Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zehn Thesen zur Männerbefreiung

Isegrim, Wednesday, 08.07.2009, 18:20 (vor 6016 Tagen) @ Arne H.

1 Zentrale Motivation einer Männerbewegung: Grundgesetz, Artikel 3, Absatz
3.

Würde ich unterschreiben.
Wobei anzumerken sei: "Niemand darf wegen [...] oder politischen Anschauungen durch den Staat benachteiligt oder bevorzugt werden."
Manche meinen diese FOrderung auf alles Mögliche ausdehnen zu müssen (zum Beispiel das Vertragsrecht - siehe AGG), was dann ziemlich totalitär (=in alle Lebensbereiche eingreifend) wird.

Wenn wir gerade bei diesem Artikel sind:
Abschaffung von Absatz 2:
"(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. "

Die Vermengung von "Gleichberechtigung" und "Gleichstellung", die in der Öffentlichkeit ständig stattfindet, basiert nicht zuletzt auf diesem Absatz. Und auch der Irrglaube, daß es sich bei Artikel 3 um ein Kollektivrecht handelt - es handelt sich um ein Individualrecht - und auf andere Beziehungen anzuwenden sein, als der zwischen Staat und (individuellem) Bürger.
Gleichstellungspolitik steht in meiner Wahrnehmung eigentlich immer dem Gleichbehandlungsgrundsatz entgegen - ein Widerspruch im Gesetzestext selbst.

Mal ganz davon abgesehen, daß die "Nachteile", von denen im Absatz 2 die Rede ist recht willkürlich aus der Menge aller Unterschiede zwischen den Gruppen "Männer" und "Frauen" ausgewählt werden (unterschiedliches Durchschnittseinkommen versus unterschiedliche Durchschnittslebenserwartung zum Beispiel).

2. Der Geschlechterdiskurs sollte zum Ziel haben, die Gleichwertigkeit von
Mann und Frau über Gleichverpflichtung und Gleichbehandlung zu erreichen.

Gleichverpflichtung und Gleichbehandlung finde ich toll - folgt im Übrigen schon aus Artikel 3 GG Abs. 3.
Was aber heißt hier "Gleichwertigkeit"? So wie der Punkt da steht, kann ich nichts damit anfangen.

3. Ein ausbalancierter Geschlechterdiskurs geht über Verantwortungsteilung
zwischen Mann und Frau, aber nicht über die Diskussion einzelner Rechte.
Letzterer Disput gleitet zwangsläufig ab in den Diskurs Unterdrücker /
Unterdrückte.

Verstehe ich ebenfalls nicht. Natürlich geht es auch um einzelne Rechte. Wenn der Staat einem Geschlecht ein Recht einräumt (z.B. das Sorgerecht), dem anderen jedoch nicht, so liegt hier ein Widerspruch zu Art.3 GG Abs.3 vor - und da selbiger uns motiviert...
"Verantwortungsteilung" verstehe ich ebenfalls nicht wirklich. Verantwortungsteilung in der Ehe? Wer den Müll runterbringt, und wer die Windeln wechselt? Oder gesellschaftliche Verantwortungen, die die Geschlechter jeweils übernehmen? Kommt man dann nicht zwangsläufig in eine Art seltsamen Wettbewerb, bei dem unvergleichbare Dinge gegeneinander aufgewogen werden?

Frauen übernehmen mehr Verantwortung, denn sie arbeiten viel häufiger in sozialen Berufen, und kümmern sich freiwillig um die Pflege Angehöriger - Nein, Männer übernehmen mehr Verantwortung, denn sie finanzieren viel stärker die soz. Sicherungssysteme und organisieren sich stärker in Gewerkschaften - Nein, Frauen übernehmen... denn sie bekommen die Kinder - Nein Männer übernehmen....<< Würg.

Gleiche Rechte, Gleiche Pflichten. Das reicht bereits.

4. Die Frauenförderung durch Gender Mainstreaming bedarf im Nachhinein
einer Hinterfragung durch demokratische Prozesse.

Auf jeden Fall.

