Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: EuGH weigert sich, Ungleichbehandlung von Männern anzuerkennen!

Garfield, Tuesday, 11.03.2003, 19:31 (vor 7737 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Re: EuGH weigert sich, Ungleichbehandlung von Männern anzuerkennen! von Stefan G. am 11. März 2003 14:14:59:

Hallo Stefan!

Ich bin mir auch sicher, daß die Wehrpflicht nicht mehr lange in der heutigen Form bestehen wird. Mittlerweile dürfte wohl auch dem letzten Deppen klargeworden sein, daß die Welt seit Ende des Kalten Krieges keineswegs friedlicher geworden ist. Bush exerziert gerade vor, wie er sich als mächtigster Mann der selbsternannten "führenden freien Nation" die Lösung wirtschaftlicher und politischer Probleme in der Zukunft vorstellt. Und trotz aller gegenteiligen Beteuerungen ist die Bundeswehr schon längst mit im Boot, wenn auch bisher "nur" mit Spürpanzern und Marineeinheiten.

Das wird nicht der letzte Krieg bzw. Konflikt Nord gegen Süd sein, sondern nur einer der ersten. Die Zeiten, als der "Feind" quasi vor der Haustür stand und man nur ein paar hunderttausend Soldaten in Kasernen für den Ernstfall bereithalten brauchte, sind vorbei. In Zukunft werden immer wieder auch deutsche Soldaten weltweit eingesetzt werden, und das bei sinkenden Budgets. Schon jetzt häufen sich die Klagen von Soldaten darüber, daß sie entgegen den Vorschriften öfter als nur alle zwei Jahre ins Ausland geschickt werden, mit teilweise fatalen Folgen für das Privatleben (es hat dadurch bereits Scheidungen gegeben).

Dieses Problem läßt sich nur lösen, indem man die Zahl der Soldaten, die im Ausland eingesetzt werden können, erhöht. Bislang sind Wehrdienstleistende aber nicht dazu verpflichtet, sich im Ausland einsetzen zu lassen. Sie können auf freiwilliger Basis mitfahren (was vor allem in der Marine häufig vorkommt), müssen aber nicht. Man könnte also auch Wehrdienstleistende grundsätzlich zu Auslandseinsätzen verpflichten, was auch dann ein höheren Risiko einschließt, wenn es sich dabei nicht direkt um Kampfeinsätze handelt. Früher oder später wird es dann die ersten "für Volk und Vaterland" gefallenen Wehrdienstleistenden geben. Und dann werden wir ja sehen, ob es von der Mehrheit der Menschen auch noch achselzuckend hingenommen wird, daß dieses Schicksal auch ihre Söhne, Brüder oder Partner treffen könnte, sofern sie ihren Wehrdienst noch vor sich haben.

Die andere Alternative wäre die Einstellung von mehr Berufssoldaten. Da dafür kein Geld da ist, muß es irgendwie eingespart werden. Es dürfte jetzt schon so sein, daß die Wehrpflicht zumindest für den Verteidigungshaushalt mehr Kosten als Nutzen bringt. Da bietet sich die Abschaffung der Wehrpflicht also regelrecht an. Anderswo kann man ja auch kaum noch sparen.

Zunächst wird man davor wahrscheinlich noch zurückscheuen und stattdessen einfach nur die Anzahl der zum Wehrdienst einberufenen Männer weiter verringern und/oder die Wehrdienstzeit weiter senken. Aber auch damit wird die Wehrpflicht zunehmend weiter ad absurdum geführt, und das Kosten-Nutzen-Verhältnis wird sich bei Senkung der Wehrdienstzeit weiter verschlechtern.

Auf lange Sicht gesehen ist die Männer-Wehrpflicht also ein Auslaufmodell. So oder so.

Freundliche Grüße
von Garfield


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