Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Psychogenese des Männlichkeitsverrats

Joseph S, Sunday, 04.08.2002, 04:54 (vor 8529 Tagen) @ Karl

Als Antwort auf: Psychogenese des Männlichkeitsverrats von Karl am 29. Juli 2002 13:54:00:

Den Weg in die Kindheit habe ich nicht gemacht, aber dennoch ein paar Ideen
zu der Frage, warum Männer sich bei Benachteiligungen von Männern
beteiligen.

Eine wichtige Ursache sehe ich im romantischen Bild der Geschlechter,
nämlich:

Der Mann stellt sich im Kampf den Herausforderungen der Welt und versorgt
die Familie mit Geld, während die Frau die Kinder erzieht und die
Hausarbeit erledigt.

Dementsprechend werden die dazu passenden Eigenschaften zugeschrieben.

männlich: Stärke, Durchsetzungsvermögen, Gewaltbereitschaft, technische
Fertigkeiten ...
weiblich: Sanftheit, Fürsorge, Kommunikationsstärke,
Einfühlungsvermögen ...

Dieses Bild prägt noch in weiten Teilen die Sicht und den Umgang der
Geschlechter. Es hat unter anderem Benachteiligungen für Männer zu Folge.

z.B.

1. Die Wehrplicht nur für Männer.

2. Gewalt von Frauen gegen Männer ist nicht denkbar, weil Schwache nicht
Starke überwinden können. Daher wird ihre Existenz nicht wahrgenommen.
Zudem verschweigen die männlichen Opfer ihre Erfahrungen, weil sie sonst
ihre sexuelle Identität in Frage stellen, und sie lächerlich gemacht
werden.

3. Männern wird der Zugang zu Kindern erschwert, und das nicht nur bei
Scheidungen.

Diese sind unbeeinflußt vom Feminismus.

Daß aus dem Bild auch Vorteile für den Kampf um politische und
wirtschaftliche Hierarchien resultieren, haben Feministen erkannt, und
bezweifeln die männlichen Stärken. Da die Männer in diesen Bereichen
tatsächlich nicht so überlegen wie im Bild sind, sind die Feministen hier
nicht ohne Überzeugungskraft, auch bei Männern. Des weiteren ist die
Gesellschaft im Lauf des letzten Jahrhundert machtkritischer geworden.
Daraus resultiert bei vielen Männern ein schlechtes Gewissen, weshalb sie
mit Frauenförderung einen Ausgleich suchen.

Die weiblichen Stärken werden aber weiterhin für die Frauen beansprucht.
Diese Eigenschaften wirken im Schnitt sympatischer als die männlichen, und
werden oft bei Führungspersonen vermißt. Also wird von Frauen in
Führungpositionen besseres Verhalten erwartet (Beispiele wie Magret
Thatcher werden übersehen.), und der Aufstieg von Frauen besonders
gefördert, damit unsere Führungskräfte sozialer werden sollen. Diese
Einschätzung ist auch bei Männern vorhanden.

Von Männerverrat würde ich nicht sprechen, weil nach meiner Sicht diese
Männer normalerweise gar nicht Männer benachteiligen wollen, sondern nur
gerecht sein wollen. Die Fronten sind auch nicht eindeutig. So sind oft
Wehrpflichtgegener Frauenquotenbefürworter und Frauenquotengegner
Wehrpflichtbefürworter.

Die Wahrheit ist meistens komplizierter als die einfachen Bilder.

Machts gut!
Joseph


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