Die neue Frau?
Ob sich die Zeiten inzwischen schon geändert haben?
Nachdem der Erstbeitrag zu diesem Thema vor einigen Jahren ein Flop war, möchte ich es mit einem leicht gekürzten Remake vor neuem Publikum noch einmal versuchen:
Es geht um Esther Vilar.
Diese in meinen Augen geniale Frau hat schon vor Jahren Zusammenhänge erkannt, als die Emanzipation des Mannes noch in den Kinderschuhen steckte. Schon vor Jahren hat sie ein Wirtschaftsmodell entworfen, das erst jetzt wieder verstärkt angedacht wird und das ich persönlich in den Zielen der Geschlechterdemokratie - meinem eigenen politischen Ziel - am ehesten wiederfinde.
Falls jemand von ihr schon mal das Buch "die 25-Stunden-Woche" von 1990 gelesen hat, bitte melden und berichten. Ich bin sehr daran interessiert, kenne aber nur ein anderes, ebenfalls schon vergriffenes Buch, indem sie das Modell in leicht verdaulicher Form im Stile des kl. Prinzen von St.Exupéry darstellt. Ist von 1982.
Ihr bekanntestes Buch "Der dressierte Mann" (1971) habe ich nie gelesen, und mir geht es auch um ein anderes Werk von ihr:
"Heiraten ist unmoralisch".
Meine Ausgabe enthält leider kein Erscheinungsjahr. 1994 oder 1996?
Es ist inhaltlich jedenfalls aktuell genug, um für genügend Gesprächsstoff zu sorgen.
Ich zitiere aus dem Umschlagband:
"Es ist, als hätte es die sexuelle Befreiung nicht gegeben: Heiraten ist wieder Mode. Doch obwohl die beiden vor dem Altar eigentlich wissen müßten, daß sie einander laut Statistik schon bald zum ersten Mal betrügen werden, daß ihre Gemeinschaft mit der Wahrscheinlichkeit von demnächst 50% in Scheidung enden wird und daß, anstatt des versprochenen Zusammenstehens in guten wie in schlechten Zeiten, eine brutale Schlacht um Kind, Haus und Leibrente toben wird, geloben sie sich mit fester Stimme und umflorten Blick Liebe, Treue und Beistand bis zum letzten Atemzug...."
Einen Ausweg aus dieser verfahrenen gesellschaftlichen Situation sieht Vilar nur in einer Verhaltensänderung der Frauen. Die Männer könnten praktisch nichts dagegen tun, sondern die Initiative der Frauen sei hier gefragt. (Sehe ich persönlich anders, aber hier soll es erst mal nur um Vilars Meinung gehen.)
Hier die gekürzte Version dessen, was Frauen tun können:
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<
Punkt 1
Eine Frau von Stil heiratet entweder gar nicht oder aus wirklich
respektablem Grund: weil sie einem bestimmten Mann oder sich selbst
durch diesen Vertrag zu einer vielleicht lebenswichtigen
Staatsangehörigkeit, Arbeitserlaubnis oder politischem Asyl verhelfen
kann. Sofern ihre Tat zugunsten des Mannes erfolgt, ist ihre
Entscheidung zur Heirat um so ehrenvoller, je weniger sie diesen liebt.
Punkt 2
Falls eine Frau von Stil sich trotz aller Bedenken zu einer Ehe aus
Liebe entschließt, wird sie darauf achten, daß ihr Erwählter weder
bedeutend älter, wohlhabender noch prominenter ist als sie selbst.
Sollte sie sich in einen Mann verlieben, bei dem einer oder mehrere
dieser Umstände zutreffen, wird sie auf eine Legalisierung verzichten.
Denn erstens ist dies die einzige Möglichkeit, die Wahrhaftigkeit ihrer
Gefühle zu beweisen. Zweitens ist es der einzige Weg, Schaden von ihrem
Geschlecht abzuwenden: Solange sie sich dieser Heirat verweigert, kann
niemand behaupten, daß hier eine Frau ihre Jugend an alte, reiche oder
berühmte Männer verhökert habe.
Punkt 5
Eine Frau von Stil gibt bei der Eheschließung niemals ihren eigenen Namen auf.Auch wird sie sich unter keinen Umständen mit Titeln und Prädikaten des Gatten schmücken... längst auf das tragenihres eigenen..titels verzichtet...Sie betrachtet ihre Entscheidung zur eher als eine Anwandlung von Schwäche, die ein Namenswechsel nur noch betonen würde...
