"Das Gute"

Chato, Saturday, 01.09.2007, 04:21 (vor 6685 Tagen) @ Nihilator

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

Wobei der letzte Satz, wie Max mal feststellte, als Warnung wohl doch eher
mißverstanden wurde. Das sollte eine Ankündigung sein!

Immer, wenn sich jemand moralisierend über andere erhebt, redet er unfehlbar von sich selbst. "Die Kritiker der Elche sind selber welche", sagt Erich Kästner so treffend. Natürlich ist der Satz vom "fruchtbaren Schoß" die Ankündigung dessen, was aus denen kommen werde, die ihn sprechen. Übrigens nicht erst heute. Brecht's Spruch stand in der "Kriegsfibel", die 1955 in der DDR erschienen ist. Wo er auch lebte. Gut lebte. Über Stalin schrieb er etwa zur gleichen Zeit: "Den Unterdrückten von fünf Erdteilen, denen, die sich schon befreit haben, und allen, die für den Weltfrieden kämpfen, muss der Herzschlag gestockt haben, als sie hörten, Stalin ist tot. Er war die Verkörperung ihrer Hoffnung. Aber die geistigen und materiellen Waffen, die er herstellte, sind da, und da ist die Lehre, neue herzustellen." Und über Lenin: "Als Lenin ging, war es, als ob der Baum zu den Blättern sagte: Ich gehe." Es ist halt EIN Schoß, aus dem dies alles kriecht, und der einzelne dumme Schreihals, sei er Fa oder Antifa, schreit, was ihm der EINE Geist, dem er sich ergab, zu schreien eingibt. Die denken ja nicht über sich nach. Die denken ja, daß sie das nicht bräuchten. Und jeder ist sich sicher, "das Gute" zu tun. Dabei kann das kein Mensch: "Das Gute tun". Wieviel wäre gewonnen, wenn wenigstens das Böse unterlassen würde? Was das ist: das Böse? Das, was alle für das Gute halten, weil es macht, daß die Menschen sich moralisch gut fühlen. Das Gegeteil von Gewissenserforschung halt...

Und das schrieb so eine linke Bazille im HNA-Forum diese Tage doch
tatsächlich: die da jetzt Beschuldigten und Vorverurteilten, die ganze
Stadt, hätten kein Mitleid verdient, weil sie sich nicht genug gegen
rechte Auswüchse stark gemacht hätten. Es reicht heute nicht mehr, einfach
nichts zu tun, um unschuldig zu sein. Schuldig ist jeder, der sich nicht
aktiv in die Hetzmasse einreiht.

Wie ich höre, sollen jetzt Busfahrten aus dem Westen nach Ostdeutschland organisiert werden, wo "die Guten" den Nazi-Ossis, ohne sie überhaupt zu kennen, mit Baseballschlägern einhämmern, wie sie sich zu benehmen haben... Nein, das ist erfunden, aber wenn man's anböte: wieviele würden begeistert mitmachen und absolut sicher sein, "das Gute" zu tun? Die SA hat auch "das Gute" getan. Sonst hätte sie's ja nicht gemacht. ALLE Menschen tun "das Gute". Immerzu. Das ist ja das Schlimme.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.