Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Psychogenese des Männlichkeitsverrats

Karl, Monday, 29.07.2002, 16:54 (vor 8534 Tagen)

Das Forum bewegte sich bisher zum überwiegenden Teil auf einer „beschreibenden“, „phänomenologischen“ Ebene. Es wurde und wird ausführlich beschrieben, inwiefern Männer in der feministischen Gesellschaft unterdrückt und ausgebeutet sind. Eine Masse an „Material“ hat sich angesammelt. Besonders erwähnen möchte ich Hoffmanns Buch, das als „Fallsammlung“ einen wichtigen Zweck der Sensibilisierung erfüllt. Der Diskurs sollte jedoch nicht auf dieser Ebene stehen bleiben. Es wird Zeit, daß nach den tieferen Ursachen geforscht wird. Und die liegen in uns selbst und sonst nirgends.

Jedes Unterdrückungsverhältnis hat zwei Seiten: Die unterdrückende und die unterdrückte Seite. Zwei Seiten spielen mit: Die unterdrückende Seite unterdrückt und die unterdrückte Seite läßt sich unterdrücken, arbeitet „konstruktiv“ an der eigenen Unterdrückung mit. Also auch die unterdrückte Seite trägt ihren aktiven Anteil zum Unterdrückungsverhältnis bei, ist nicht als „passives Opfer“ zu sehen. Es wäre ein tragischer Irrtum, zu meinen, wir seien passive Opfer. Tragisch wäre dieser Irrtum deshalb, weil er zu Fatalismus führen würde („man kann ja doch nichts daran ändern...“).

Das eigentlich interessante am Thema ist also: Als Männer leisten wir unseren eigenen Beitrag an unserer eigenen Unterdrückung. Warum tun wir so etwas „verrücktes“ ?

Es wurde schon einigemale auf der phänomenologischen Ebene thematisiert, daß es Männer selbst sind, die „männerfeindlich“ handeln, in der Politik genauso wie in der Justiz, in der Pädagogik und vor allem auch im privaten Bereich. In allen gesellschaftlichen Bereichen handeln Männer gegen ihre eigenen Geschlechtsinteressen, während es zugleich so scheint, daß die Frauen kämpferisch ihre eigenen weiblichen Interessen mit Klauen und Zähnen mit Hilfe der Ideologie des „Feminismus“ vertreten würden.
Als einige einige wenige Beispiele dafür möchte ich anführen:
- daß die grünen Männer ein „Frauenstatut“ verabschiedet haben, welches jeder Gleichberechtigung Hohn spricht und ganz klar, wie es klarer nicht mehr sein kann, männerfeindlich ist.
-daß es männliche Politiker waren und sind, die so etwas absurdes wie die sexistische männerdiskriminierende Wehrpflicht installiert haben und am Leben erhalten.
-daß es Männer in der Politik selbst waren, die mit männerdiskriminierenden Gesetzen (Ehegesetzgebung, Gewaltschutzgesetz, Sexualstrafrecht usw.) andere Männer (und sich selbst, wenn es sie „erwischt“) in die Pfanne hauen.
- daß Männer sehr häufig ein selbstschädigendes Leben (Drogen, Kriminalität, Ehe, Gewalt, Familienvater-Rolle, gefährliche Berufe usw.) führen.
-daß es oft Männer selbst sind, die männerfeindliche Terminologie benutzen und eine entsprechende „feministische“ Ideologie vertreten.

Auf einen Nenner gebracht: Mäner „verraten“ sich selbst.

Warum handeln wir Männer so unvernünftig und schaden unseren eigenen männlichen Interessen ? Das ist ein merkwürdiges Rätsel. Manchen erscheint es sogar als der eigentliche „Skandal“, über den sie sich „empören“. Die „Verräter“ empfinden wir häufig als verachtenswertere und größere „Feinde“ als „die Feministinnen“ selbst, die hier manchmal als „Femischitinnen“ oder gar „Femifaschitinnen“ denunziert werden. Da die Männerfeindlichkeit, wie dargelegt, in uns angelegt ist, da der „Feminismus“ in uns selbst steckt, beschimpfen wir uns selbst, wenn wir von „Femifaschitinnen“ sprechen. Wir bekämpfen „femischitische“ Anteile in uns selbst, es ist eine Art „Selbsthaߓ. Deshalb auch die starken Emotionen, die Aggressivität, unter der wir leiden.

