Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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An ihren Worten sollt ihr sie erkennen.

Chato, Thursday, 23.10.2008, 04:49 (vor 6270 Tagen) @ Student(t)

Jemandem, der arrogant im Knast herumsitzt zu sagen: "Ey, du sitzt im Knast. Aber die Tür ist offen. Sieh zu, daß du hier jetzt ganz schnell herauskommst und bleib nicht weiter freiwillig Sträfling!", ist in meinem Verständnis durchaus ein Akt der Liebe und jedenfalls nichts, das, wie du es mir absurderweise vorzuwerfen beliebst, die Leute dazu verurteilte, im Knast zu sitzen. Freilich muß, wer aus einem Knast heraus will, logischerweise erst einmal begriffen haben, daß er sich überhaupt in einem solchen befindet. Deshalb muß man das so sagen, wie es ist.

Und wenn du mir dann weiter vorwirfst, ich hätte niemals etwas über die Liebe geschrieben, wo sie doch so wesentlich sei, dann ist nicht nur wahr, daß Liebe keineswegs darin besteht, etwas über sie "zu schreiben", sondern dann widerspricht diesem Vorwurf schon rein faktisch bereits das Posting von mir eins weiter oben. Dort steht nämlich:

Man muß seinen Feind lieben und verstehen können, dies bringt die wahren
fruchtbaren Erkenntnisse...

Genau so ist es. Bloß bedeutet Liebe eben nicht süßlich und "nett", sondern zuerst
und vor allem einmal WAHRHAFTIG MIT SICH SELBST zu sein, denn sonst gibt
es nichts, was der Liebe fähig wäre. Das gefällt, insbesondere heutzutage, auf Anhieb
fast keinem – und vielen ihr ganzes Leben lang nicht, was wirklich schade und tief
beklagenswert ist, denn eine andere Weise zu leben existiert nun einmal nicht.

Mir fällt jetzt eigentlich nichts ein, was ich dem nachträglich noch hinzufügen wollte. Ohne Wahrheit gibt es deshalb keine Liebe, weil ohne Wahrheit alles, auch und ganz besonders die Liebe, zu nichts als einer Lüge wird. Durch diese allgemeine Lüge über die Liebe werden die Menschen natürlich in ihrem Wesentlichsten füreinander zur galligen Lachnummer. Aus diesem Grund steht die Wahrheit in Gestalt der Selbstwahrhaftigkeit im Range höher sogar als die Liebe, da erstere ja die bedingende Voraussetzung für letztere ist. "Bedingungslose Liebe" gibt es nur für Säuglinge. Wer, wie du, einen derart penetrant lauten Anspruch erhebt, unbedingt als erwachsen zu gelten, der wird auch so behandelt. Oder er reduziert eben diesen Anspruch entsprechend. Es ist nicht möglich, öffentlich wie ein Erwachsener auszuteilen und sich dann gewissermaßen privat wie ein Säugling trösten und beruhigen zu lassen. Da muß man sich entscheiden. Beides auf einmal geht nicht.

Ich erlebe es immer wieder neu als erschreckendes und tief verstörendes Faszinosum, wie du in deiner hybriden Verstiegenheit mit pedantischer Akribie restlos alles, was dir an dir selbst nicht gefällt, von dir abspaltest, bis überhaupt nichts mehr von dir übrigbleibt. Sogar wenn die Liebe selbst und höchstpersönlich einen halben Meter vor dir stünde, würdest du sie nicht erkennen, sondern sie vermutlich auf der Stelle dafür totschlagen und ihr dann die Schuld daran geben, daß du das gezwungenermaßen so machen mußtest. Warum stellt sie sich auch vor dich hin? Danach brächtest du es fraglos fertig, ganz ungerührt ein hochgelehrtes Theorieseminar über deine eisigen Buchhaltervorstellungen von Liebe abzuhalten und Zuhörer, die davor mit Abscheu, Entsetzen oder Desinteresse davonlaufen, oder bloß solche mit irgendwelchen Nachfragen oder sachlichen Einwänden, als lieblos abzuurteilen. Und mit welcher Begründung? "Weil man nicht über andere urteilen sollte!" Natürlich: Ist doch schließlich ihre eigene Schuld, wenn sie(!) sich nicht daran halten. Hattest du ihnen das denn zuvor nicht alles ganz genau erklärt? Hattest du nicht unwiderleglich klargestellt, daß es da bei dir kein Pardon geben werde? Warum also machen sie es trotzdem? Wo du doch ganz genau erklären kannst, wie Liebe geht.

Wahrlich furchterregend ist das und ganz offenbar von nichts und niemandem erreichbar. Das geht nicht gut aus, mein Junge, wenn du immer so weitermachst. Wenn stimmt, was ich gerade sage, dann ist es nicht deshalb so, weil ich es sage, sondern dann sage ich es, weil es so ist. Wenn es indes nicht so wäre, dann würdest du dich überhaupt nicht darüber aufregen. Tust du aber. Daraus könntest du nun etwas sehr Wichtiges lernen, so du denn überhaut noch von Ferne mit der Möglichkeit rechnen solltest, etwas dazulernen zu können. Andernfalls natürlich nicht. Da kann dann eben keiner mehr etwas machen und du mußt selbst zusehen, wohin dich das führt.

So ist das Leben. Das widerspricht keineswegs der Liebe, sondern es erfüllt sie. Nicht andere fällen ein Urteil über dein Leben, sondern du selbst tust es. Und dabei bleibt es dann eben, wenn es nach deinem eigenen Willen dabei zu bleiben hat. Jesus Christus hat das nicht aufgehoben, sondern nachdrücklich bestätigt. Wer Ihn nicht annehmen möchte, der darf das ausdrücklich machen und seinem eigenen Weg folgen. Aber niemand sollte erwarten, daß Lebenslügen als wahr anerkannt werden. Von wem denn? Von Jesus Christus? Wie sollte das angehen? Ohne Einsicht, ohne Reue, ohne Umkehr, ohne Bemühen? Für das, was du als wahr anerkannt haben möchtest, stehst du natürlich selber ein. Niemand nimmt dir das ab.

Bei Sirach steht: "Gott hat am Anfang den Menschen erschaffen und ihn der Macht der eigenen Entscheidung überlassen. Er gab ihm seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten. Gottes Willen zu tun ist Treue. Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt. Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil." (Sir 15,15-17)

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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