Denk ich an Deutschland in der Nacht ...
Hallo Poeoehser Frauenfeind
[snip] Spaetestens nach dem Kollaps des Rentensystems werden jedoch Fragen
nach
abstrakter (Umverteilungs-)Gerechtigkeit, wie Du sie stellst, voellig
obsolet sein. Und in der Haut der Rentner moechte ich dann nicht
stecken.
'Sozialvertraegliches Fruehableben' wird in den naechsten Jahrzehnten
ganz
bestimmt zunehmend ein wesentliches Thema werden. Was das im
Zwangswohlfahrtsstaat bedeutet, brauche ich wohl nicht naeher
auszufuehren.
Wem zwangswohlfahrtsstaatlich die Knete abgenommen wird, dem kann
selbstverstaendlich auch das Leben genommen werden, wenn selbiges den
Sozialsystemen nuetzt. Wohl dem, der dann noch eine mit ihm
solidarische
Familie/Freunde hat und nicht der Gnade des eiskalt kalkulierenden
Wohlfahrtsstaats ausgeliefert ist.
Also Maesi, ich schätze deine Beiträge, aber hier verrennst du dich ganz
gewaltig. Diese Philosophie der "allein gerechten Marktwirtschaft, die alle
Belange sozialpolitscher Art am besten zu regeln vermag" ist einfach
Quatsch. Du brauchtst nur in die USA zu schauen und die USA mit Canada zu
vergleichen um zu sehen, dass die neoliberale ( liberal natürlich im Sinne
von wirtschaftsliberal )Politik Schiffbruch erlitten hat.
Wenn du denn die neoliberalen Auffassungen teilst, dann solltest du mal
Milton Friedman als einer der Neokonservativen Ikonen im Original lesen,
der ganz klar für ein bedingungsloses Einkommen plädiert, wohlwissend, dass
ein von allen Regulierungen befreiter Markt die ( materiellen
)Ungleichheiten akkumuliert.
Ich denke nicht, dass ich mich verrenne. Was wir in den USA und ansatzweise auch in Europa erleben, ist die Kombination von liberalem Gedankengut, Materialismus und persoenlicher Verantwortungslosigkeit. In dieser Kombination ist Liberalismus in der Tat schaedlich. Der Liberalismus als aeussere Form laesst eben Materialismus und Verantwortungsablehnung als moegliche Optionen ausdruecklich zu, sonst waere er nicht wirklich liberal. Was die einzelnen Menschen aus der Freiheit, die ihnen der Liberalismus laesst, dann machen, tja, das liegt in ihrer eigenen Verantwortung, und sie werden die Konsequenzen in jedem Fall tragen muessen.
Im Marxismus und dessen saemtlichen Derivaten sind hingegen Materialismus und individuelle Verantwortungslosigkeit (bzw. Verantwortungsverschiebung auf uebergeordnete kollektivistische Institutionen) jeweils integrale Bestandteile der Ideologie selbst.
Der Materialismus kennt keine immateriellen Werte. Vielmehr muss alles Immaterielle, das irgendeinen 'Wert' fuer den Materialisten haben koennte, zuerst materialisiert werden, bevor man es dann irgendwie handhaben kann. Die freie Marktwirtschaft, die ich durchaus befuerworte, kann nur den materiellen Gueter- und Dienstleistungsaustausch in unserer Gesellschaft regeln, sonst nichts. Nicht die Marktwirtschaft ist 'allein gerecht' sondern die Marktwirtschaft ist Ausdruck der Gerechtigkeit in einem kleinen beschraenkten Spektrum unserer Gesellschaft, ausserhalb dieses Spektrums ist sie sinn- und bedeutungslos. Fuer den liberalen Materialisten hoert jenseits der freien Marktwirtschaft die Welt auf, ebenso wie fuer den Sozialisten die Welt jenseits der staatskontrollierten Marktwirtschaft (die im Extremfall auch eine reine Staatswirtschaft sein kann) aufhoert; beide beschraenken sich somit selbst auf das enge Spektrum des Materialismus und bekaempfen sich auch nur dort mit ihren gegensaetzlichen Ideologien, in der Beschraenkung auf den Materialismus sind sie sich jedoch voellig einig.
Fuer mich ist Liberalismus ohne ethische Grundhaltung unsinnig, er kann so nicht funktionieren. Insofern stehen mir die materialistisch liberalen Theorien ebenso fern wie die sozialkollektivistischen Theorien der Sozialisten; Deine materialistisch eingeschraenkte Kritik an meinem Text trifft mich somit gar nicht. Die freie Marktwirtschaft oder eine etwas eingeschraenkte Form davon (soziale Marktwirtschaft) determiniert fuer mich nicht die ganze Welt; ich weise ihr einfach jenen Platz zu, der ihr zusteht; und dort, wo sie nichts zu suchen hat (z.B. Familie), anerkenne ich sie fuer mich auch nicht. Letzten Endes kommt es auf jedes einzelne Individuum an, wie es handelt und ob es vorgaengig die Konsequenzen wirklich bedacht hat und auch zu tragen bereit ist.
Zustimmung zum Rest Deines Postings.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- OT: Das Alterseinkünftegesetz trat 2OO5 in Kraft -
Rosi,
23.08.2008, 15:45
- OT: Das Alterseinkünftegesetz trat 2OO5 in Kraft - roger, 23.08.2008, 16:53
- keineswegs OT! -
Holger(ausgeloggt),
23.08.2008, 17:57
- Wir bezahlen unsere eigene Vernichtung - Rosi, 24.08.2008, 03:54
- Das Prinzip ist vom Grundsatz her richtig -
Mustermanni,
24.08.2008, 01:21
- Denke an Ostdeutschland! -
Rosi,
24.08.2008, 03:04
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Mustermanni,
24.08.2008, 15:10
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... - Rosi, 25.08.2008, 15:08
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Maesi,
25.08.2008, 23:15
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Mustermanni,
27.08.2008, 01:31
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... - Maesi, 29.08.2008, 22:50
- "Wehe, wenn sie sehen, wie viele sie sind..." - Rosi, 20.09.2008, 15:22
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Pööhser Frauenfeind,
27.08.2008, 14:06
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... - Maesi, 29.08.2008, 22:56
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Mustermanni,
27.08.2008, 01:31
- Denk ich an Deutschland in der Nacht ... -
Mustermanni,
24.08.2008, 15:10
- Denke an Ostdeutschland! -
Rosi,
24.08.2008, 03:04