Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Rezension "Von der Mutter missbraucht"

Arne Hoffmann, Thursday, 20.03.2003, 20:06 (vor 7727 Tagen)

Hallo,

auch für mich steht heute natürlich der Angriff auf den Irak im Zentrum der Aufmerksamkeit, dessen vermutlich sehr weitreichenden Folgen wohl noch kein Mensch absehen kann. Allerdings können wir deswegen wohl kaum unsere Arbeit niederlegen, und auch Themen wie die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs halte ich für außerordentlich wichtig. Deshalb hier meine kleine Rezension zu dem aktuell von A. M. Homes erschienenem Buch.

--- Nach schier endlosen Verzögerungen durch Verlagsseite liegt das schon für die Buchmesse im Oktober angekündigte Buch Alexander Markus Homes "Von der Mutter missbraucht" inzwischen endlich im Handel vor. Seinem Vorwort zufolge "muss mit Blick auf die aufgeführten Fakten die Geschichte des sexuellen Kindesmissbrauchs umgeschrieben, wenn nicht gar neu geschrieben werden. Hierfür spricht bereits folgender Tatbestand: Die Missbrauchsrate für weibliche Täter, die in internationalen Studien mit bis zu 80 Prozent und in nationalen (deutschen) Studien bis zu 40 Prozent angegeben werden, zeigen unstrittig, dass in der gesamten Missbrauchsforschung und Öffentlichkeit dringend ein Umdenkungsprozess sowie eine Diskussion über Frauen und Mütter als Kindesmissbraucherinnen stattfinden muss."

Mit über 650 Seiten umfasst Homes Buch einiges an Material. Dabei erstreckt sich der reine Text auf etwa 460 Seiten. Den Rest nimmt ein umfangreicher Apparat an Anmerkungen und Quellenangaben ein. Zu den konsultierten Informationen zählten erfreulicherweise auch meine eigenen Recherche-Ergebnisse, die ich in "Sind Frauen bessere Menschen?" zusammengestellt habe. Homes hat sich aber vor allem gründlich mit zahlreichen Original-Studien und Untersuchungen auseinandergesetzt.

Das zentrale Ergebnis dieses Buches wird bereits in seinem Vorwort deutlich: Bei sexuellem Missbrauch wurde bislang der Anteil weiblicher Täter vor allem in der öffentlichen Diskussion weit unterschätzt, obwohl im akademischen Bereich bereits einige aufschlussreiche Ergebnisse dazu vorliegen. Die sexistisch-ideologische Sicht von Missbrauch als einem Verbrechen, das von Männern an Mädchen verübt wird, lässt sich nicht aufrechterhalten. Stattdessen ist eine neue Perspektive nötig: weg von einem simplen Täter-Opfer-Schema des männlichen Geschlechts gegen das weibliche, hin zu einem System, wo über die Geschlechtergrenzen hinweg Opfer zu Tätern werden. So weist Homes mit Nachdruck darauf hin, dass unterschiedlichen Studien zufolge Vergewaltiger in ihrer Kindheit zu einem hohen Ausmaß sexuelle Gewalt insbesondere durch ihre Mütter und andere Frauen durchleiden mussten. Die These vom Vergewaltiger als Guerillakrieger des Patriarchats war schon immer intellektuell armselig, aber nach dem inzwischen vorliegenden Wissensstand verläuft sie sogar entgegengesetzt zu den tatsächlichen Verhältnissen.

Homes ist bewusst, dass viele Menschen auch deshalb unfähig scheinen, den Gedanken von Frauen als Missbrauchstäterinnen zu akzeptieren, weil sie das weibliche Geschlecht grundsätzlich als harmlos und friedliebend wahrnehmen. Dass dies ein Irrtum ist, belegt Homes mit kleinen Exkursen unter anderem über weibliche Vergewaltigerinnen und auch den hohen Anteil weiblicher Täterschaft im Bereich häuslicher Gewalt. Dabei führt er detailliert sogar die auch mir zuvor nicht im einzelnen bekannten Ergebnisse der repräsentativen Befragung auf, die 1994 das Sampling-Institut im Auftrag der Zeitschrift FOCUS bundesweit getätigt hatte. "Überraschenderweise sind die Unterschiede bezüglich Gewalttätigkeit und Opfererfahrungen von Männern und Frauen relativ gering" hatte FOCUS diese Ergebnisse schon damals zutreffend resümiert. Bezeichnenderweise wurden sie danach mehrere Jahre lang nie wieder aufgegriffen.