Punkt 7
Eine Frau von Stil, die sich trotz aller Bedenken zur Ehe entschließt,
wird mit dem Heiraten wenigstens warten, bis sie über Dreißig ist. Und
wird sich dann, wegen der frühen Sterblichkeit und noch früher
schwindenden Liebeskraft des anderen Geschlechts, nach Möglichkeit für
einen um etliche Jahre jüngeren Mann entscheiden. Und falls dem
materielle Probleme entgegenstehen, ist sie selbstverständlich auch
bereit, diesen Mann "auszuhalten".
Punkt 11
Eine Frau von Stil wird einem Mann niemals vorwerfen, sie habe ihm "die
besten Jahre ihres Lebens" geschenkt. Sie macht damit sich und alle
anderen Frauen zu einer Ware, für die das Altern eine Wertminderung
bedeutet. Wer sagt, daß die besten Jahre die sein müssen, in denen sie
jung ist? Von einer älteren Frau, die sie attraktiv findet, wird eine
Frau niemals sagen, sie sehe "noch immer" gut aus. Wenn hier die Frauen
nicht auf die Sprache achten, können sie nicht erwarten, daß die Männer
es tun: Für die Attraktivität eines Menschen gibt es keine Altersgrenze.
Die Begeisterung junger Damen für ältere Herren ist nur darum so
unglaubwürdig, weil dieses Phänomen so selten mit umgekehrten Vorzeichen
auftritt. ( Und weil es sich bei dem Alten, für den die Junge sich
begeistert - wie gesagt - nie, nie, nie um einen armen Rentner handelt.)
Punkt 14
Eine Frau von Stil schläft niemals mit einem Mann, den sie nicht
wirklich begehrt, und fingiert niemals einen sexuellen Höhepunkt, den
sie nicht empfindet. Abgesehen davon, daß sie sich damit selbst um die
Lust betrügt, könnte dies ihre Partner dazu verleiten, in diesem Punkt
ehrliche Frauen für verklemmt zu halten und weibliche Wahrheitsliebe mit
Frigidität gleichzusetzen.
Punkt 15
So sehr sie sich auch ein Kind von ihm wünschen mag: Eine Frau von Stil
schwängert einen Mann nur mit seinem ausdrücklichen Einverständnis.
Punkt 16
Bevor sie sich zur Mutterschaft entschließt, wird eine Frau von Stil mit
dem künftigen Vater die Frage klären, wer von beiden - so sie keine
andere Lösung findet - nach der Geburt des Kindes zuhause bleibt. Wenn
sie es ist, wird sie sich über die selbstgewählte Rolle dann später
niemals beklagen. Falls er es ist, wird sie klaglos für ihn und das Baby
zur Arbeit gehen und sich nach einer evtl. Scheidung klaglos mit
Alimentenzahlung, Räumung des Domizils und stundenweisem Besuchsrecht
abfinden.
Punkt 17
Eine Frau von Stil wird einen Mann auch dann nicht schwängern, wenn sie
beabsichtigt, das ohne seine Einwilligung gezeugte Kind dann später als
ledige Mutter auf eigene Kosten zu erziehen und zu versorgen. Sie ist
nicht Gott - und wird darum ihren Beischläfer schon aus Bescheidenheit
fragen, ob er bereit ist, mit ihr einen neuen Menschen zu erschaffen.
Punkt 18
Im Falle einer Scheidung mißbraucht eine Frau von Stil ihr Kind niemals
als Geisel gegen den Vater. Auch wird sie sich an einer Scheidung
niemals zu bereichern versuchen. Unterhaltszahlungen beansprucht sie nur
in dem Maße, wie sie darauf angewiesen ist. Vor allem wenn in erster
Linie sie es war, die das Kind wollte.
Punkt 20
Eine Frau von Stil interessiert sich für Politik: Wer das Wahlrecht
genießt, hat nach ihrer Meinung die Pflicht, über seine
Wahlmöglichkeiten informiert zu sein.
Punkt 21
Eine Frau von Stil setzt sich für die Gleichberechtigung des Mannes ein:
Militärpflicht und Ersatzdienst, die nur für Männer gelten, lehnt sie
ebenso ab wie ein unterschiedliches Pensionsalter oder den Ruf "Frauen
und Kinder zuerst!". Nach ihrer Meinung ist nicht nur die Freude am Sex,
sondern auch die Angst vor dem Tod bei Männern und Frauen gleich stark.
