Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Machtstrukturen in der Arbeitswelt

Maesi, Wednesday, 27.04.2005, 02:29 (vor 7537 Tagen) @ Melanie Sophia

Als Antwort auf: Re: Machtstrukturen in der Arbeitswelt von Melanie Sophia am 23. April 2005 09:20:

Hallo Melanie Sophia

mein subjektiver Eindruck - ohne auf die Ursachen einzugehen:
o Frauen sind häufiger indirekte Machtmenschen, Männer sind häufiger direkte Machtmenschen
=> Männer setzen sich eher in der "weiten Welt" des Berufs durch, Frauen eher im "kleineren" zwischenmenschlichen Rahmen wie der Familie
objektiv (zumindest durch Studien belegt)

Ich denke das ist nicht von der Hand zu weisen. Wobei die Motive bei Frauen und Männern unterschiedlich sind. Männer wollen berufliche Erfolge um gesellschaftliche Anerkennung zu gewinnen. Frauen eher um sich selbst zu verwirklichen.

Ein ziemlich simples Weltbild. Die Karrieremotive sind IMHO schon etwas vielfaeltiger.

Zu Deiner Information: die weitaus meisten Maenner erreichen nie das, was man als Karriereerfolg bezeichnen kann und ich bezweifle, dass die Mehrzahl der Maenner genuegend ehrgeizig ist, ernsthaft eine Karriere anzustreben; den meisten reicht es voellig, ihr Auskommen zu haben.

Männer sind sehr viel mehr wettbewerbsorientiert.

Unser ganzes System ist auf Wettbewerb ausgerichtet. Wer innerhalb dieses Systems aufsteigen will, muss sich dem Wettbewerb stellen - unabhaengig vom Geschlecht. Ausserdem gilt das laengst nicht nur fuer die Marktwirtschaft.

Das führt dann dazu dass Männer Macht auch mal gern als Unterdrückungsvehikel missbrauchen.

Jeder der Macht innehat, laeuft Gefahr sie zu missbrauchen - unabhaengig vom Geschlecht. Schon moeglich, dass es zumindest teilweise geschlechtsspezifische Machtmissbrauchsformen gibt; diese ergeben sich allerdings weniger aus dem Geschlecht selber als vielmehr aus geschlechterspezifisch unterschiedlichen Lebenssituationen.

Beruflicher Erfolg als Mittel zum Zweck.

Zu welchem Zweck? Zu jenem des Machtmissbrauchs?

Und wieder komme ich auf die Rollenverteilung zurück. Der Mann als Ernährer kann nur punkten wenn er berufliche Potenz signalisiert. Daher legen Männer praktisch ihre gesamte Energie in die Planung und Evolution ihrer Karriere. Klar dass dabei auch Späne fallen. Der Druck in unserer Leistungsgesellschaft ist enorm, entsprechend sind auch Auswirkungen auf die Gesundheit logische Folge (niedrigere Lebenserwartung, mehr Selbstmorde, höhere Kriminalität).

Einem kinderlosen Single reicht meist schon ein vergleichsweise niedriges Einkommen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wer jedoch als Mann eine Familie durchzubringen hat, der steht unter erheblichem Einkommensdruck - umso mehr als tatsaechlich die meisten Frauen der Meinung sind, dass die Erarbeitung der wirtschaftlichen Existenz der Familie primaer Aufgabe des Mannes sei und sie nach dieser Doktrin auch ihre Lebensabschnittspartner waehlen. Es ist kein Zufall, dass jene Maenner, die wirtschaftlich den untersten Schichten angehoeren, statistisch gesehen die geringsten Chancen haben, eine Familie zu gruenden.

Lösung könnte sein die Rollenmuster in der Art aufzuweichen dass Männer sich eben nicht nur über Leistung definieren sondern sich mehr in der Familie einbringen. Irgendwie hat es sich in den Köpfen festgesetzt dass die Kids zur Frau gehören.

Und das hat sich nicht bloss in Maenner- sondern v.a. auch in den Frauenkoepfen festgesetzt - wie entsprechende Umfragen belegen. Wie kann man diese Rollenmuster aufweichen? Welche Institutionen sollten rollenmusteraufweichende Massnahmen ergreifen duerfen? Und mit welcher Legitimation? Wie ist mit jenen zu verfahren, die sich diesen Massnahmen entziehen? V.a. eine Antwort auf die letzte Frage ist interessant, denn eine Diktatur zeigt am deutlichsten ihre Fratze dabei, wie sie mit 'Abweichlern' umgeht.

Das Problem loest sich IMHO durch die zunehmende Kinderlosigkeit ohnehin von selbst: wenn keine Kinder mehr da sind, koennen sie logischerweise auch nicht mehr 'zur Frau gehoeren'. Auf diese 'Problemloesungsvariante' steuern wir derzeit zu, was wiederum ganz andere Probleme aufwirft.

Hier wäre ein Umdenken dringend erforderlich.
Bestimmte Teile des Feminismus propagieren genau das. Jetzt zu Deiner Kritik.

