Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Excellent Maesi, excellent! n/t

Damian, Wednesday, 26.02.2003, 22:11 (vor 7733 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: Männerthemen = rechts? von Maesi am 26. Februar 2003 19:46:04:

Hallo Rotstift

Vor einigen Tagen habe ich gelesen, dass die italienischen Rechtspopulisten das Thema des überproportionalen Anteils von weiblichem Lehrpersonal aufs Tapet gebracht haben. Daran stört mich vor allem, dass damit - wie auch in Österreich nach der Einrichtung einer Männerabteilung beim Sozialministerium durch den FPÖ-Minister Haupt - Männeranliegen vor allem durch rechte und rechtspopulistische Parteien vertreten werden.

Derzeit ist es tatsaechlich so, dass eher rechte Parteien (v.a. Rechtsliberale) sich fuer Maenneranliegen zu interessieren scheinen, soweit ueberhaupt von Interesse gesprochen werden kann. Mit den linken Parteien ist in diesem Sinne (noch) kaum Staat zu machen, da die feministischen Positionen in den betreffenden Parteien besonders stark ausgebaut sind. Es ist deshalb kein Wunder, dass Maennerinteressen in linken Parteien einen schweren Stand haben. Dazu kommt noch, dass sowohl Feminismus als auch Sozialismus starke Gemeinsamkeiten aufweisen. Beide streben nach dem Ideal, den Menschen (bzw. Frauen) mittels gut ausgebauter Gesetzgebung und Buerokratie sowie lueckenloser Kontrolle vor moeglichst jeglicher Unbill zu schuetzen; die Eigenverantwortung in beiden politischen Stroemungen ist eher nebensaechlich. So ist es voellig natuerlich, dass diese beiden politischen Bewegungen eine besondere Affinitaet zueinander entwickelten. Einen stark paternalistischen Zug finden wir uebrigens auch im Konservativismus, deshalb finden sich in bestimmten Bereichen (z.B. Mutterschutz) die drei politischen Stroemungen des oefteren im selben Boot wieder.
Sowohl im Sozialismus als auch im Feminismus wurden die urspruenglich formulierten Grundziele weitgehend erreicht (soziale Absicherung im Alter, bei Krankheit und Invaliditaet sowie bei Arbeitslosigkeit sozialistischerseits; straflose Abtreibung, Chancengleichheit in Beruf und Bildung, Mutterschutz feministischerseits). Die beiden politischen Bewegungen sind inzwischen ideologisch erstarrt und offenbar kaum mehr in der Lage neue Ideen zu vertreten; kurz und buendig: sie sind fett und traege geworden. Die treibende Kraft ist derzeit eindeutig in der Liberalisierung und Globalisierung der Maerkte zu orten; sowohl Sozialismus als auch Feminismus faellt es schwer, darauf adaequat zu reagieren, beide begnuegen sich weitgehend mit Besitzstandswahrung und Ausbau von eher weniger wichtigen Bereichen (z.B. GewSchG). Deshalb ist es kein Zufall, dass in Oesterreich ausgerechnet die FPOe sich (wenn auch noch ziemlich zaghaft) fuer Maenneranliegen einsetzt. Sowohl SPOe, OeVP als auch den Gruenen fehlen derzeit die notwendige Frische und die ideologische Beweglichkeit sich mit diesem neuen Themenbereich fruchtbar auseinanderzusetzen; zu sehr sind sie in bereits verkrusteten Strukturen erstarrt.

Damit wird letztendlich dieses Thema in das selbe Schema hineingezwängt, das auch sonst alle politischen Bereiche beherrscht, nämlich die Unterscheidung von Linken und Rechten.

Alles wird in dieses Rechts-/Links-Schema hineingezwaengt, das ist seit Jahrzehnten so.

Und meine Befürchtung geht dahin, dass, wenn Männerrechte und rechtes Denken einmal als Einheit begriffen werden, es sehr viel schwerer werden wird, hier etwas zu bewegen. Ich meine, dass man wesentlich stärker versuchen müsste, Männerpolitik auch bei den "linken" Parteien und damit vor allem auch bei den Grünen, die sich das Geschlechterthema (in deren Sicht allerdings Frauenthema, erkennbar an den österreichischen Regierungsverhandlungen) vor allem auf die Fahnen geheftet haben, als wichtiges politisches Betätigungsfeld zu verankern.

Wuenschenswert waere es sehr wohl, dass auch linke Parteien sich vermehrt mit Maenneranliegen beschaeftigen; ansonsten besteht die Gefahr, dass sie von der Wirklichkeit ueberrollt werden und keine eigenen Konzepte und Loesungen darlegen koennen; es waere ungesund, wenn rechtsgerichtete Parteien die Maennerinteressen gleichsam usurpieren koennten (so wie es mit den Fraueninteressen auf linker Seite ja bereits geschehen ist).
An dieser Stelle muss aber auch folgendes gesagt werden: rechtsgerichtete Parteien sind nicht notwendigerweise rechtsextreme Parteien. Politische Stroemungen, die rechts der Mitte anzusiedeln sind, geraten v.a. im deutschsprachigen Raum sehr schnell in Verdacht, faschistoid oder neonazistisch zu sein. Gerade in Oesterreich haben wir mit der FPOe ein solches Beispiel: die von den EU-Staaten (nicht aber der EU selber) vorschnell ergriffenen Sanktionen gegen die demokratisch zustande gekommene Regierung Oesterreichs mussten denn auch nach 9 Monaten wieder abgeblasen werden; die drei Weisen konnten der FPOe keine wesentlichen Verstoesse gegen die Menschenrechte nachweisen.
In der Schweiz ist beispielsweise die SVP gewissermassen ebenfalls unter Beobachtung. In Zuerich war es aber genau diese SVP, die es fertigbrachte, die Erhoehung von Beitraegen der Stadt an die Frauenbibliothek nicht nur zu verhindern, sondern diese Beitraege gleich ganz abzuschaffen. Die Frauenbibliothek gewaehrt nur Frauen den Zutritt zu ihren Raeumlichkeiten; fuer Maenner gilt: 'Zutritt fuer Maenner verboten'. Von den linken bis zu den liberalen Parteien wagte niemand, dieses maennerdiskriminierende Gebaren der Frauenbibliothek anzuprangern. Einzig die rechtskonservative SVP votierte gegen diese Beitraege und erzwang eine Volksabstimmung, welche auch prompt im Sinne der SVP ausging (Streichung der staedtischen Beitraege); pikanterweise wies die SVP nicht auf die Maennerdiskriminierung hin sondern bemaengelte, es handle sich um eine 'Lesbenbibliothek', und es sei nicht Aufgabe der Stadt, Institutionen fuer solche Randgruppen zu unterstuetzen.
Wie auch immer: es ist Aufgabe der Maennerbewegung sich rechtzeitig von extremistischen Ideologien (egal ob rechter oder linker Praegung) zu distanzieren; es ist Aufgabe jedes einzelnen von uns, sich menschenrechtsfeindlichen Stroemungen unter den Maennerrechtlern entgegenzustellen. Es sei an die Homepage der SPD-Frauen von Duisburg erinnert, welche auf ihrer Homepage ein eindeutig maennerverachtendes Buch zur Lektuere empfahlen; fuer einen Mann sicher keine Empfehlung, diese Politikerinnen zu waehlen. Andererseits aber auch ein Mahnmal fuer jeden Maennerrechtler, darauf zu achten, nicht selber der gleichen ideologischen Verblendung zum Opfer zu fallen.
Gruss
Maesi


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