Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Danke für die konstruktive Kritik !

Student(t), Wednesday, 16.07.2008, 22:22 (vor 6368 Tagen) @ roger

Was Du weiter sagst, erinnert
mich an das Grundproblem der 68-er: Evolution oder Revolution! Wenn ich das
richtig sehe, ersetzt Du Evolution durch Kollaborateure und Revolution
durch Radikale.

Nebenher: Damals ging es um einen grundsätzlichen politischen
Systemwandel, und wir haben das große Glück, uns von der Geschichte sagen
lassen zu können, wie die Diskussion ausgegangen ist.

Meine Frage: So das o.a. stimmt, auf welchem diskursiven Level würdest Du
unser spezielles Thema „Männerrechte“ einordnen und was würde das für dein
Konzept (evolutionär/revolutionär) theoretisch und praktisch bedeuten?


Danke für deine interessierte Frage, aber mir fehlt die Voraussetzung, um auf sie antworten zu können. Denn obwohl ich mit den 68-ern damals eng zusammengekommen bin - zwangsläufig -, habe ich mich für ihre Anliegen nie interesiert. Ich weiß jedenfalls nicht, was sie unter "Evolution" und "Revolution" verstanden haben.

Vielleicht kannst du mir das einmal erklären. Darüberhinaus bleibt mir festzustellen, daß ich gerade von meinem heutigen Standpunkt aus absolut Nichts für ihre damals ausgerufenen (und inzwischen wohl verwirklichten) Ziele übrig habe. Umgekehrt wäre ich für sie ganz sicher ein Erz-Reaktionär.


Eine Revolution auszurufen, liegt mir jedenfalls völlig fern. Mit wem auch sollte man sie machen ? Dafür fehlen schlichtweg die nötigen Leute.

Und was die Evolution betrifft, so ist ebenfalls die Frage, ob und inwiefern sie sich steuern läßt. Diesbezüglich stehen wir m.E. an einem Scheideweg. Die Menschheit spaltet sich - nolens volens (ob sie will oder nicht).

o Einerseits findet eine natürliche zunehmende Angleichung der Geschlechter statt: Männer und Frauen werden sich immer ähnlicher. Dieser Impuls ist eingeschlagen mit der Inkarnation Jesu Christi oder findet darin zumindest seinen Ausdruck. Die biologischen Bedingungen, ihre "Festgefügtheiten" lösen sich auf. Der Mensch emanzipiert sich von diesen Bedingungen. Bezeichnend hierfür war die Anwesenheit von "Ochse und Esel" bei der Geburt Jesu: Der Ochse ist ein kastrierter Stier; der Esel - hier wohl Eselin - eine unfruchtbare Kreuzung. Joseph war kein so richtiger Vater; Maria eine Übermutter, usw.

Dem Verlust an biologischer Determination (Jesus in der Apokalypse: "Ich komme wie ein Dieb") korrespondiert allerdings eine Erweiterung des Bewußtseins auf der geistigen Seite. Die Biografie des Menschen beginnt sich auszudehnen auf seine vergangenen und seine nachfolgenden Erdenleben. "Karma" wird planbar. Der Mensch wird sich sehr bald nicht nur an seine Kindheit erinnern können, sondern auch an seine gegengeschlechtlichen Vor-Existenzen.

o Diese Entwicklung könnte heute zu einer Reaktion führen: In Anbetracht zunehmender Entgleisung der ehemals gesunden Sexualität wollen Männer wieder "richtig" männlich werden, Frauen wieder "richtig" weiblich. Sie wollen also "zurück", was letztlich nicht geht. Allerdings sehe ich für diese Reaktion gegenwärtig kaum irgendwelche Anzeichen. Auch erschiene sie mir nicht besonders gefährlich.

o Viel gefährlicher und sehr präsent sind die ideologischen Trittbrettfahrer. Sie profitieren von der sexualen Verunsicherung politisch. Ihr Motto: "Das Perverse soll politisch werden". Ihr Programm: Genderismus; das ist die planmäßige Sexualisierung des Nichtsexualen, z.B. der Sprache.

Sie wollen den in Auflösung begriffenen Sexus kristallisieren, konservieren, institutionalisieren, zu einem Instrument der entmündigenden Herrschaft - einer Tyrannei - erheben. Sie haben ähnliche Absichten wie die alten Ägypter mit ihrer Mimifizierungspraxis: Die Seelen sollen an die toten Leiber gebannt bleiben anstatt sich in Freiheit zu erheben. Es werden "Gespenster" erzeugt, die ihrerseits beherrschbar werden. In diesem Sinne sagt die bekanntere Version des obigen Spruches: "Das Private soll politisch werden." Also beherrschbar. Eine globale Tyrannei steht in Aussicht.

Dies sind sehr schwierige Zusammenhänge, die unbedingt weiter ausdiskutiert werden sollten. Ansätze habe ich u.a. in meinem Blog-Artikel "Bausteine zu einer Philosophie des Sexismus" gegeben, seit einigen Monaten aber nicht mehr weiterverfolgt. Das Studium geht mir momentan vor. Ich wäre aber sehr froh, wenn ich Menschen fände, die sich konstruktiv an einer solchen Diskussion beteiligen würden.

Gruß
Student

Sexismus-Kritik


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