Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Männerthemen = rechts?

susu, Thursday, 27.02.2003, 16:36 (vor 7732 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: Männerthemen = rechts? von Maesi am 26. Februar 2003 19:46:04:

Hallo Maesi.

Derzeit ist es tatsaechlich so, dass eher rechte Parteien (v.a. Rechtsliberale) sich fuer Maenneranliegen zu interessieren scheinen, soweit ueberhaupt von Interesse gesprochen werden kann. Mit den linken Parteien ist in diesem Sinne (noch) kaum Staat zu machen, da die feministischen Positionen in den betreffenden Parteien besonders stark ausgebaut sind.

Halte ich für ein nicht-zutreffendes Statement. Z.B. stehen viele der Parteien im linken Spektrum der Wehrpflicht ablehnend gegenüber. Die Grünen waren mitverantwortlich dafür, daß das Sexualstrafrecht geschlechtsneutral formuliert wird und bei Strafbeständen wie Vergewaltigung männliche Opfer miteingewschlossen sind. Die Ergebnisse der kritischen Männerforschung wurden in der Linken weit stärker rezipiert, als in der rechten. Linke Medien wie die taz (der hier zitierte Artikel war keine Ausnahme, die taz nimmt mehr Forderungen der neuen Männerbewegung auf, als jedes andere Pressorgan, daß ich lese) oder indymedia.org berichten und kommentieren viele relevante Themen auf eine Art und Weise, die der Sache gerecht wird.

Feministische Positionen schließen maslulinistische Positionen nicht aus, ja bedingen sie teils sogar. Und eine Familienpolitik, wie sie beispielsweise die christlichen Parteien in ihren Programmen vorsehen, wird keinen Geschlecht gerecht.

Es ist deshalb kein Wunder, dass Maennerinteressen in linken Parteien einen schweren Stand haben. Dazu kommt noch, dass sowohl Feminismus als auch Sozialismus starke Gemeinsamkeiten aufweisen.

Das ist mal eine These! Stimmt sie denn? Wenn ich mir die feministische Kritik an sozialistischer Theorie und Wirklichkeit anschaue, dann belibt von den Gemeinsamkeiten sehr wenig übrig. Feministischer Sozialismus und sozialistischer Feminismus sind Oxymora.

Beide streben nach dem Ideal, den Menschen (bzw. Frauen) mittels gut ausgebauter Gesetzgebung und Buerokratie sowie lueckenloser Kontrolle vor moeglichst jeglicher Unbill zu schuetzen; die Eigenverantwortung in beiden politischen Stroemungen ist eher nebensaechlich. So ist es voellig natuerlich, dass diese beiden politischen Bewegungen eine besondere Affinitaet zueinander entwickelten. Einen stark paternalistischen Zug finden wir uebrigens auch im Konservativismus, deshalb finden sich in bestimmten Bereichen (z.B. Mutterschutz) die drei politischen Stroemungen des oefteren im selben Boot wieder.

Kommt sehr stark darauf an, welche Strömung des Feminismus und welche der Linken du meinst. Viele Feminismen stellen das Selbstbestimmungsrecht der Frau in den Mittelpunkt, auch bei der Linken gibt es Theorien, die sich primär auf die Eigenverantwortung des Individuums berufen, z.B. diverse Anarchismen, oder auch den ökonomischen Links-Liberalismus, oder die Post-strukturalistische Linke.

Sowohl im Sozialismus als auch im Feminismus wurden die urspruenglich formulierten Grundziele weitgehend erreicht (soziale Absicherung im Alter, bei Krankheit und Invaliditaet sowie bei Arbeitslosigkeit sozialistischerseits; straflose Abtreibung, Chancengleichheit in Beruf und Bildung, Mutterschutz feministischerseits). Die beiden politischen Bewegungen sind inzwischen ideologisch erstarrt und offenbar kaum mehr in der Lage neue Ideen zu vertreten; kurz und buendig: sie sind fett und traege geworden.

Das deutet nicht auf eine intensive Beschäftigung mit diesen Bewegungen hin. Auf bestimmte institutionalisierte Organe dieser Bewegungen mag dies ja zutreffen, nicht aber auf das, was sich an deren Basis abspielt.

Die treibende Kraft ist derzeit eindeutig in der Liberalisierung und Globalisierung der Maerkte zu orten; sowohl Sozialismus als auch Feminismus faellt es schwer, darauf adaequat zu reagieren, beide begnuegen sich weitgehend mit Besitzstandswahrung und Ausbau von eher weniger wichtigen Bereichen (z.B. GewSchG).

Beides unzutreffend. Die Linke hat mit einer völlig neuen Theoriebildung begonnen, mit der Frage, wie Globalisierung als Mittel zur Durchsetzung von sozialer Absicherung und Wohlstand weltweit benutzt werden kann. Der Fminismus hat mit dem Aubau globaler Netze begonnen, die Teilweise auch Gruppierungen der Männerbewegungen umfassen.

Wuenschenswert waere es sehr wohl, dass auch linke Parteien sich vermehrt mit Maenneranliegen beschaeftigen; ansonsten besteht die Gefahr, dass sie von der Wirklichkeit ueberrollt werden und keine eigenen Konzepte und Loesungen darlegen koennen; es waere ungesund, wenn rechtsgerichtete Parteien die Maennerinteressen gleichsam usurpieren koennten (so wie es mit den Fraueninteressen auf linker Seite ja bereits geschehen ist).

Vor allem, weil rechte Parteien per Definition entweder den derzeit existierenden Zustand bewahren wollen, oder einen idealisierten "Urzustand" wiederherzustellen suchen. Männerbewegung bedeutet nicht einen Schritt (oder gar ein paar) zurück, sondern den nächsten Schritt nach vorn auf dem Weg geschlechtsbasierte Ungerechtigkeiten auszuräumen.

Wie auch immer: es ist Aufgabe der Maennerbewegung sich rechtzeitig von extremistischen Ideologien (egal ob rechter oder linker Praegung) zu distanzieren; es ist Aufgabe jedes einzelnen von uns, sich menschenrechtsfeindlichen Stroemungen unter den Maennerrechtlern entgegenzustellen. Es sei an die Homepage der SPD-Frauen von Duisburg erinnert, welche auf ihrer Homepage ein eindeutig maennerverachtendes Buch zur Lektuere empfahlen; fuer einen Mann sicher keine Empfehlung, diese Politikerinnen zu waehlen. Andererseits aber auch ein Mahnmal fuer jeden Maennerrechtler, darauf zu achten, nicht selber der gleichen ideologischen Verblendung zum Opfer zu fallen.

Absolute Zustimmung. Die größte Gefahr für die Männerbewegung besteht darin, sich intern überrollen zu lassen und zwar von einigen aus der großen Masse von Männern, denen die Anliegen der Männerbewegung völlig egal sind und sich einfach wünschen, es hätte den Feminismus nie gegeben.

susu


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