Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: EMANZIPATION DES MANNES

Garfield, Thursday, 19.05.2005, 13:12 (vor 7511 Tagen) @ Cleo

Als Antwort auf: EMANZIPATION DES MANNES von Cleo am 19. Mai 2005 01:12:08:

Hallo Cleo!

"als die relativ neue Bedeutung des Wortes E. im Vokabular der Femistinnen. Der Gedanke der E.d.M. ist vor allem von Männergruppen entwickelt worden, die in selbsterkenntnis- und sensitivitätsfördernden Tätigkeiten versucht haben, die patriarchalischen Klischees des männlichen Rollenverhaltens abzustreifen: Härte, Agressivität, Leistung, Karriere, Geldverdienen Frauenvernaschen usw."

Solche Aussagen implizieren immer, daß diese "patriarchalischen Klischees" von den Männern ausgehen. Das sehe ich im realen Leben aber ganz und gar nicht so.

Erst einmal sollte man sich mal die Frage stellen, wem es denn eigentlich nutzt bzw. wem es in der Vergangenheit genutzt hat, wenn Männer hart, aggressiv, leistungsfähig und sexuell aktiv sind bzw. waren.

Den Männern selbst kann bzw. konnte das natürlich nützlich sein - aber sie müssen und mußten dafür auch immer einen gewissen Preis bezahlen. Sie hatten so immer höhere Risiken, sie wurden und werden häufiger Opfer von Gewalttaten, sie haben ihre Gesundheit häufig durch unangenehme Tätigkeiten ruiniert usw. Das relativiert den Nutzen für die Männer dann doch wieder sehr.

Außerdem profitierten aber immer auch die Frauen von diesen für Männer geltenden Rollenklischees, und zwar ohne den damit direkt verbundenen Preis entrichten zu müssen. Sie konnten sich so nämlich von Männern ernähren und beschützen lassen. Im Gegenzug zogen sie die Kinder auf, aber dieser Aufgabe konnten sie in früheren Zeiten sowieso kaum entgehen, und über lange Zeit hinweg war es auch keineswegs üblich, daß Eltern in ihre Kinder soviel Zeit und Arbeit investierten wie es heute in den Industriestaaten üblich ist.

Offensichtlich waren und sind viele Frauen der Überzeugung, daß sie bei diesem Geschäft recht gut wegkommen, und so erklärt sich dann auch, daß viele Frauen auch heute noch von ihren Partnern erwarten, daß diese den alten, "patriarchalen" Rollenklischees entsprechen.

Nehmen wir nur mal den Punkt "Frauenvernaschen". Dazu kann ich nämlich auch noch ein eigenes Erlebnis beisteuern:

Ich gehörte in der Schulzeit nicht zu den Jungen, die unbedingt mit so vielen Mädels wie möglich ins Bett hüpfen mußten. Da es angeblich zum "partriarchalen" Rollenbild gehört, daß Männer mit möglichst vielen Frauen schlafen, hätte man ja nun erwarten können, daß mein Vater mich dann irgendwann mal zur Seite nimmt und mir sowas sagt wie: "Hör mal zu, mein Junge, so geht das nicht weiter. Du mußt viel mehr Mädels abschleppen, wenn du ein echter Kerl sein willst."

Tatsächlich hat mein Vater nichts dergleichen zu mir gesagt. Es hat ihn überhaupt nicht interessiert. Anders meine Mutter: Als ich so etwa 20 war, sagte sie mal zu mir: "Na, mit den Mädchen war ja bei dir früher tote Hose..." Und das sagte sie in einem Ton, der deutlich suggerierte, daß sie mich deshalb nun auf dem Gebiet für einen Versager hielt.

Und so ist das auch auf anderen Gebieten. So mancher Mann arbeitet nicht deshalb brav auf Vollzeit, weil er das wirklich möchte, sondern weil er genau weiß, daß seine Frau das von ihm erwartet und ihn nicht mehr als vollwertigen Partner betrachten wird, wenn er beruflich weniger oder gar nichts mehr leistet und dann auch weniger Geld heranschafft.

Aus genau diesem Grunde laufen auch sämtliche feministischen Weltverbesserungs-Versuche seit Jahrzehnten ins Leere: Sie setzen immer nur bei den Männern an und weisen ihnen die Verantwortung für diverse Mißstände zu. Bei den Frauen wird nie angesetzt, aber weil die Frauen diese "patriarchale" Rollenverteilung ganz wesentlich mitbestimmen, kann sich somit auch nichts ändern.

Tatsächlich könnte man diese Rollenverteilung genauso gut auch als "matriarchal" bezeichnen. Aber das wäre genauso falsch, denn sie hat sich nicht nach dem Willen nur eines Geschlechts herausgebildet, sondern unter dem Druck der Umstände, unter denen die Menschen Millionen Jahre lang gelebt haben.

Man kann folglich daran nur etwas ändern, wenn man bei Männern UND Frauen ansetzt. Vorher muß man sich aber erst einmal die Frage stellen, ob Männer und Frauen da überhaupt etwas ändern wollen.

Freundliche Grüße
von Garfield



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