Auf welche Teile des Feminismus beziehst Du Dich? Und welche Erfolge haben diese dabei vorzuweisen?

1) Ich bezweifle ob die "Machtverhältnisse" im Beruf so bleiben werden, wenn Frauen derart gebauchpinselt und bevorzugt werden...
2) Obwohl ich ursprünglich keine Frau von irgendwas fernhalten wollte, finde ich inzwischen jene Politik-Emanzen sehr suspekt und möchte diese nicht mehr durch meine Wählerstimme unterstützen...( wieso kann man es sich als Frau in der Politik leisten Bücher wie ""Wir sind die Besseren" – Starke Frauen und Politik" zu veröffentlichen? Wieso kann man ohne Konsequenzen Männer mit Taliban gleichsetzen (Schwedens Feministische Initiative)? Wieso kann man Themenbereiche wie Gewalt in der Familie oder geschlechtsspezifische Förderung in der Schule derart mit einem feministischen Geschlechter-Gerechtigkeitsbegriff überziehen? Wieso ist Gender-Mainstreaming dearart frauenseelig ausgelegt? Wegen letzterer und der 1000&1 ähnlichen Ungerechtigkeiten, die den Rahmen dieser Diskussion sprengen würden, möchte ich solche Frauen aus der Politik raushalten! Insofern wäre ich also auch aus guten Gründen ein Mann, der bestimmte Frauen von politischer Karriere fernhalten will... ;-) Es sei denn, es geht ihnen um echte Gerechtigkeit und gleiche Förderung von Mann und Frau!
Ausserdem störe ich mich an der glorifizierenden Floskel "Frauen haben sich auf verschiedensten Gebieten nach vorne gearbeitet und eine Domäne der Männer nach der anderen "erobert" ", da festzustellen ist, dass es immer mehr Bereiche gibt, wo Frauen stolz darauf sind, Männer auszuschliessen oder eine Extrawurst bekommen! Vom Girl's Day bis zu Frauenparkplätzen, von reinen Frauenkursen an Unis, VHS etc. bis zu Fördernetzwerken, von Frauenhäusern bis zum Quotenirrsinn ... möcht mir nicht weiter die Finger wund tippen...

Das ist schon eine sehr herbe Kritik. Ich glaube aber auch dass in einigen Bereichen die Dinge zu weit gelaufen sind etwa im Scheidungsrecht wenn der Selbstbehalt nur mehr zum Überleben reicht.

Dieses Problem ist ganz einfach mathematischer Natur. Bedingt durch hoehere Ausgaben nach einer Scheidung (zwei zu finanzierende Haushalte, unguenstigere Steuerklasse) ist einfach weniger Geld da; von den horrenden Vermoegensvernichtungen im Rahmen zwangsweiser Veraeusserungen von Wertobjekten (Grundeigentum, mittelstaendische Kleinunternehmen) zur Bezahlung der Zugewinnausgleiche ganz zu schweigen. Im Klartext: die Scheidungen selber produzieren Sozialfaelle am laufenden Band. Die eheliche (bzw. eheaehnliche) Gemeinschaft ist nach wie vor eine oekonomisch effiziente Organisationsform, insbesondere wenn Kinder da sind. Allerdings gibt es noch eine oekonomisch effizientere Organisationsform: Kinderlosigkeit! Und immer mehr Menschen kommen auf diesen Trichter....

Was aber an Frauenhäusern, Frauenkursen, Frauenparkplätzen und Fördernetzwerken verkehrt sein soll ist mir unklar.

Vielleicht weil es sich bei alledem um einen geschlechter-apartheidlichen Ansatz handelt?

Willst Du etwa die Notwendigkeit solcher Initiativen in Frage stellen?

Das braucht niemand hier zu tun. Vielmehr muesste endlich deren Notwendigkeit belegt werden - v.a. auch in diesen sexistischen Ausfuehrungsvarianten. Ferner muesste plausibel begruendet werden, weshalb der Steuerzahler solche sexistischen 'Initiativen' zu finanzieren hat.

Frauen müssen den Umgang mit Macht erst lernen!

Ob sie den Umgang mit der Macht wirklich in Frauenhaeusern, Frauenkursen, Frauenfoerdernetzwerken oder auf Frauenparkplaetzen erlernen? Ich bezweifle es stark...

Sie müssen sich organisieren, gegenseitig unterstützen und dann loslegen.

Ja, und das selbstverstaendlich mit staatlicher Unterstuetzung - denn sonst wird ja nie was draus.

Männer haben gewisse Dinge doch sehr verinnerlicht besonders wenn es darum geht Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Maenner haben v.a. verinnerlicht, dass sie ihre Schwierigkeiten selber aus dem Weg raeumen muessen, und dass nicht jemand anders da ist, der es fuer sie tut; insofern haben Frauen punkto Emanzipation tatsaechlich noch einiges von den Maennern zu lernen. Indem man Frauen ueberall vor Schwierigkeiten schuetzt und in jeder Hinsicht foerdert und verhaetschelt, werden sie es allerdings nie lernen.

Gruss

Maesi


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