Ich benenne das Phänomen mit einem neuen Begriff, den ich hiermit schöpfe, vielleicht gehe ich damit in die Geschichte ein :-) Ich benenne das erstaunliche Phänomen mit dem Begriff

„MÄNNLICHKEITSVERRAT“.

Wie kommt es zum „Männlichkeitsverrat“ ?

Um die Psychogenese des „Männlichkeitsverrates“ zu klären, möchte ich nicht nur „spekulieren“ oder irgendwelche Theorien undurchdacht in den Raum stellen. Sondern ich möchte methodisch vorgehen. Ich schicke vorraus, daß ich es für nützlich halte, den Männlichkeitsverrat, so wie andere neurotische Phänomene, mit Hilfe der psychoanalytischen Methodik zu interpretieren. Ich erhebe keinen Anspruch auf die absolute, einzige Gültigkeit dieser Methode, jedoch halte ich sie angesichts der Tatsache, daß es sich offensichtlich um UNBEWUßTE Prozesse handelt, die in uns vorgehen, und über die wir uns selbst nicht im klaren sind, für unbedingt angebracht.
Die analytische Deutung ist ein Prozeß, der nicht mit ein paar Postings erledigt sein kann, sondern besitzt „diskursiven“ Charakter. D.h., es ist möglich, daß während des Prozesses der Analyse falsche Wege gegangen werden, daß dann auf „sicheres Terrain“ in Richtung Oberfläche „aufgetaucht“ werden muß, daß zwischendurch „Luft geholt“ werden muß, bevor wieder eingetaucht werden kann. Der Weg zur Erkenntnis eines im Unbewußten schlummernden Rätsels ist wie ein Irrweg in einem Labrinth: Es besteht die ständige Gefahr von Irrwegen. Sehr oft muß „Versuch und Irrtum“ erfahren werden. Der Weg ist quälend und schmerzlich, denn in uns befinden sich allerhand Widerstände, welche die desillusionierende „Aufdeckung“, die oft mit „Selbstbeschämung“, mit „Peinlichkeit“ verbunden ist, verhindern wollen.

Die Leit- Frage lautet:
Welches ist die unbewußte Dynamik, die einen Mann dazu bringt, gegen eigene, vielleicht sogar BEWUßTE eigene Interessen verstoßend, die Interessen von Frauen über die eigenen männlichen zu stellen ? Was bringt einen Mann z.B. dazu, sich „freiwillig“ als traditionellen „Familienernährer“ ausbeuten zu lassen ? Welchen Teufel reitet Männer, wenn sie so etwas wie die sexistische Männerwehrpflicht installieren oder so etwas verrücktes wie das Frauenstatut ausbrüten ?

Der Weg:
Um vom Phänomen in die Tiefenebene zu kommen, um vom Symptom zur neurotischen Ursache vorzudringen, muß jeder von uns in die Kindheit zurückgehen. Daran führt kein Weg vorbei. Dieser „Gang zu den Müttern“ macht uns „schaudern“, wie es im Faust heißt. Wir haben dabei mit eigenen Widerständen zu kämpfen und müssen um die Erinnerung von ins „Vergessen“ abgedrängten Erlebnissen ringen.
Wie für jede seelische Dynamik wird auch für den Männlichkeitsverrat der Kern in der Kindheit und in den frühkindlichen Beziehungen, insbesondere zu Eltern und sonstigen Erzieher(innen !) angelegt. Vor allem die Beziehung zur Mutter als der „ersten Frau im Leben“ hat eine riesige Bedeutung. An zweiter Stelle kommt der Vater als das Vorbild für die eigene Geschlechterrolle. Falls er fehlen sollte, ist gerade dieses Fehlen ein wichtiger Aspekt. Erlebnisse in der Kindheit bilden sich zu unbewußten neurophysiologischen Strukturen aus, die einen „Wiederholungszwang“ im Leben des einzelnen Mannes und sozialpsychologisch in der ganzen Gruppe der Männer bewirken, sich also immer wieder aufs neue reproduzieren.

Denken wir also über uns selbst nach, über unsere Kindheit, über unsere Väter, über unsere Mütter. Über unsere Verletzungen und Traumata und über unser enttäuschte Liebe. Nennen wir es „Selbsterfahrungsgruppe“, „analytischen Diskurs“ oder wie auch immer. Um uns selbst geht es. Das müssen wir erkennen und Schlüsse für unser Handeln daraus ziehen. Wenn wir das tun, werden wir neue Kraft schöpfen und Wege aus unserer männlichen Isolation heraus hin zu neuer männlicher Solidarität finden.


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