Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Spießer sind immer die anderen!

Lecithin, Monday, 12.02.2007, 23:09 (vor 6877 Tagen) @ susu

Susu,

jetzt schummelst Du: Dekonstruktion ist Destruktion VOR möglicher Konstruktion - genau in dieser Reihenfolge. Was sollte der Begriff sonst ausdrücken, beinhaltet er ja eben auch DESTRUKTION begrifflich und damit inhaltlich, nichtwahr. Sonst wäre es ja gleich Konstruktion. Natürlich ist der Begriff hybrid und als eine Mischung aus Destruktion und Konstruktion gemeint und genau deshalb entworfen.

Weiter: Du denkst nicht konsequent genug: Wenn er seine Gitarre zerstört, ist das - bezogen auf eine künstlerische Performance - eine deutlich neue Qualität und damit konstruktiv. Bezogen auf die Gitarre selbst deutlich destruktiv. Bei der Frage der Anwendung also im Kontext von Relativismus waren wir aber noch gar nicht, hätten uns aber dort hervorragend herandiskutieren können, wären da nicht immer diese Zankereien. Aber so geht es ja auch.

Meine Forderung - auch in Hinsicht auf solche Diskussionen - nach Konstruktivität (schon wieder) lasse ich nicht fallen. Ich schrieb, dass die Begründung, warum er seine Gitarre zerstört, die Begründung der neuen Qualität dieser Performance gewesen wäre. Natürlich ist der Bereich Kunst - sagen wir einmal - nicht so erheblich, wie etwa der Bereich existenzieller gesellschaftspolitischer Fragen. Dort ist die Zerstörung der Familie eventuell eine neue Qualität rotgrüner Performancem mal zynisch ausgedrückt, viel schwerwiegender ist aber der destruktive Charakter dieser Aktionen bezogen auf ganz übergeordnete (tatsächlich übergeordnete!) Fragen des Überlebens einer Gruppe von Menschen.

Mich interessiert, warum Du mir durch die Blume sagen willst, dass Zerstörung nicht begründet werden muss gerade in zentralen gesellschaftspolitischen Fragen.

Ich habe nämlich den Verdacht, dass meine Forderung nach schlüssiger Erklärung des destruktiven Charakters utopistischer Politik (siehe die gute Anmerkung von Paul) nur deswegen nicht erfüllt wird, weil es eben keine Erklärung dafür gibt und man tatsächlich aus reiner Denk-, Diskurs- und Formulierfaulheit darauf verzichtet. Das weiss ich genau deshalb - und hier bin ich klassich dekonstruktivistisch im Verstehen des Nichtgesagten, dass, gäbe es diese schlüssigen Erlärungen, unsere Berufpolitik damit umgehend freudestrahlend hervorsprudeln würde, dass uns deren Spucke nur so um die Ohren flöge. Und sie könnten gar nicht genug davon reden, endlich einmal ein schlüssiges Konzept zu präsentieren.

Verschärfen möchte ich meine Forderung nach schlüssiger Erklärung der sich im Gange befindlichen Destruktion von Familie und Geschlecht sogar noch durch einen Nachtrag - der brisanten Bedeutung der Fragen Familie und Geschlechterpolitik Rechnung tragend: Als schlüssige Erklärung kann NICHT gelten der Hinweis auf den experimentellen Charakter dieser Zerstörungen meinetwegen zu politisch/propagandistischen Forschungszwecken. Wir sind mitnichten Versuchstiere und Vefügungsmasse anderer Existenzen und dienen nicht mit unsere Existenz oder Nichtexistenz der Bestätigung der einen oder anderen philosophischen Theorie.

Jede Berghütte wird erst nach unendlich gründlichen Berechnungen in Deutschland und nach noch unendlichereren Genehmigungs- und Zulassungsoddyseen gebaut - Familien jedoch sind irgendwie beliebig frei zestörbar, ungeschützt und vogelfrei. Familienpolitik kann ganz nach Gutdünken von Einzelpersonen gemacht und verworfen werden, bedarf weder eines TÜV-Plakette, noch eines Kontrollgremiums.

Gruß!
Lecithin


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