Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Männerthemen = rechts?

Stefan G., Thursday, 27.02.2003, 20:22 (vor 7732 Tagen) @ susu

Als Antwort auf: Re: Männerthemen = rechts? von susu am 27. Februar 2003 14:36:47:

Hallo susu,

der Beitrag war interessant, das mußt Du mir noch etwas näher erläutern!

Halte ich für ein nicht-zutreffendes Statement. Z.B. stehen viele der Parteien im linken Spektrum der Wehrpflicht ablehnend gegenüber.

Das ist korrekt, allerdings haben die Gründe für diese Ablehnung meiner Ansicht nach nur in eingeschränktem Maße mit Männeranliegen zu tun. Ich denke, sie sind eher in der pazifistischen Grundhaltung linker Parteien und deren Abneigung gegen Zwangsdienste zu suchen und nicht so sehr in der Tatsache, daß es sich bei der Wehrpflicht um eine Diskriminierung von Männern handelt.

Die Grünen waren mitverantwortlich dafür, daß das Sexualstrafrecht geschlechtsneutral formuliert wird und bei Strafbeständen wie Vergewaltigung männliche Opfer miteingewschlossen sind.

Was bedeutet denn "mitverantwortlich"? Die geschlechtsneutrale Formulierung des Sexualstrafrechts ist eine verfassungsmäßige Notwendigkeit und kein Gnadenakt der Grünen. Oder wie meinst Du das? Selbstverständlich muß auch ohne Zutun der Grünen Vergewaltigung oder sexueller Mißbrauch ungeachtet des Geschlechtes des Opfers oder der Täter/in verfolgt und bestraft werden. Das läßt sich verfassungsrechtlich nicht anders realisieren.

Feministische Positionen schließen maslulinistische Positionen nicht aus, ja bedingen sie teils sogar. Und eine Familienpolitik, wie sie beispielsweise die christlichen Parteien in ihren Programmen vorsehen, wird keinen Geschlecht gerecht.

Ich mag diesen Begriff Maskulismus nicht besonders. Das hört sich meines Erachtens zu sehr nach Ideologie und versteinertem Weltbild an. Damit würden wir uns nur auf die Ebene des Feminismus begeben. Daß es mancherlei Überschneidung in den Zielen des Feminismus und denen der Männerrechtsbewegung gibt, kann durchaus sein. Ich glaube aber, daß dies aus der Natur der Sache folgt - DEN Feminismus gibt es schließlich ebensowenig wie DEN Maskulismus. Wahrscheinlich gibt es gemäßigte und weniger gemäßigte Fraktionen. Ich denke, daß die Forderungen des Feminismus zur Zeit seiner Entstehung durchaus gerechtfertigt waren, nämlich die Befreiung der Frau, sowie deren Gleichstellung und Emanzipation. Diese Ziele sind allerdings weitestgehend erreicht. Der Feminismus ist schlichtweg überflüssig geworden. Auf der Suche nach einer neuen Grundlage und Rechtfertigung seiner Existenz hat sich der Feminismus zu einer totalitären Ideologie entwickelt, die heute eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Eventuelle Übereinstimmungen in den Zielen beider Seiten sind meines Erachtens eher zufällig und nicht unbedingt gewollt.

Es ist sicher sinnvoll, bestimmte Aspekte menschlichen Daseins geschlechtsspezifisch zu betrachten - wie in der Medizin oder dem Bildungswesen bspw., aber von einer gleichberechtigten Behandlung beider Geschlechter sind wir noch weit entfernt - hier werden die Frauen klar bevorzugt. Und es ist sicher nicht das Ziel des Feminismus, Männer in dieser Hinsicht stärker einzubringen. Wenn ich mir heute die ideologischen Verdrehungen im Jahresbericht 2002 unserer Frauenbeauftragten anschaue, dann hat selbst "Gender Mainstreaming" bislang klar versagt, weil dies in der Praxis nichts anderes ist als eine Neuauflage des Feminismus alten Formats - Männerinteressen werden immer noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Es ist deshalb kein Wunder, dass Maennerinteressen in linken Parteien einen schweren Stand haben. Dazu kommt noch, dass sowohl Feminismus als auch Sozialismus starke Gemeinsamkeiten aufweisen.
Das ist mal eine These! Stimmt sie denn? Wenn ich mir die feministische Kritik an sozialistischer Theorie und Wirklichkeit anschaue, dann belibt von den Gemeinsamkeiten sehr wenig übrig. Feministischer Sozialismus und sozialistischer Feminismus sind Oxymora.

Naja...so weit hergeholt ist diese These doch nicht! Zumindest sehe ich starke Gemeinsamkeiten zwischen Feminismus und Kommunismus. Beide träumen von einem perfekten Endzustand - der Kommunismus von der klassenlosen Gesellschaft und der Feminismus vom Matriarchat. Beide sind der Überzeugung, daß unsere Gesellschaft sich aus einem bestimmten Urzustand heraus entwickelt hat, beim Feminismus ist dies die matriarchalische Gesellschaft, beim Marxismus der Urkommunismus. Alle folgenden Gesellschaftsformen sind das Resultat von Entfremdung und Ausbeutung. Darüber hinaus glauben beide Ideologien daran, alles Übel in der Welt auf eine Ursache reduzieren zu können. Beim Kommunismus: Kapitalisten, beim Feminismus: Männer. Eben das, was im Kommunismus "Diktatur des Proletariats" genannt wurde, nennt der Feminismus "Befreiung der Frau". Auf der Seite der Unterdrückten sieht dies ähnlich aus (Arbeiter/Frau). Stellt sich aus der Sicht des Marxismus die Geschichte des Menschen als eine Geschichte der Klassenkämpfe dar, interpretiert der Feminismus die Geschichte als einen fortwährenden Geschlechterkampf. Überdies ähneln sich beide Ideologien in ihrem totalitären und extremistischen Charakter - insbesondere darin, alle gesellschaftlichen Abläufe vollständig überwachen und kontrollieren zu können - was Maesi auch schreibt.

Die Frage ist, in welcher Form dies geschieht!

Männerbewegung bedeutet nicht einen Schritt (oder gar ein paar) zurück, sondern den nächsten Schritt nach vorn auf dem Weg geschlechtsbasierte Ungerechtigkeiten auszuräumen.

Zustimmung!

Gruß
Stefan


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