Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Zwang. Anders gehts nicht.

Ralf, Sunday, 22.05.2005, 03:14 (vor 7509 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Re: Zwang. Anders gehts nicht. von ChrisTine am 21. Mai 2005 11:42:46:

Hallo ChrisTine,

ich fang' mal mit Deiner 2. Frage an, weil dann vielleicht in der Tat vieles klarer wird.

Hier möchte ich zunächst einmal von Dir wissen, wie Du zum einen Gleichschaltung definiert und zum anderen Gleichberechtigung, da das ja anscheinend der Grund für Dein Statement hier ist.

Gleichberechtigung: Gleichheit vor dem Gesetz, keine Gruppe wird bevorzugt oder benachteiligt.

Gleichschaltung: Der liegt das Dogma zugrunde, dass Männer und Frauen letzendlich völlig gleich sind. Demzufolge sind alle zu beobachtenden realen Unterschiede auf "Ungerechtigkeiten" zurückzuführen und entsprechend zu bekämpfen.

Wenn also z.B. Männer häufiger Führungspositionen besetzen, liegt das entweder an "patriacharler Unterdürckung" (Emanzen), oder an der Faulheit der Frauen, die endlich zwangs-emanzipiert werden müssen (Gleichschaltungs-Maskus).

Wenn Männer häufiger die Versorger-Rolle einnehmen, dient das entweder dazu, die armen Weibchen in Abhängigkeit zu halten (Emanzen), oder ist ebenfalls auf die Faulheit oder "Versorgungsprostituierten-Mentalität" der bösen Frauen zurückzuführen (Gleichschaltungs-Maskus).

Wenn Frauen bei der Kindererziehung und Hausarbeit stark überrepräsentiert sind, liegt das entweder an der Faulheit der Männer, die das alles auf die armen Frauen abschieben (Emanzen), oder an den bösen Frauen, die sich die Kinder unter den Nagel reißen und Erwerbsarbeit scheuen (Gleichschaltungs-Maskus).

Das fanatische Gleichheits-Dogma ist also bei Emanzen und Gleichschaltungs-Maskus letzlich dasselbe, und beiden Gruppen geht es darum, die Realität diesem Dogma zu unterwerfen. Kritik an diesem Dogma wird als "altmodisch" oder - vornehmer - "biologistisch" zurückgewiesen, die Realität wird als unschöne Verzerrung der dogmatischen Heilslehre wahrgenommen; typisch männliche oder typisch weibliche Eigenschaften werden als Bedrohungen empfunden und es gilt, sie auszumerzen (das war mit meiner VBemerkung "Männer verweiblichen und Frauen vermännlichen" gemeint).

wenn ich Dich Ralf richtig verstanden habe, bist Du der Meinung, ein richtiger Mann ist nur der, der seine Familie finanziell versorgt.

Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Die individuellen Spannweiten innerhalb der Gruppe der Männer und der Frauen sind riesig.

Kritisch wird das ganze nur, wenn man von der individuellen Ebene runterkommt und die "Erhöhung der Hausmannquote" als notwendig zur Anpassung der unliebsamen Realität an das Gleichschaltungsdogma ansieht.

>Zwar brav mit der Kritik im Auge, dass die konkrete Ausprägung des Feminismus eine einseitige Lobby ist, die bisher nur Frauen Rechte ohne die dazugehörigen Pflichten gegeben hat, während Männer ihre bisherigen Pflichten behalten und nur Rechte abgegeben haben - und das ist ja alles soooo ungerecht!
Deine Aussage impliziert, das das anscheinend gerecht ist, oder?

Doch, natürlich ist das ungerecht (s. das Wörtchen "zwar" :-) ). Aber die Kritik bleibt bei der ungerechten Ausgestaltung des Ganzen stehen, und richtet sich nicht gegen das Gleichheitsdogma ansich.

Was ist Deine Definition von Mann?

Das ist ungefähr so interessant wie die Frage "was ist ein Auto"? Würde mich nicht wundern, wenn die Defintion eines Autos in irgendeiner beknackten EU-Richtlinie auf ca. 345 Seiten verbindlich festgeschrieben ist, aber man muss wohl schon Susu heißen, um sich an solchen Definitionen aufzugeilen (in seinem Fall wohl weniger an der Defintion von "Auto" als an der von "Mann").

Bei mir kommt Dein Beitrag so an: Viele Männer, die hier schreiben sind keine Männer mehr, weil sie z.B. lieber Hausarbeit machen würden, als sich verheizen zu lassen. Du willst mit anderen Worten also vorgeben, was ein Mann zu sein hat. Mit welchem Recht eigentlich?

OK, ich kann durchaus verstehen, dass der Beitrag bei Dir so angekommen ist, das war aber nicht die eigentliche Intention. Es gibt m.E. einen immensen Unterschied zwischen der individuellen Ebene und der Gruppenebene.

Individuell sind Männer untereinander, ebenso wie Frauen untereinander, total unterschiedlich, und es liegt mir absolut fern, jemanden vorzuschreiben, wie er zu sein hat, um "ein richtiger Mann" zu sein.

Davon völlig unabhängig, und auch mitnichten im Widerspruch dazu, ist die Beobachtung, dass es zwischen Männern und Frauen als Gruppe offensichtlich erhebliche Unterschiede gibt - d.h. irgendeine wahllos herausgegriffene Eigenschaft kommt zwar i.d.R. sowohl bei einer Anzahl von Männern als auch bei einer Anzahl von Frauen vor, aber die Häufigkeit kann sich drastisch unterscheiden.

Als Gruppe betrachtet sind Männer und Frauen alles andere als gleich - die meisten durchsnittlich intelligenten Dreijährigen dürften das bereits intuitiv kapiert haben, aber es gibt offensichtlich eben nicht nur Emanzen, sonder auch einen starken Masku-Flügel, der sich unter das Niveau eines Dreijährigen zurückentwickelt hat und diese Unterschiede nicht wahrhaben will, sondern im Gegenteil als "biologistische" Bedrohung eines abstrusen Gleichheitsdogmas auffasst, die es auszumerzen gilt.

Gruß Ralf


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