Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rezension

Garfield, Friday, 21.03.2003, 15:57 (vor 7727 Tagen) @ Alex

Als Antwort auf: Re: Rezension von Alex am 21. März 2003 08:42:47:

Hallo Alex!

Erstmal zur USA: Der Angriff auf den Irak ist wohl der größte Unsinn, den Bush überhaupt anstellen konnte. Osama Bin Laden wird seine helle Freude daran haben, und Saddam Hussein wäre auch hocherfreut, wenn es ihn nicht selbst beträfe. Dieser Schwachsinn wird nämlich ganz wesentlich dazu beitragen, die Welt weiter zu spalten und zu polarisieren. Nur sind diesmal die Verhältnisse leider weit komplizierter als zur Zeit des Kalten Krieges, als es auf jeder Seite eine Supermacht gab, die dafür gesorgt hat, daß im eigenen Lager niemand zu sehr aus dem Ruder lief.

Auch die Glaubwürdigkeit der USA als selbsternannter Wächter für Frieden, Freiheit und Demokratie dürfte dadurch gründlich zerstört werden. Mag sein, daß sich Länder wie Iran in Zukunft noch mehr durch die amerikanische High-Tech-Rüstung beeindrucken lassen, wenn der Feldzug im Irak nun wie geplant verläuft. Aber Länder wie China oder auch Indien wird das kaum beeindrucken. Die werden nun im Gegenteil ihre Aufrüstung noch intensivieren. Und auch kleinere Länder wie Nordkorea werden sich nun noch intensiver darum bemühen, in den Besitz möglichst wirksamer Massenvernichtungswaffen zu gelangen, um die für die Amerikaner bei einem Angriff zu erwartenden Verluste und damit den Abschreckungseffekt möglichst hoch zu schrauben.

Wer jetzt denkt, daß uns das doch wurscht sein könnte, der irrt sich gewaltig. In Zukunft werden Kriege zunehmend globale Auswirkungen haben, und zwar auch ganz ohne Einsatz von ABC-Waffen. Da immer mehr Waffen mit elektronischen Systemen ausgerüstet und/oder von solchen Systemen ferngesteuert werden, erhält der elektronische Kampf eine immer größere Bedeutung. Das schließt dann u.a. auch die Störung von Satelliten- und sonstigen Funk-Frequenzen ein, und demnächst auch die komplette Zerstörung von Satelliten. Nun kann jeder für sich überlegen, wozu er im täglichen Leben bereits Satelliten und Funkverbindungen benötigt. Und inwieweit z.B. das Unternehmen, bei dem er arbeitet, davon abhängig ist.

Weiterhin ist es mittlerweile durchaus vorstellbar, Klimakatastrophen künstlich herbeizuführen. Das könnte selbst Hussein mit seiner vergleichsweise rückständigen Technologie jetzt erreichen, indem er einfach nur die Ölquellen im Irak anzünden läßt.

Und was passiert, wenn ein verzweifelter Diktator vor seinem sicheren Untergang noch sein gesamtes chemisches, biologisches und/oder atomares Waffenarsenal zum Einsatz bringt, brauche ich hier wohl nicht erklären.

Dazu kommt nun seit dem 11. September auch noch die ständige Gefahr von Terror-Anschlägen durch Sympathisanten des jeweils angegriffenen Staates.

Die UNO wurde ja schon immer von den USA finanziell erpreßt. Beitragszahlungen der USA an die UNO werden üblicherweise nur geleistet, wenn dafür auch Beschlüsse verabschiedet werden, die den USA genehm sind... Aber auch sonst ist die UNO ihren Aufgaben oftmals nicht gerecht geworden. Beispielsweise gab es auch mal eine Resolution gegen die türkische Besetzung eines Teils von Zypern. Da es auf Zypern aber kein Öl gibt und da man die Türkei als wichtigen Bündnispartner betrachtet, wurde diese Resolution dann schnell wieder "vergessen"...

Bezeichnend war ja im Übrigen auch, daß die USA einerseits zwar die Einrichtung eines internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals durchaus befürwortet haben, es sich andererseits aber verbitten, eigene Staatsbürger von diesem Gericht aburteilen zu lassen.

"Dann mußt Du andere Medien sehen und lesen als ich. Wie oft sieht man da Frauen in allen möglichen Tatbeständen als Täter? Selbst sich prügelnde Frauen in Talkshows? Frauen wegen Mordes vor Gericht?"

Ja, sowas wird in den Medien gezeigt. Nur wird das dann entweder als amüsante Ausnahme dargestellt oder aber mit irgendwelchen schlimmen Erfahrungen der Frauen entschuldigt, während Männer in denselben Situationen in der Regel als brutale Monster hingestellt werden.

Vor etwas über einem Jahr gab es dafür mal ein bezeichnendes Beispiel. Das hab ich zwar wohl auch hier schon mehrfach erwähnt, aber das liegt schon etwas zurück:

Da wurde erstmal darüber berichtet, daß ein Vater Selbstmord begangen und seine Kinder vorher noch umgebracht hat. Der Mann wurde als egoistisches Monster dargestellt, das sogar die armen Kinder noch mit in den Tod gerissen hat. Die Mutter der Kinder wurde bemitleidet.

Das war ja soweit noch nachvollziehbar. Ein paar Wochen später gab es wieder so einen Fall, nur mit einem Unterschied: Diesmal war es eine Frau, die zuerst ihre Kinder und dann sich selbst umgebracht hat. Darüber wurde auch berichtet, und nun könnte man ja sagen, daß dann doch alles in Ordnung ist.

Aber die Berichterstattung klang jetzt merkwürdigerweise ganz anders. Jetzt, wo eine Frau die Täterin war, machte man sich plötzlich Gedanken darüber, was sie wohl zu einem so drastischen Schritt getrieben hatte. Vorher bei dem männlichen Täter hat das niemanden interessiert. Männer sind ja eh alle Monster und Schweine, also wozu lange darüber nachdenken...

Nun redete auch niemand davon, wie furchtbar es doch gewesen wäre, die Kinder mit in den Tod zu reißen. Und man machte sich sofort auf die Suche nach einem anderen (natürlich männlichen) Sündenbock. Den fand man dann im Ex-Mann dieser Frau. Der wurde jetzt merkwürdigerweise nicht bemitleidet. Männer haben ja eh keine Gefühle zu haben, schon gar nicht gegenüber ihren Kindern, wozu also Mitleid? Dem Mann wurde nun vorgeworfen, den Tod seiner Ex-Frau und der Kinder dadurch verursacht zu haben, daß er angeblich angekündigt hatte, das Sorgerecht für die Kinder einzuklagen.

Selbst wenn das stimmte: In dem erstgenannten Fall war es mit hoher Wahrscheinlich genauso. Das hat da aber niemanden interessiert.

Das übliche Denkschema kam da wieder gut zur Geltung: Frauen sind immer Opfer, auch dann, wenn sie Morde begehen. Männer dagegen sind immer Täter, auch dann, wenn sie mit einer Straftat gar nichts zu tun haben und sogar selbst indirekt davon betroffen sind. Anders darf es gar nicht sein, weil das politisch furchtbar unkorrekt wäre.

"Aber wir können alle mitarbeiten, damit sich sowas ändert. Nicht durch kritisieren von Leuten die Stereotypen bewußt für ihre Zwecke einsetzen, sondern durch ein generelles Lächerlichmachen dieser archaischen und dummen Klischees."

Das ist richtig. Nur wie schafft man es, das in den "Mainstream" hineinzubringen, und zwar möglichst bald?

Freundliche Grüße
von Garfield


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