Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die neue Frau?/Beatrix

Frau*****, Sunday, 05.05.2002, 20:11 (vor 8618 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Die neue Frau? von Beatrix am 30. April 2002 17:02:01:

hallo beatrix,
ich kann schon deine faszination für diese schöne frau mit ihrer sanft-leisen stimme, ihren langsamen bewegungen verstehen.
sie ist alles andere als die vielschreiberin gertraud höhler, die ihren sohn abel in ihren büchern mütterlich-dominant verewigt, um dann auf reklamebildern als coole frau mit reitpeitsche, die männer zu faszinieren und ihnen wohlig-erotische schauer einzuhauchen.
aber sind beide *vordenkerinnen* für die neue frau oder sind sie nicht eher selbstdarstellerinnen in einer medialen welt?

ich erinnere mich an ein streitgespräch zwischen esther vilar und alice schwarzer (7oiger jahre) in der sie zur heimlichen sehnsucht der männer, wurde, die den aufbruch der frauen ängstlich,ärgerlich verfolgten.
übrigens: das kuriose an männern ist oft ihr *baggerverhalten*; frau bekommt dann abstruse, skurrile geschenke, ohne sinn und verstand und die man überhaupt nicht will. so wurde ich auch mit esther vilars *dressierten mann* beglückt, allerdings habe ich es nur durchgeblättert.
aber dies nur am rande.

und nun zu den punkten die dich faszinieren. ich muß dir gestehen, eigentlich will ich weder den *neuen mann*, noch die *neue frau* kreieren, sondern differenzen beiseitigen und differenzierungen zulassen.
ich stolpere schon etwas bei den begriff: *frau mit stil*, denn es ist für mich eine unzulässige wertung. du siehst, ich habe ein problem mit frau vilar, will aber, um dir eine antwort zu geben, dies als *handlungsanregung* verstehen. ich greife auch nur einige punkte heraus.

aus esther vilars text:Punkt 1
Eine Frau von Stil heiratet entweder gar nicht oder aus wirklich
respektablem Grund. Sofern ihre Tat zugunsten des Mannes erfolgt, ist ihre
Entscheidung zur Heirat um so ehrenvoller, je weniger sie diesen liebt.

Frau:*****:es muß eine eisige höhe sein, in der esther vilar die *frau mit stil* ansiedelt. fast gewinne ich den eindruck, es muß so etwas wie eine *weibliche christusfigur* sein.
obwohl- und das gestehe ich dir ein, die vorstellung (..ehrenvoll, je weniger sie ihn liebt) grandios ist, denn dann schwebe ich in die höhe, ohne niedere, egoistische motive.
aber ist das nicht eine überforderung von menschen?

aus esther vilars text:Punkt 2
Falls eine Frau von Stil sich trotz aller Bedenken zu einer Ehe aus
Liebe entschließt, wird sie darauf achten, daß ihr Erwählter weder
bedeutend älter, wohlhabender noch prominenter ist als sie selbst.
Sollte sie sich in einen Mann verlieben, bei dem einer oder mehrere
dieser Umstände zutreffen, wird sie auf eine Legalisierung verzichten.
Denn erstens ist dies die einzige Möglichkeit, die Wahrhaftigkeit ihrer
Gefühle zu beweisen.

Frau*****:nun, esther vilar schlendert gemächlich in die welt der märchen. noch immer finden ehen überwiegend unter partner der gleichen sozialen schicht statt.
der *schichtensprung* ist nicht so häufig, der *sprung-mit-doppelten-salto-zum-prinzen* gar die ausnahme. es kommt mir vor, als ob sie ein *geschlossenes schichten-system* herbeiredet.
ersetzt sie ihre polemik gegen *romantische ehe*, nicht durch die *romantik des verzichts*?

aus esther vilars text: Punkt 7:Eine Frau von Stil, die sich trotz aller Bedenken zur Ehe entschließt,
wird mit dem Heiraten wenigstens warten, bis sie über Dreißig ist. Und
wird sich dann, wegen der frühen Sterblichkeit und noch früher
schwindenden Liebeskraft des anderen Geschlechts, nach Möglichkeit für
einen um etliche Jahre jüngeren Mann entscheiden. Und falls dem
materielle Probleme entgegenstehen, ist sie selbstverständlich auch
bereit, diesen Mann "auszuhalten".

Frau*****: ich hatte mal eine schallplatte der frauengruppe *schneewittchen*, mit der schönen stimme von angie domdey. die lieder waren in fröhlicher stimmung schön mitzusingen, auch ein lied: *der mann, der ist ein lustobjekt* und in dem text auch der passus *...da geb ich ihm ein paar euroschecks, dann kann er sich was kaufen*.
was von mir damals gesungen wurde, war nicht ernst gemeint, aber esther vilars *frau mit stil* eine frau ohne emotion, die in einzelheiten plant? ein professor, den ich mochte, hielt den *zufall* als einen entscheidenden fakt im leben; er kam auch beim segeln *zufällig* um.
leben und liebe sind nicht so planbar und was mich etwas verärgert, ist die *vergegenständlichung eines menschen*.

aus esther vilars text:Punkt 25
Falls eine Frau von Stil sich so sehr vor dem Sterben fürchtet, daß sie
Mitglied einer Überlebensversicherungsgesellschaft (Kirche, Sekte,
Kultgemeinschaft) wird, gibt sie nicht eher Ruhe, bis ihre Firma auch
weibliche Makler (Prediger, Bischöfe, Päpste) beschäftigt. Dieses Ziel
erreicht sie durch einen konsequenten Boykott der sonntäglichen
Mitgliederversammlung. Und da sie auch hier in der Überzahl war (in den
christlichen Kirchen stellen Frauen siebzig Prozent der Kirchgänger),
erreicht sie es schnell: Wie könnte ein Verein, der sein Geld mit der
Verheißung des ewigen Lebens macht, auf die Mehrheit seiner Anhänger
verzichten?

Frau*****: nun, eine sehr technokratische federführung in fragen um sterben, angst, trost.
es mag sein, daß für manche frauen ein weiblicher prediger besser ist. aber ein starres gottesbild wird hier keiner haben; für mich sind prdiger soetwas wie *märchenerzähler*, die manchmal schöne märchen vortragen, die trost bringen oder manchmal märchen, die bedrohlich sind.
ob mich nun ein mann mit tröstenden märchen erreicht oder eine frau ist mir gelinde gesagt *wurscht*.

wie gesagt, ich will weder den *neuen mann* basteln, noch die *neue frau*. bei einigen punkten verspüre ich durchaus eine sympathie, aber ich würde solche *handlungsanregungen* nicht allzuernst nehmen, denn sie wollen idealbilder und die will ich wiederum nicht.

gruß (ich habe dir hier geantwortet)


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