Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Ich glaub´, ich bin nicht mehr!

Maesi, Thursday, 27.02.2003, 02:23 (vor 7732 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Ich glaub´, ich bin nicht mehr! von Stefan G. am 26. Februar 2003 20:31:11:

Hallo Stefan

In der Schweiz ist beispielsweise die SVP gewissermassen ebenfalls unter Beobachtung. In Zuerich war es aber genau diese SVP, die es fertigbrachte, die Erhoehung von Beitraegen der Stadt an die Frauenbibliothek nicht nur zu verhindern, sondern diese Beitraege gleich ganz abzuschaffen. Die Frauenbibliothek gewaehrt nur Frauen den Zutritt zu ihren Raeumlichkeiten; fuer Maenner gilt: 'Zutritt fuer Maenner verboten'.

Als ich das gelesen hab´, wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen! Weißt Du da genaueres drüber, ich meine, hat niemand versucht, diesen Unfug gerichtlich zu stoppen?

Wie andere schon geschrieben haben, wollte sich wohl niemand die Finger verbrennen. Dazu kommt aber noch, dass wir in der Schweiz keine Verfassungsgerichtsbarkeit kennen (eindeutig ein Mangel). Somit haette man(n) den Verfassungsbruch auch nicht direkt einklagen koennen sondern haette ueber den gesamten Instanzenweg bis ans Bundesgericht gelangen muessen; eine langwierige Angelegenheit. Ausserdem fehlt auch in der Schweiz weitgehend ein Bewusstsein dafuer, dass manchmal auch Maenner diskriminiert werden.
Die fuer das Budget zustaendige Stadtregierung weist in Zuerich seit Jahren eine rot-gruene Mehrheit auf; jene politischen Parteien, die auch in der Schweiz ziemlich feminismusfreundlich sind. Ausserdem war der Budgetposten verglichen mit dem Gesamtbudget ziemlich klein und hat wohl niemandem sonderlich weh getan. Ueber die Motive der rechtspopulistischen SVP mache ich mir im uebrigen keine Illusionen; sie konnten sich im Moment einfach mit einem Widerstand gegen diese staedtische Ausgabe profilieren, mit Maennerrechten (in Sinne dieses Forums) haben sie nicht besonders viel am Hut.

Es kann doch nicht sein, daß hier mit Steuergeldern, die auch von Männern aufgebracht werden, Bibliotheken finanziert werden, die für Männer nicht zugänglich sind. 'Zutritt für Männer verboten'.

Doch, das kann sein. Leider. Arne hat ja auch noch das Beispiel von der Frauenbibliothek an der Uni Mainz gebracht. Solche kleinen Privilegien zugunsten von Frauen gibt es noch eine ganze Reihe (z.B. Frauentaxis, Frauencafes, fuer Frauen reservierte Wagen in Zugskompositionen, Frauenfriedhoefe, Frauenschwimmtage in Hallenbaedern, spezielle Weiterbildungskurse fuer Frauen, u.v.m.).

Ich frage mich ernsthaft, wie tief Männer überhaupt noch sinken können, wenn sie sich soetwas gefallen lassen! Ich begreife das echt nicht mehr...

Naja, viele Maenner glauben, sie seien den Frauen etwas schuldig (z.B. als Kompensation von angeblich jahrhundertelanger Frauendiskriminierung). Oder sie denken, es handle sich ja nur um eine Kleinigkeit (was es isoliert betrachtet auch haeufig ist).

Gruss

Maesi


gesamter Thread:

 

powered by my little forum