Kaum ein gutes Haar lässt Homes am radikalen Feminismus. Er wirft dieser Bewegung vor, in den siebziger Jahren nur dadurch einen Zerfall vermieden zu haben, dass sie den Mann als bedrohlichen Triebtäter "entlarvte" und sich gegen ihn verbündete. Während sie von Frauen begangenen Missbrauch verleugne und verharmlose, treibe sie ihrer Ideologie zuliebe substanzlose Missbrauchsvorwürfe gegen Männer leichtfertig voran. Dabei nahm sie auch in Kauf, dass über Zahlenspielereien wie eine aus der Luft gegriffene enorme Dunkelziffer die Zahlen des behaupteten Missbrauchs ins Grotesk-Phantastische schossen. So zitiert Homes eine frühere Mitarbeiterin einer feministischen Beratungsstelle, die zugibt, im "Krieg gegen das Patriarchat" bzw. "den männlichen Phallus" ihrer Verantwortung nicht gerecht worden zu sein: "Wir haben die Kinder benutzt, (...) die, die wirklich missbraucht worden sind, und die, die erkennbar nicht missbraucht wurden, und die wir trotz dieses Wissens zu Opfern erklärt haben. So wird aus dem sexuell missbrauchtem Opfer noch einmal ein Opfer. Und das nicht missbrauchte Kind wird so erst erklärtermaßen zu einem Opfer gemacht. Sie sind alle auch Opfer der parteilich-feministischen Aufklärungs- und Hetzkampagne und des feministischen Krieges gegen alles Männliche."

Einmal in die Welt gesetzt, durften die irrwitzigen feministischen Behauptungen über die Allgegenwart von Missbrauch auch von Fachleuten nicht wieder bezweifelt werden. So zitiert Homes den BKA-Mitarbeiter und Missbrauchs-Experten Baurmann: "Es ist mir bei Einladungen von engagierten Frauen zu Vorträgen schon passiert, dass mir offen gesagt wurde: Also, Herr Baurmann, wenn Sie den Vortrag halten, nicht dass da Zahlen kommen, die das erdrückende Ausmaß in Frage stellen, denn wir haben da gerade einen Förderungsantrag laufen." Nicht nur die kritische Frauenrechtlerin Katharina Rutschky betrachtet es als verheerend, dass Radikalfeministinnen insbesondere Kindern und Jugendlichen mit solchen Methoden ein Misstrauen gegen jede Form von Sexualität eingeimpft hätten. Rutschky: "Was am Anfang taktisch als ein sinnvoller Plan zur Vereinigung der Frauenbewegung ausgesehen hat, wird sich in anderthalb Jahrzehnten ganz bitter an den Frauen rächen."

Schließlich kommt Homes darauf zu sprechen, dass der Feministin Barbara Kavemann zufolge verschiedene "Fachfrauen" in der Bekämpfung sexuellen Missbrauchs offen zugeben, durch Kinder sexuell erregt zu werden.
Auch die führende englische Feministin Germaine Greer hatte ja im Januar 2003 angekündigt, ein Buch mit den Bildern attraktiver Jungen auszustellen, um damit "für Frauen, das Recht zurückzufordern, die kurzlebige Schönheit von Knaben zu genießen". Wenn es um missbrauchende Mütter geht, entsteht bei den feministischen "Fachfrauen" bezeichnenderweise das Bedürfnis, weniger zu verurteilen und zu strafen, sondern vielmehr zu helfen: "Von juristischen Konsequenzen wollen wir erst mal Abstand nehmen." Wie Homes ausführt, steht diese Haltung völlig konträr zu der Haltung, die missbrauchenden Männern entgegengebracht wird. Diese erscheinen als Monster, und wenn sie therapeutisch behandelt werden, klagen Organe wie die "Emma" empört über "Psycho statt Recht". Die Frage liegt nahe, ob manche besonders stark geifernde Radikalfeministinnen ihre eigenen sexuellen Begierden nicht schlichtweg übergroß auf den gefährlichen Unhold Mann projezieren, um sie dort zu bekämpfen, statt sich mit den Untiefen ihrer eigenen Psyche auseinanderzusetzen. Diese These bildet sich auch in Homes Interview mit einer pädophilen Feministin heraus, das sicher zu den provozierendsten Textdokumenten dieses Buches gehört.

Zusammenfassend kommt "Von der Mutter missbraucht" zu dem Schluss: "Das Schweigen der Opfer beiderlei Geschlechts verdeckt unstrittig das ganze Ausmaß der sexuellen Gewalt durch Frauen und Mütter. Das vorliegende Buch soll genau aus diesem Grund auch männliche und weibliche Opfer von weiblichen Tätern ermutigen, aufzubegehren und sich an die Öffentlichkeit und Strafjustiz zu wenden. Solange sie schweigen, profitieren die weiblichen Kinderschänder sowie die (radikal-)feministische Bewegung."

Alexander Markus Homes: "Von der Mutter missbraucht", Scheffler-Verlag 2003, ISBN: 3-89704-270-3, 18 Euro ---


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