Auf keinen Fall akzeptiert eine Frau von Stil für ihr Geschlecht das
Privileg, eine Militärkarriere zu machen, solange die Einberufung zu
Wehr- und Kriegsdienst nicht für beide Geschlechter gilt.
Punkt 22
So sie einen Beruf ausübt, ist für eine Frau von Stil
selbstverständlich, sich auch an der Arbeit ihrer Gewerkschaft zu
beteiligen und sich persönlich dafür zu engagieren, daß das Recht auf
gleichen Lohn für gleiche Arbeit von ihrem Arbeitgeber respektiert wird.
Auf keinen Fall erwartet sie von ihren männlichen Kollegen, daß sie auch
auf diesem Gebiet noch für die weiblichen Belange kämpfen.
Punkt 23
Eine Frau von Stil läßt sich und ihr Geschlecht niemals öffentlich
bemitleiden - vor allem nicht von Männern. Normalerweise will der
Politiker mit dieser Taktik nur ihre Stimme fangen, und der Journalist
will indirekt beweisen, daß sein Geschlecht dem ihren zumindest an Macht
überlegen ist. Von Männern kommender Feminismus ist in der Regel
verkappter Sexismus.
Punkt 24
Eine Frau von Stil findet die Forderung nach Frauenquoten bei der
Besetzung politischer Ämter blamabel. Andererseits weiß sie aber auch,
daß die darauf bestehenden Damen mit diesem Trick in erster Linie den
weiblichen Widerstand gegen weibliche Politiker brechen wollen. Denn die
weibliche Wählermehrheit wählt nun einmal lieber Männer: wenn dies
anders wäre, würden die Parteien selbstverständlich weibliche Kandidaten
aufstellen. Es handelt sich also bei der Forderung nach Frauenquoten um
einen Akt weiblicher Notwehr gegen die Diskriminierung durch das eigene
Geschlecht. Und es wäre sinnvoller, wenn die weiblichen Politaspiranten
dies öffentlich eingestünden.
Punkt 25
Falls eine Frau von Stil sich so sehr vor dem Sterben fürchtet, daß sie
Mitglied einer Überlebensversicherungsgesellschaft (Kirche, Sekte,
Kultgemeinschaft) wird, gibt sie nicht eher Ruhe, bis ihre Firma auch
weibliche Makler (Prediger, Bischöfe, Päpste) beschäftigt. Dieses Ziel
erreicht sie durch einen konsequenten Boykott der sonntäglichen
Mitgliederversammlung. Und da sie auch hier in der Überzahl war (in den
christlichen Kirchen stellen Frauen siebzig Prozent der Kirchgänger),
erreicht sie es schnell: Wie könnte ein Verein, der sein Geld mit der
Verheißung des ewigen Lebens macht, auf die Mehrheit seiner Anhänger
verzichten?
letzter Punkt (26)
Falls ihr Mann sie wegen einer jüngeren Frau verläßt, hält sich die
Eifersucht einer stilvollen Frau in Grenzen. Als ältere Frau weiß sie,
was der jüngeren Frau eine Ehe mit einem älteren Mann wie dem ihren
erträglich macht. Und daß sich hinter einem späten Glück wie diesem in
der Regel so etwa das Gegenteil dessen verbirgt, was dieser damit
beweisen möchte: Kein außergewöhnlich potenter Herr, sondern eine
außergewöhnlich frigide Dame.
Doch sei die Nachfolgerin nun jünger oder nicht, sei es für sie selbst
ein Drama oder eine Erleichterung, eine Frau von Stil kennt angesichts
des Verlassenwerdens nur einen einzigen Kommentar: "Nun, er hat sich
verliebt - was soll er denn machen?" Denn nur das ist ja tatsächlich
vorgefallen.
Ist sie diejenige, die sich neu verliebt hat, wird eben dies ihr
einziges Argument für den Abschied bleiben. Auf keinen Fall wird sie dem
miesen Charakter des Verflossenen die Schuld am Scheitern der Ehe geben:
Sie selbst hat sich diesen Mann seinerzeit ausgesucht, und sie ist eine
Frau von Stil.
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<
Frage an die Männer:
Würde Euch eine solche "Frau von Stil" gefallen?