5. Verletzbarkeit des Menschen hat keine geschlechtstypischen
Ausprägungen.

Kann man mißverstehen. Natürlich kann man Frauen nicht an den Hoden verletzen...
Gemeint ist wohl: die Gesellschaft/der Staat hält Frauen als eher auf die Opferrolle aboniert, und glaubt ihnen daher vor Gericht eher, bietet ihnen spezielle Opferschutzeinrichtungen und Männern nicht, bietet speziele Programme bei Obdachlosigkeit von Frauen usw.
Abermals reicht hier ein Verweis auf Artikel 3 GG, der die Unzulässigkeit offenlegt.

6. Die Unterscheidung zwischen Form und Inhalt der häuslichen Gewalt
zeigt: Deren Ausübung beruht nicht auf geschlechtstypischen Konnotationen.
Männer werden Opfer überwiegend der öffentlichen Gewalt, besonders durch
andere Männer, oder per Gesetz (Beispiel: Wehrpflicht) ausgesetzt.

Äh. Ja.

7. Mann und Frau haben eine gemeinsame Geschichte - durch die mütterliche
Erziehung ihrer Söhne. Die Rolle der Mütter darf darum nicht ausgeblendet
werden.

Bei was nicht ausgeblendet werden? Die Rolle der Mutter wird mMn nur recht selten ausgeblendet (vielleicht z.B., wenn es um sexuellen Mißbrauch geht). Die Rolle des Vaters wird viel häufiger ausgeblendet - man hat manchmal fast den Eindruck, sie würde immer ausgeblendet, außer wenn es um das Zahlen von Unterhalt geht...

8. Wenn Männer nicht handeln, werden sie langfristig behandelt. Das
bedeutet: Die männliche Subjektwerdung ist unerlässlich, um die
feministische Reduktion des Mannes auf die Biologie und die politische
Fremdeinwirkung zu überwinden.

Wer schreibt denn so ein Geschwurbel? "Reduktion auf die Biologie" klind schon ziemlich durchgegenderd.
Männer müssen sich als Gruppe wahrnehmen, deren Mitglieder aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit gewisse Rechte verweigert (z.B. Sorgerecht) und gewisse Pflichten (z.B. Wehrpflicht) aufoktruiert werden und politisch dagegen Vorgehen.
Die Teile des Feminismus', die sich mit der spiegelbildlichen Problematik bei Frauen auseinandersetzten (z.B. Wahlrecht) halte ich für eine tolle Sache.
Diese Teile des Feminismus haben aber längst mangels adequater Aufgaben ihre Tätigkeit eingestellt...

9. Männergesundheit: Männer haben (seit dem 2. Weltkrieg) weniger von den
gesellschaftlichen Prozessen profitiert als Frauen. Beispiel: höhere
Mortalitätsrate der Männer.

Das stimmt. Eine gesellschaftliche Bewegung kann sich dieser Problematik annehmen. Der Staat allerdings hat damit wenig zu schaffen, so lange die staatlichen Organe (auch die staatlichen Krankenkassen) geschlechtsneutral sind (was sie nicht sind - hier sollte die Politik eingreifen).

10. Mann muss sich wieder über seine Individualität und seine Potentiale
identifizieren. Nur so kann er auch nach außen seine (bisher ohne Protest
angenommene) Sündenbock-Funktion überwinden.

Männliches (individuelles) Selbstbewußtsein zu fördern finde ich gut.
Ich habe kein schlechtes Gewissen dafür, daß Frauen früher nicht wählen durften - damit habe ich nichts zu schaffen. Ich habe auch nie eine Frau verprügelt und bestreue mein Haupt daher nicht mit Asche, nur weil manche glauben, Männer würden ständig Frauen verprügeln...


Lange Antwort, ich hoffe daß sie hilft.
Generell stehe ich dem Projekt, eine Leitschnur zu erstellen sehr positiv gegenüber - gerade in Verbindung mit einer renomierten Organisation wie der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Wie wäre es einfach mit eienr Liste von Baustellen, an denen wir arbeiten?
Die hier finde ich recht gut:
http://www.manndat.de/index.php?id=37


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