Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Evolution

Tarzno, Saturday, 18.07.2009, 18:19 (vor 6006 Tagen) @ Mirko

Bis vor kurzem hieß es noch, der Mann sterbe aus.

Ja, von inkompetenter Seite. Wenn Wissenschaftler feststellen, dass das Y-Chromosom sehr schnell evolviert und eine rasante, effizienzsteigernde Verkleinerung hinter sich hat, dann ist es unheimlich sexy, diesen Trend in die Zukunft fortzuschreiben und daraus den Exitus des Mannes abzuleiten. Das macht eine gute Headline, ist aber leider ebenso wissenschaftlich, wie die exponentiell wachsende Weltbevölkerung in alle Ewigkeit zu extrapolieren (wäre das so, müsste man die Menschen auf diesem Planeten schon in vergleichsweise kurzer Zeit aus Platzgründen stapeln).

- Gut, nehmen wir an, das Y-Chromosom fängt sich eine Mutation ein, die
die Fortpflanzungsfähigkeit des betroffenen Mannes "abstellt". Dann stirbt
eben dieser Mann mitsamt seinem defekten Y aus, die anderen nicht.

Das gilt übrigens für jede Letalmutation, und nicht nur für die auf dem Y-Chromosom. Das Y-Chromosom ist nur dafür besonders empfindlich, da es nicht wie alle anderen Chromosomen über einen Counterpart und somit über ein genetisches Backup verfügt. Letalmutationen schlagen also sofort durch. Deswegen verfügt übrigens das Y-Chromosom über eine redundante Organisation der Gene (quasi ein internes Backup), sowie über einen hocheffizienten Reperaturmechanismus, der blöderweise den anderen Chromosomen nicht zur Verfügung steht. Eine weitere Konsequenz ist übrigens, dass das Y-Chromosom besonders fehlerarm und einem besonderen genetischen Druck unterlieg, d.h. es evolviert besonders schnell. So gesehen sind wir Männer ein wenig die Spielwiese der menschlichen Evolution (ich meine das ohne jegliche positive oder negative Konnotation). Eine unangenehme Konsequenz ist, dass Männer Mutationen auf dem X-Chromosom gegenüber weitaus empfindlicher sind als Frauen. Mann denke nur an die Bluterkrankheit, Rot-Grün-Blindheit oder erblich bedingten Haarausfall (ja meine lieben Brüder, der Hauptdefekt dafür wird über das mütterliche X-Chromosom und nicht über das väterliche Y-Chromosom vererbt, also bitte dort beschweren).

- Wenn der Mann ausstirbt, gilt das auch für Frauen

Die Frage ist vollkommen hypothetisch, aber von der Logik her ja.

, es sei denn, sie
machen eine Mutation zu einer Art Zwitter-Wesen durch - davon habe ich aber
die Männeraussterber noch nie reden hören.

Ist auch Quatsch, denn eine Verlagerung der genetischen Informationen des Y-Chromosoms auf die autosomalen Chromosomen ist zwar denkbar, doch dann funktioniert der Mechanismus der menschlichen Fortpflanzung nicht mehr.

Und wie aus dem verlinkten
Artikel hervorgeht, entwickelt (sic!) sich das Y schneller als das X.

s.o.

Das sind zwei offensichtliche Widersprüche, die mir an der
"Männer-sterben-aus-Theorie" schon lange aufgefallen sind, ohne auf
die Arbeit von Michail zum
Thema
zurückgreifen zu müssen.

Wie gesagt, die "Männer sterben aus-Theorie" ist genderpolitisch eingefärbter Schwachsinn. So etwas konnte nur deswegen in die Medien gelangen, weil der Zeitgeist gerade danach ist.

Jetzt bilde ich mir aber nicht ein, dass ich mich mit der Evolution besser
auskenne, als die Chromosomenforscher. Kann mir jemand die Fehler in meinem
Denken aufzeigen?

Das geht nicht, weil da kein Fehler ist. ;-)

> Die neueste Theorie, die im Focus vorgestellt wird, lautet (wenn ich das

richtig verstanden habe): Zwar stirbt das Y aus, dafür springt aber eine
andere Mutation ein, welche das Aussterben von Männern verhindert.
Irgendwie komme ich nicht umhin, dass für reichlich dämlich zu halten.
Einwände?

Keine Einwände; vollkommen Deiner Meinung. Da kann man mal sehen, was für Hansel beim Focus in der Wissenschaftsredaktion arbeiten dürfen.

Beste Grüße,
Tarzno


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