Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Machtstrukturen in der Arbeitswelt

Silvain, Saturday, 23.04.2005, 15:49 (vor 7541 Tagen) @ Melanie Sophia

Als Antwort auf: Machtstrukturen in der Arbeitswelt von Melanie Sophia am 22. April 2005 21:25:

Hallo Melanie,

Hi Leutz!
Nach längerer Abwesenheit melde ich mich mal wieder. Frauen haben sich auf verschiedensten Gebieten nach vorne gearbeitet und eine Domäne der Männer nach der anderen "erobert".

Diese Phrase hast du sehr schön aus deinem Femi-Lexikon abgeschrieben. Bedingt durch die Tatsache, dass Frauen seit mehr als 30 Jahren besonders gefördert werden, ist da jedoch wohl kaum von einer "Eroberung" zu sprechen, sondern eher von einer forcierten Umstellung der Geschlechterverhältnisse in bestimmten Berufsfeldern. Das jedoch ist kaum Verdienst derer, die sich haben hochquoten und hochfördern lassen. Und interessanterweise ist es gerade jenen Frauen, die an ihrem Werdegang selbst aktiv gearbeitet haben, überaus peinlich, wenn ihnen irgendwelche Fördermittel oder Quoten nachgetragen werden, ja sie bewerten dies sogar als Beleidigung.

Dennoch beschleicht mich das Gefühl dass es da eine Grenze gibt ab der es kaum noch weitergeht. Irgendwas, sei es die Rollenzuteilung, seien es andere Gründe, blockieren die vollkommene Parität zwischen den Geschlechtern.

Momentan blockieren vor allem die unsäglichen Förderprogramme und Quoten für Frauen diese Parität. Oder wie bewertest du eine Verteilung der Jobs von 70:30 in Bürojobs im öffentlichen Dienst aus Sicht der Frauen? Wie passt das in deine "Geschlechter-Parität"?

Die berufliche Macht befindet sich mehrheitlich in Männerhand. Doch warum ist das so? Welche Kräfte wirken da ein?

Ach Melanie... Du faselst hier von "beruflicher Macht in Männerhand" und meinst doch eigentlich die jahrein, jahraus von Feministen beklagte Geschlechterverteilung in den Führungsetagen. Diese machen aber nichtmal 1% der Jobs insgesamt aus. Zudem richtest du diese Frage auch an die falsche Zielgruppe, denn von den Schreibern in diesem Forum wird sich dazu wohl auch kaum jemand zählen können. Aber wie bei Femis üblich, wird aus einer Ausnahmesituation eine allgemeine Situation gemacht, in dem man dieses kleine, aber wichtige Detail einfach weglässt.

Die restlichen 99% merken von deiner männerdominierten Berufsmacht indes überhaupt nichts. Nicht die heutigen Jugendlichen, von denen wesentlich mehr Männer als Frauen arbeitslos sind und auch nicht die älteren männlichen Arbeitslosen, die keinen Job bekommen weil sie für den Job zwar die richtige Qualifikation, aber das falsche Geschlecht haben. Bei Beförderungen wird danach ausgewählt, wer neben Fachqualifikation die nötige "soziale Kompetenz" hat - und nach Auffassung der deutschen Gutmenschen können dies natürlich ausschließlich Frauen sein, da Männer ja nur "schlichte Gehirne" hätten.

Wo also befindet sich die berufliche Macht in Männerhand? Im Medienbereich will ich gar nicht erst anfangen, da würden selbst deine Vorstandsetagen kaum "männlich dominiert" sein. Das einzige, was du hier machst, ist ewig alte feministische Leier wiederzukäuen, die Leier von den unterrepräsentierten Frauen in Vorstandsetagen. Da in einigen "Männerdomänen" wie Müllabfuhr, Feuerwehr und anderen körperlich anstrengenden und zuweilen gefährlichen Berufen aber überhaupt keine Frauen zu sehen sind, obwohl dort keine Männerdominanz, sondern der Unwillen der Frauen diese "Eroberung" verhindert, sehen wir sehr schön, worums dir mal wieder geht: Ums typisch weibliche Rosinenpicken.

Ginge es dir nämlich nur um die Geschlechterparität, dann müsstest du in diesen Berufen damit anfangen und nicht in den Vorstandsetagen. Aber um Gerechtigkeit geht es dir und deinen Gesinnungsgenossen ja auch gar nicht, lediglich darum, für sich die größten Vorteile herauszuschlagen. Altbekannt.

Eine These besagt dass Frauen bewusst oder unbewusst ferngehalten werden sollen obwohl sie fähig und willens wären Verantwortung zu übernehmen. Blockierend wirken sich die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie tradierte Rollenmuster aus. Dies ist mehrheitlich die feministische Position. Die vielzitierte gläserne Decke verhindert den entscheidenden Durchbruch. Männerverschwörung? Abwehrreflexe? Angst vor Neuem?

In der Tat begreifen immer mehr Männer den Feminismus nicht als Frauenbewegung zur Gleichstellung der Frau, sondern zur Privilegierung und Besserstellung der Frau - als simple Lobby, die ihren realen und vermuteten Mitgliedern soviele Vorteile wie möglich verschaffen will. Und je mehr sich diese Erkenntnis durchsetzt, desto mehr Widerstand werdet ihr erfahren, weil diese Männer dann folgerichtig nachvollziehen werden, dass eine Besserstellung der Frau zwangsläufig eine Unterdrückungs des Mannes bedeuten muss.

Und je mehr ihr Druck ausübt, um eure Vorteile noch mehr auszuweiten, desto härter wird dieser Widerstand werden. Und so wird aus deiner gläsernen Decke zusehends eine aus Beton - und das zu Recht. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Männer dank Frauenquoten und Frauenförderprogrammen gar nicht erst in den Genuss einer Arbeitsstelle kommen, wird es dich sicher nicht verwundern, dass diese herzlich wenig Interesse an einem realen oder auch herbeigeredeten Umstand bekunden, dass die armen armen Frauen nicht ganz nach oben kommen?

Werte Melanie, alles in allem hast du schonmal anspruchsvollere Beiträge geschrieben. Dieses von dir nun veröffentlichte Pamphlet jedoch ist nichts anderes als das Widerkäuen immer derselben alten feministischen Leier, und diese ist mit der Zeit nicht überzeugender geworden. Vielleicht versuchst du es das nächste Mal mit EIGENEM Nachdenken, dann kommst du vielleicht auch zu Ergebnissen, über die sich diskutieren liesse.

Gruß,
Silvain


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