Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die neue Frau?

Beatrix, Tuesday, 07.05.2002, 02:56 (vor 8617 Tagen) @ Frau*****

Als Antwort auf: Re: Die neue Frau? von Frau***** am 06. Mai 2002 19:17:13:

Hallo Unbekannte!

du bist wohl eine sehr neugierige frau (im positiven sinne), mit einer gewissen sammelwut für allerlei ideen.

:-)))

Danke für Deine Erläuterungen zu Frau Höhler. Ich war heute zufällig auch in einer Buchhandlung und hatte Zeit, Blicke in einige ihrer Bücher zu werfen. Hat mich aber nicht "vom Hocker gerissen".

in ihren zu zahlreichen schriften werden die *ränder einer gesellschaft* geflissentlich übersehen, was ich bedauere, denn für mich ist ein gemeinwesen erst dann human, wenn es die verlierer integrieren kann.

Der Satz gefällt mir. :-)

Die Kritik einer Fokussierung auf bestimmte Gesellschaftsschichten muß sich übrigens auch Vilar gefallen lassen. Andererseits bleibt noch genügend Machbares übrig, was sich auf alle Frauen anwenden läßt.
Und in anderen Publikationen macht sie sich auch Gedanken um Männer und Kinder.

auf meine anmerkung *romantik des verzichts*, fragst du verwundert, was daran romantisch sei.
auf mich wirkt dieser passus wie eine rückkehr in den *praktischen idealismus* (uneigennütziges, aufopferungsvolles handeln) und in die romantische literatur. durch verzicht (auch ihrer eigenen träume nach dem trauring) die wahrhaftigkeit (die reinheit) ihrer gefühle beweisen. ein bilderbuchsatz der romantik, fast zum weinen.

*schmunzel* Wie unterschiedlich doch ein der selbe Satz auf zwei Menschen wirken kann. Ich mußte mich gerade gedanklich sehr stark konzentrieren, um deinen Gedankengang nachzuvollziehen.
Für mich ist das im Gegenteil äußerst prosaisch. Immer mehr Paare führen eine sog. "eheähnliche Gemeinschaft" und verzichten auf dieses Tausende Euro teure Spektakel mit dem Traum in Weiß. Sie scheinen auch gut ohne auszukommen. Die meisten großen Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Kommunion, Konfirmation verkommen inzwischen eh zu Wettbewerben der Heuchelei.

ich habe esthers vilars text auch als eine anregung verstanden, aber sie wandelt für mich das *anarchistische moment der liebe* (das in die ehe, in dem begriff:romantische ehe, mündet)in ein individuelles, geplantes vernunftkonzept um (zitat: ...nach Möglichkeit für einen um etliche Jahre jüngeren Mann entscheiden).

Sach ich ja: sie ist in manchen Punkten äußerst nüchtern, ihr geht das Romantische völlig ab.

Es geht ihr aber um gesellschaftliche Normen, nicht um Einzelschicksale und individuelle Handlungsanweisungen.
Statt "Eine Frau von Stil tut dies oder das" hätte sie auch schreiben können "Ich wünschte, es wäre - anders als derzeit üblich - eine gesellschaftliche Erwartung, daß Frauen dies oder das tun."
Und das ist eigentlich wieder schade, daß sie meint, ohne solche Normen gehe es nicht.

Da ich aber auch andere Visionen von ihr kenne, weiß ich, daß sie durchaus offen ist für einen Abbau gesellschaftlicher Normen und Klischees und für die Freiheit individueller Selbstbestimmung. Ich finde ihre Mischung zwischen staatlichen Vorgaben und persönlicher Selbstverwirklichung eigentlich recht gelungen.

so werden menschen zu figuren, die in einem solchen vernunftkonzept jeweils positioniert werden können; damit werden sie gegenständlich.

Ich würde das alles nicht so eng sehen. :-)

auch selektiert sie im vorfeld bereits ihre eigene fülle von möglichkeiten, gefühlen und kapselt sich mit diesen einschränkungen ein.

Ich glaube kaum, daß sie selber ihre Visionen für in allen Punkten in der Praxis durchführbar hält.
Ich sehe da aber eine hohe Gestaltungsmotivation.
Und ich freue mich, daß sie die Handlungskompetenz und den Verantwortungsbereich der Frauen so hoch einschätzt.

ich hoffe, du kannst mit meinen text etwas beginnen.

Ich sehe einmal mehr, wie unterschiedlich dieselben Worte aufgenommen und gedeutet werden können.

ciao
Beatrix


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