Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wer liest eigentlich noch richtig ?

Chato, Wednesday, 22.10.2008, 03:40 (vor 6271 Tagen) @ Rosi

Nitzsche war einsamer depressiver und intellektueller Idiot. Er konnte
seine theoretischen Erkenntnisse nicht in die Praxis umsetzen. Er war ohne
Freunde. Im fehlte die Liebe zur Erkenntnis. Er ging nicht auf die Leute
zu, sondern erwartete es von seinem Gegenüber. Er war ein sozialer Trottel
und mußte somit scheitern. Die liebe zu den Dingen ist das entscheidende,
was ihm fehlte.

Knapp und knackig auf den Punkt gebracht.

Man muß seinen Feind lieben und verstehen können, dies bringt die wahren
fruchtbaren Erkenntnisse...

Genau so ist es. Bloß bedeutet Liebe eben nicht süßlich und "nett" zu sein, sondern zuerst und vor allem einmal WAHRHAFTIG MIT SICH SELBST, denn sonst gibt es nichts, was der Liebe fähig wäre. Das gefällt, insbesondere heutzutage, auf Anhieb fast keinem – und vielen ihr ganzes Leben lang nicht, was wirklich schade und tief beklagenswert ist, denn eine andere Weise zu leben existiert nun einmal nicht. Eine engstirnige Sichtweise entlang der Frage, ob jemand (oder man selbst) Nietzsche nun "mag" oder "nicht mag", ihn "toll" findet oder "grausig" oder bedauernswert, ihn verehrt oder ablehnt usw. usf. … ist schlicht infantil. Nietzsche war, wie er war. Punkt. Und Nietzsche ist bekanntlich tot, also, wie auch immer, auf jeden Fall außerhalb von Raum und Zeit. Das Wie braucht hier gar nicht geklärt zu werden. Eine Tatsache ist es so oder so. Und das reicht ja.

Bedeutsam ist allerdings, daß, wer Nietzsche liest, erkennt, warum er das tut. Sein zu wollen wie er, ist bloß unreif und pubertär. Sich in ihm nicht selbst erkennen zu wollen freilich nicht weniger. Er ist in seiner "idiotischen Sozialtrotteligkeit" immerhin der Urahn und Prototyp des heutigen, männlichen Singles, der seine tiefe Sklaverei verleugnet und lieber narzißtisch ins Übermenschliche hinüberimaginiert und umlügt, um dadurch irgendwie der öden Tristesse einer in der Qual der Gottlosigkeit untergehenden Menschlichkeit zu entfliehen. Das ist lebensgefährlich, und zwar in einem viel tieferen als "nur" dem üblichen Sinne.

Nietzsche war ein tief religiöser Mensch. Er hat sich allerdings in der Gottesfrage total geirrt, indem er sich selbst dafür hielt. Weil das nun einmal partout nicht der Wahrheit entspricht, konnte er auf diesem Wege natürlich nichts anderes als scheitern. Aber die Frage existiert nun einmal und man wird sie nicht los. Sie sucht nämlich nicht deshalb nach einer Antwort, weil "jemand" das von einem verlangen würde – so denken nur stumpfe und nichtswürdige Sklavennaturen! - sondern weil man sich selbst verfehlt, wenn man diese Frage nicht mit allen seelischen Kräften zu klären sich bemüht. Wer sich sein Leben mit Lügen über sich selbst anfüllt, hat dann natürlich nur das und nichts anderes. Es ist also sowieso klar, daß das nur böse ausgehen kann.

Mit Seichtigkeit kommt man natürlich keinen Meter voran. Mit denkerischen Egoverrenkungen freilich keinen Zentimeter. Und mit Wichtigtuerei nicht einmal einen Millimeter. Man muß aber. Also muß man ganz von vorne beginnen: dort, wo man nichts weiß. Tel Aviv, wie der Franzose sagt. Niemand hat behauptet, das Leben sei "nett".

Der Mensch ist frei. Vor ihm liegen Leben und Tod. Was er erwählt, wird ihm zuteil.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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