Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Der medizinische Aspekt.

Student, Thursday, 06.12.2007, 14:34 (vor 6590 Tagen) @ Student

Was die mutmaßliche Schädlichkeit der Masturbation betrifft, so hat Chato inbezug auf die Würde und Bestimmung des Menschen hier schon Einiges gesagt, was sich mit meiner Auffassung großenteils deckt. Ich bedaure freilich, daß seine Aussagen schon durch die Adressierung etwas privat, insofern auch sehr ausführlich gehalten und von nachfolgenden Schreibern folglich übergangen worden sind.

Nicht vergessen werden sollte jedoch der medizinischer Aspekt. Es ist doch eigentlich selbstverständlich, daß jeder Mißbrauch der dem Menschen zueigenen Möglichkeiten sich ganzheitlich auswirken muß. Beim Alkoholismus ist dies offensichtlich: Nicht nur die mitmenschlichen Beziehungen werden durch den Ich-Rausch einer Veränderung unterworfen, sondern z.B. auch die inneren Organe geschädigt, im Besonderen die Leber.

Merkwürdigerweise machen sich Untersuchungen über die möglichen körperlichen Folgen der Masturbation rar - sofern es überhaupt welche gibt. Eine diesbezügliche Recherche habe ich abgebrochen; dies sowohl aus Zeitgründen, als auch unter dem Eindruck stehend, daß der Zeitgeist ein Ergebnis kaum erwarten läßt. Und gerade im Zeitgeist - anders gesagt, in der gegenwärtigen Denk- und Wertungsweise - scheint mir der "Knackpunkt" zu liegen.

Um Erkenntnisse zu erhalten, müssen Untersuchungen angestellt werden; um Untersuchungen zu anzustellen, müssen Fragen gestellt werden. Nun werden aber wissenschaftlich relevante Fragen zu gewissen Zeiten gerade nicht gestellt. Dies ist bekannt und hat vielen Wissenschaftshistorikern Stoff zum Schreiben gegeben. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist auch die Notwendigkeit der Finanzierung eines Forschungsvorhaben. Hier kommen auch politische Erwägungen zum Tragen. Es kann also sein, daß ein Forscher die richtigen Fragen stellt, aber keine Chance sieht oder erhält, die nötigen Untersuchungen überhaupt zu beginnen.

Inbezug auf die Masturbation wäre zu fragen:

Gibt es eine Korrelation zwischen der Häufigkeit sowie der Umstände und Voraussetzungen des Masturbierens - und bestimmten Krankheiten z.B. wie Genitalkrebs ? Nach Allem, was ich erfahren habe, erscheint mir dies naheliegend. Keineswegs jedenfalls wäre es absurd; diesbezüglich erinnere ich mich an länger zurückliegende Untersuchungsergebnisse über ein gehäuftes Auftreten von Brustkrebs bei Frauen, die nie schwanger wurden - mit Ausnahme bei Nonnen. Letztere haben demnach, trotz fehlender Schwangerschaften, kein höheres Brustkrebsrisiko. Vielleicht interesiert sich jemand von euch dafür, inwieweit diese Ergebnisse bisher bestätigt oder auch entkräftet wurden.

Tatsache scheint mir jedenfalls zu sein, daß derartige Untersuchungen inbezug auf die Masturbation gegenwärtig nicht durchgeführt werden (können).

Mit Ergebnissen allein wäre es m.E. aber noch getan. Wenn Kausalitäten aufgewiesen oder vermutet werden, sollten sie auch interpretiert werden. Damit aber fangen die größten Probleme erst an. So werden manche Menschen in der Folge der obigen Ergebnisse sicher gesagt haben: "Das ist die Strafe Gottes !" Das aber läßt sich nicht beweisen und nicht widerlegen; es ist der Extremfall einer "Auswertung". Jedoch gibt es auch differenziertere Bewertungen, die verschienste Aspekte widerspruchsfrei in sich vereinen.

Man sollte vor Allem den Horizont der Fragen nicht unnötig einengen. Wenn z.B. im 19. Jhdt. oft behauptet wurde, daß Masturbation Geistesschwäche im weiteren und Nervenerkrankungen im engeren Sinne hervorrufen könne: Was spricht dagegen, dieser Frage mit den Mitteln der Statistik nachzugehen, d.h. zunächst einmal, umfangreiche Erhebungen durchzuführen ? Es gibt Beispiele dafür, wie "pseudowissenschaftliche" Auffassungen im Nachhinein eine Rehabilitierung fanden, wobei das peinliche Berührtsein der Untersucher seinen Ausdruck findet in dem krampfhaften Bemühen, mit den Vertretern der anderen Denkweise nicht in Verbindung gebracht zu werden. Da könnte natürlich auch wieder die Angst um die Mittelvergabe eine Rolle spielen.

Mein Resümee:

Die Frage: "Ist Masturbation schädlich ?" ist hiermit nur in denjenigen Teilbereichen (positiv) beantwortet worden, in denen die Antworten durch eine bloße ernsthafte Besinnung immer schon gegeben werden konnte.

Für die Bereiche aber, auf denen wissenschaftliche Untersuchungen angestellt werden müssen, um zu Ergebnissen zu gelangen, sind, soweit ich sehe, keine ernsthaften Hinweise erfolgt. Es bleibt, den Ursachen für das Ausbleiben solcher Untersuchungen nachzugehen und das Thema im Auge zu behalten.

Gruß

Student


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