Oder lieber doch nicht?
Wenn nicht, was würde Euch stören?
Was macht an so einer Frau Unbehagen?
ciao
Beatrix
gesamter Thread:
- Die neue Frau? -
Beatrix,
30.04.2002, 20:02
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
30.04.2002, 21:36
- Re: Die neue Frau? -
Jolanda,
01.05.2002, 01:32
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
01.05.2002, 01:57
- Re: Die neue Frau? -
Jolanda,
01.05.2002, 11:56
- Re: Ganz ehrlich... -
XRay,
03.05.2002, 00:18
- Re: Ganz ehrlich... - Beatrix, 03.05.2002, 03:22
- Re: Ganz ehrlich... -
XRay,
03.05.2002, 00:18
- Re: Die neue Frau? -
Jolanda,
01.05.2002, 11:56
- Re: Die neue Frau? - Ferdi, 01.05.2002, 16:12
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
01.05.2002, 01:57
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
03.05.2002, 03:10
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
03.05.2002, 04:44
- Re: Die neue Frau? - Old Man, 03.05.2002, 10:42
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
03.05.2002, 04:44
- Re: Die neue Frau? -
Jolanda,
01.05.2002, 01:32
- Re: Die neue Frau? -
zahlvater,
30.04.2002, 21:45
- Re: Die neue Frau? - Beatrix, 03.05.2002, 03:50
- Re: Die neue Frau? -
UdoM,
01.05.2002, 13:06
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
03.05.2002, 04:01
- Re: Die neue Frau? -
UdoM,
06.05.2002, 17:38
- Re: Die neue Frau? - Beatrix, 07.05.2002, 03:57
- Re: Die neue Frau? -
UdoM,
06.05.2002, 17:38
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
03.05.2002, 04:01
- Re: Die neue Frau?/Beatrix -
Frau*****,
05.05.2002, 20:11
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
06.05.2002, 03:29
- Schichtensprung -
Norbert,
06.05.2002, 12:21
- Re: Schichtensprung -
zahlvater,
07.05.2002, 00:18
- Re: Schichtensprung -
Frau*****,
07.05.2002, 01:28
- Re: Schichtensprung -
zahlvater,
07.05.2002, 02:15
- Gut gekontert! :-) (n/t) -
Jörg,
07.05.2002, 02:18
- Re: Gut gekontert! :-) (n/t) - Frau*****, 07.05.2002, 02:22
- Gut gekontert! :-) (n/t) -
Jörg,
07.05.2002, 02:18
- Re: Schichtensprung -
zahlvater,
07.05.2002, 02:15
- Re: Schichtensprung
-
Jörg,
07.05.2002, 02:30
- Re: Schichtensprung -
Jolanda,
07.05.2002, 04:07
- Re: Schichtensprung -
elwu,
07.05.2002, 13:31
- Re: Schichtensprung -
Jolanda,
08.05.2002, 12:05
- Re: Schichtensprung -
elwu,
08.05.2002, 17:48
- Re: Schichtensprung - Frau*****, 08.05.2002, 19:32
- Re: Schichtensprung -
elwu,
08.05.2002, 17:48
- Re: Schichtensprung -
Jolanda,
08.05.2002, 12:05
- Re: Schichtensprung -
elwu,
07.05.2002, 13:31
- Re: Schichtensprung -
Jolanda,
07.05.2002, 04:07
- Re: Schichtensprung -
Frau*****,
07.05.2002, 01:28
- Re: Schichtensprung, keine Atwort ist auch eine Antwort - Norbert, 11.05.2002, 23:27
- Re: Schichtensprung -
zahlvater,
07.05.2002, 00:18
- Re: Die Grünen? - XRay, 06.05.2002, 13:48
- Re: Die neue Frau? -
Frau*****,
06.05.2002, 22:17
- Re: Die neue Frau? - Beatrix, 07.05.2002, 02:56
- Schichtensprung -
Norbert,
06.05.2002, 12:21
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
06.05.2002, 03:29
- Re: Die neue Frau? -
Peter,
06.05.2002, 04:51
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
07.05.2002, 03:31
- Re: Die neue Frau? - Peter, 09.05.2002, 04:16
- Re: Die neue Frau? -
Beatrix,
07.05.2002, 03:31
- Re: Die neue Frau? -
XRay,
30.04.2002, 21:36