünften Fall (den Vokativ, den Anredefall, meist mit Ausrufezeichen), sowie einen sechsten Fall (den Ablativ; dem Dativ ähnlich, der jedoch immer Zusätze zur Bezeichnung von Trennung, Mittel, sowie Zeit benötigt. Fragen: Wovon? Womit? Wodurch? Woran? Wann?). Im Deutschen fällt der Vokativ mit dem Nominativ zusammen, der Ablativ mit dem Dativ. Auch die heutigen, tauglosen Latein-Lehrbücher verfahren schlampigerweise im irrigen Brustton der Überzeugung derart. Allerdings gebraucht der lateinische Vokativ manchmal andere Endungen als der Nominativ, der Ablativ benötigt zudem immer erweiternde Präpositionen. Führt hier jedoch viel zu weit.
Beispiel mit «der Mann>:

Einzahl: Mehrzahl:

Frage: wer oder was? Der Mann; die Männer
Frage: wessen? Des Mannes; der Männer
Frage: wem oder wo? Dem Mann(e); den Männern
Frage: wen oder was oder wohin? Den Mann; die Männer

Wobei: «Wer?> und «Wen?> nach Personen fragen, die beiden «Was?> hingegen nach Gegenständen.

Substantiv: Hauptwort
Verbum: Zeitwort
Numerus: Zahl; also Singular (Einzahl) oder Plural (Mehrzahl). Das Griechische kennt darüber hinaus auch noch den Dualis (Zwei-Fall)
Genus: das grammatikalische Geschlecht jedes einzelnen Substantivs; also Maskulinum (männlich), Femininum (weiblich) und Neutrum (sächlich)
Casus: der Fall, i.e. die Fälle (siehe oben)
Präposition: Verhältniswort. Hier: «ante> (vor)
Syntax: das Satzgefüge, das regelhafte Nebeneinander der Sätze
Adjektiv: Eigenschaftswort
Aktiv: Tun-Form, z.B. ich suche.
Passiv: Leidens-Form, z.B. ich werde gesucht. Passiv kann nur mit Zeitwörtern gebildet werden, welche im Aktiv einen Akkusativ (wen?, was?, wohin?) einfordern; nicht möglich hingegen mit denjenigen, die nur (und nur) den Dativ (wem? wo?) einfordern können, wie z.B. «sitzen>.
Gerundiv: Die Bezeichnung für eine infinite (siehe oben) Form des Zeitworts, ein sogenanntes Verbaladjektiv, also ein Zeitwort mit der Eigenschaft eines passiven gebrauchten Eigenschaftswortes, die etwas bezeichnet, was getan werden muß/soll. Beispiel: Pacta sunt servanda. (Verträge müssen eingehalten werden.) Wortwörtlich: «Verträge sind einzuhaltende>. Das Gerundiv muß sich in Genus, Numerus und Casus an das Hauptwort, auf das es sich bezieht, angleichen.
«Thema>: Rein griechischer Terminus, der niemals Eingang ins Latein gefunden hat. Anstatt dessen verwendet
das Latein, vor allem in diesem Zusammenhang, das Substantiv (Hauptwort) «res> (feminium), zu deutsch: das Ding, die Sache, der Gegenstand, das Thema. Beispiel: «Res publica>: öffentliche Angelegenheit (->Republik). Das griechische Synonym dazu ist die Demokratie. Eine «demokratische Republik> beinhaltet also nix anderes als ein hölzernes Holz... lolol...
Ceteri: die anderen, die übrigen
Ceterum: im übrigen (et cetera)
Censere: meinen, glauben, einschätzen, der Ansicht sein (Zensur, Zensus)
Ante: Vor (temporal (zeitlich) und lokal (örtlich); antizipieren: vorwegnehmen)
Populus: Das Volk, die Menge, die Leute (Population, populär; im Englischen: the people)
Disputare: streiten, diskutieren (der Disput)
Esse: Sein (Hilfsverb: ich bin; du bist; er, sie es ist...)
Ocultare: Verbergen, verdunkeln, verheimlichen (okkult, Okkultismus)
Die oben verwendete Satzkonstruktion nennt man «AcI>, den «Akkusativ mit Infinitiv>, eine besondere Partizipialkonstruktion, die das Deutsche nicht kennt, weil es anstatt dessen Nebensätze bildet. Den «AcI> erklären zu wollen, würde an dieser Stelle zu weit führen; dazu muß man schon intensiv in die Materie «Latein> eindringen. Einen richtigen «AcI> zu konstruieren, dazu war jener Typ auch sicher nicht in der Lage; er hat zur Sentenz des guten, alten Cato, die Nihilator in seiner Signatur verwendet, lediglich ein bisserl was dazugepfriemelt; sonst nix.
Jener Typ hatte zudem ein Zeitwort schlicht erfunden: «clavere>, was wohl «verschlüsseln> (clavis: der Schlüssel) bedeuten sollte. Tatsächlich hat solch ein Zeitwort aber niemals existiert.

So, meine Herren. Und auch die Damen. Hoffma`, daß alle was dazu gelernt haben. Danke, danke... nix zu danken, nix zu danken...

carlos

P.S.: Leider kann deine Foren-Software weder Griechisch noch Chinesisch darstellen. Wie man diese Schriften in einen Bild-Anhang packen könnte, habe ich nicht kapiert. Sonst hätte ich Dir die Sentenz *Im übrigen bin ich der Ansicht, daß der Feminismus zerstört werden muß!* auch in diesen Sprachen hier reingestellt. Auch jene Deklinationstabelle mit *der Mann* ist zusammen gerutscht. Habe keine Ahnung, wie ich das hätte auseinanderziehen können...


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