Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die neue Frau?

Beatrix, Monday, 06.05.2002, 03:29 (vor 8618 Tagen) @ Frau*****

Als Antwort auf: Re: Die neue Frau?/Beatrix von Frau***** am 05. Mai 2002 17:11:02:

hallo Unbekannte!

ich kann schon deine faszination für diese schöne frau mit ihrer sanft-leisen stimme, ihren langsamen bewegungen verstehen.

Ist sie so?
Ich habe sie noch nie erlebt.

sie ist alles andere als die vielschreiberin gertraud höhler, die ihren sohn abel in ihren büchern mütterlich-dominant verewigt, um dann auf reklamebildern als coole frau mit reitpeitsche, die männer zu faszinieren und ihnen wohlig-erotische schauer einzuhauchen.

Interessant. Ich gestehe, die Frau ist mir bisher kein Begriff. Danke für den Tipp. Da vieles von ihr bereits vergriffen ist - magst Du vielleicht mal kurz referieren, welchen Gesamttenor ihr Werk hat?
Mich interessiert evtl. mal [link=http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3421050961/qid=1020635446/sr=1-12/ref=sr_1_2_12/302-7989462-3184868" target="blank]dieses Buch hier[/link] , da ich viel von einem Bündnis zwischen den Geschlechtern halte.

aber sind beide *vordenkerinnen* für die neue frau oder sind sie nicht eher selbstdarstellerinnen in einer medialen welt?

Warum nicht beides? ;-)

und nun zu den punkten die dich faszinieren. ich muß dir gestehen, eigentlich will ich weder den *neuen mann*, noch die *neue frau* kreieren, sondern differenzen beiseitigen und differenzierungen zulassen.

Sicher. Und zwar Differenzierungen eher individueller Art. Die dürfen gerne bleiben. Je früher wir derzeit bestehende, sozialisationsbedingte Differenzen bei den Geschlechtern wahrnehmen und aufdecken, desto eher verschwinden sie vielleicht.

ich stolpere schon etwas bei den begriff: *frau mit stil*, denn es ist für mich eine unzulässige wertung.

Der Ausdruck stört mich auch. Vilar verkehrt in wenig repräsentativen Kreisen. Sie schreibt auch von Adelsprädikaten und akademischen Titeln, die frau selbstverständlich ablegen solle, da sie solche Angeberei nicht nötig habe. Ein Stück persönliches Weltbild, das hier durchschimmert, das wir ihr verzeihen sollten.

aus esther vilars text:Punkt 1

obwohl- und das gestehe ich dir ein, die vorstellung (..ehrenvoll, je weniger sie ihn liebt) grandios ist, denn dann schwebe ich in die höhe, ohne niedere, egoistische motive.
aber ist das nicht eine überforderung von menschen?

Sowieso. Ich halte nur Vilars gesamte Ansicht zur Ehe für Humbug. Entweder Vilar will die Ehe ganz abschaffen oder gar nicht. Aber Liebesehe nein, Scheinehe aus sozialen Gründen ja, das finde ich unsinnig. Konsequenter wäre da schon die komplette Abschaffung der Heirat. Die neueste Definition von Familie besagt ja bereits, daß Familie dort ist, "wo Kinder sind".
Deshalb finde ich es übrigens auch konsequent, wenn die Grünen im Gegensatz zu den sonstigen Parteien nicht mehr von Familienpolitik, sondern von "Kinderpolitik" reden. Andererseits zeigt der letzte deutsche Mikrozensus, daß die überwiegende Mehrheit der deutschen Kinder noch in einer Familie mit beiden leiblichen Eltern lebt und Geschwister hat. Leider entsteht durch die Presse oft ein ganz anderer Eindruck.

aus esther vilars text:Punkt 2

Frau*****:nun, esther vilar schlendert gemächlich in die welt der märchen. noch immer finden ehen überwiegend unter partner der gleichen sozialen schicht statt.

Glaube ich auch und halte ich auch für sinnvoll. Ist seit Jahren mein Reden, wenn wieder ein Maskulist das Märchen (?) von der Sprechstundenhilfe und dem Oberarzt erzählt. Wie häufig sind solche Konstellationen?

der *schichtensprung* ist nicht so häufig, der *sprung-mit-doppelten-salto-zum-prinzen* gar die ausnahme. es kommt mir vor, als ob sie ein *geschlossenes schichten-system* herbeiredet.
ersetzt sie ihre polemik gegen *romantische ehe*, nicht durch die *romantik des verzichts*?

Was soll daran romantisch sein?

aus esther vilars text: Punkt 7:Eine Frau von Stil, die sich trotz aller Bedenken zur Ehe entschließt,
wird mit dem Heiraten wenigstens warten, bis sie über Dreißig ist. ....ist sie selbstverständlich auch bereit, diesen Mann "auszuhalten".

leben und liebe sind nicht so planbar und was mich etwas verärgert, ist die *vergegenständlichung eines menschen*.

So ganz komm ich da nicht mit. Vilar will doch mit ihren Punkten keine festen Regeln aufstellen. Es sollen doch nur Anregungen sein, Träume, Visionen, Lösungsvorschläge.

Bitte erkläre Deinen Einwand mal näher.

aus esther vilars text:Punkt 25
Falls eine Frau von Stil sich so sehr vor dem Sterben fürchtet, daß sie
Mitglied einer Überlebensversicherungsgesellschaft (Kirche, Sekte,
Kultgemeinschaft) wird, gibt sie nicht eher Ruhe, bis ihre Firma auch
weibliche Makler (Prediger, Bischöfe, Päpste) beschäftigt. ...

Frau*****: nun, eine sehr technokratische federführung in fragen um sterben, angst, trost.

Halt aus der Sicht einer Person, die sich an der von Männern dominierten Struktur der religiösen Organisationen stört.
Kann ich gut nachvollziehen.

es mag sein, daß für manche frauen ein weiblicher prediger besser ist.

Ich schätze mal, es geht ihr mehr um Anerkennung dessen, was Frauen bereits in relig. Organisationen leisten und um mehr Mitbestimmung.
Ich fand ihr Buch "Katholikinnen aller Länder vereinigt Euch" bzw. "Antrittsrede der ersten Päpstin" jedenfalls sehr lesenswert.

wie gesagt, ich will weder den *neuen mann* basteln, noch die *neue frau*. bei einigen punkten verspüre ich durchaus eine sympathie, aber ich würde solche *handlungsanregungen* nicht allzuernst nehmen, denn sie wollen idealbilder und die will ich wiederum nicht.

In dem Punkt unterscheiden wir uns wohl. Sage mir, wovon Du träumst, und ich sage Dir, wer Du bist. ;-)

ciao
Beatrix



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