Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Horst

supernette Feministin, Tuesday, 05.05.2009, 01:10 (vor 6079 Tagen) @ Horst

Hallo Horst,

ich danke für diesen Beitrag, möchte mich aber zum ersten korrigieren, denn der Meinung, dass Frauen diskriminiert werden, sind tatsächlich 11 % der Befragten, aber auch da bleibt es eben eine absolute Minderheit. An den 2 %, die meinen, dass Männer diskriminiert werden, ändert sich nichts.

Sie fragten nun, warum das so ist und natürlich habe ich dazu auch meine Theorie: Es ist den Männern ebenfalls zumutbar, störungsfrei eine günstige Alternative aus vielen Optionen zu wählen, die ihnen derartige Nachteile ersparen kann. Und die Mehrheit tut das wohl. Ich meine damit, dass Dinge die ein Kollektiv (welches auch immer) sozial benachteiligend wirken können, a) nicht von jedem Teil des Kollektivs derart als Diskriminierung* verstanden werden muss (es gibt viele Interpretationen, die nicht alle negativ sein müssen), b) durch Alternativen die individuelle Benachteiligung umgangen werden können und c) eine Vielfalt an sonstigen Möglichkeiten offen stehen, die von anderen wahrnehmbar sind, als Lösung hingenommen und ohne Ächtung erfolgreich bewältigt werden können.

Hierzu einige aufzeigende Beispiele:
- Ein Mann, der sich durch die Wehrpflicht diskriminiert fühlt, verweigert halt oder macht Zivildienst.
- Ein Mann, der sich durch das Unterhaltsrecht diskriminiert fühlt, heiratet halt eine erwerbstätige Frau oder überhaupt nicht und
- ein Mann, der sich durch das Muttervorrecht benachteiligt fühlt, geht halt in einen selbst bestimmten Zeugungsstreik oder sichert sich Rechte an seinem Kind, die ihm nicht genommen werden können usw. usf.

Nicht anders erkläre ich auch, warum sich nur 11 % der Frauen – und nicht wie hier zu oft kolportiert wird, alle Frauen, diskriminiert fühlen.

Was Sie, Horst, mit imaginierter Kollektiv-schuld ansprechen, sehe ich ähnlich und mache es dem bürgerlich-westdeutschen Feminismus zum Vorwurf: Die Politisierung des Privaten. Das Private ist nicht politisch und es kann nicht verlangt werden, dass für jedes partnerschaftliche Problem eine politische Lösung gefunden wird. Es gibt nämlich auch für jedes soziale Problem eine individuelle Lösung, die zwar nicht immer die ideale ist, aber von persönlicher Betroffenheit frei hält und Betroffenheit ist das unangenehmste Motiv von allen und schadet der Glaubwürdigkeit enorm, aber auch nicht von allen getragen werden muß. Das führt aber hier jetzt zu weit.

Und ja, der Stellvertreteranspruch des bürgerlichen Feminismus vermittelt leider eine erdachte Einheit der Frauen, es wird oft ein „feministisches Wir-Gefühl“ gefordert, das nicht nur unmöglich ist, sondern auch bedrohlich auf die Ausgegrenzten (in diesem Fall Männer) wirkt, aber so auch nicht existent, sondern lediglich als Halluzination und Trugbild einiger Feministinnen besteht. Dass diese aber immer noch davon träumen, sollte Sie wissen lassen, dass es bisher nicht existiert. Und immerhin sehen nur 11 % der Befragten, eine Diskriminierung der Frauen als gegeben an. Eine Mehrheit oder gar solidarische Aktionsfront ist das nun wahrlich nicht.

Es ist darum wenig zielführend, anzunehmen, dass sich alle Frauen diskriminiert fühlen oder fühlten und dass darum alle Männer zusammen halten müßten. Eben so unangemessen ist es nämlich, sich eine Mehrheit unter den Männern zu wünschen: Je weniger sich diskrimiert fühlen, um so besser. Und wie Sie sehen, trifft diese Erfahrung eben auch nicht auf alle Männer zu. Ich finde es dabei überflüssig, um die Ursachen zu grübeln und schließe kurzentschlossen, Diskriminierung als Maßstab politischer Problemlösung aus. Jede Ungleichbehandlung braucht nämlich Ursache und Methode und diese zu zu orten und zu analysieren, ist viel wichtiger und vor allem vernünftiger, als das individuelle Empfinden der Protestierenden zu ergründen.

* Unter Diskriminierung verstehe ich dabei eine kollektive Ungleichbehandlung, die auch individuelle Auswirkungen hat, also jemanden mindestens direkt betrifft. Diskriminierung braucht Opfer. Eine Diskriminierung, die niemanden benachteiligt, geht ins Leere. Erst die protestreifen Betroffenen – Opfer- verleihen mit ihrem Protest ihrem Anliegen ein moralisches Gesicht. Und es interessiert ganz sicher niemanden, ob man zBsp. transparenten Einhörnern das Leben schwer macht, denn sie werden ganz sicher keinen Protest anstimmen und wenn doch, werden wir sie wohl nicht verstehen.

Liebe Grüße

Ihre supernette Lieblings-Feministin


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