Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Doch, es gibt Kollektivschuld - aber was bedeutet das?

Foxi, Saturday, 27.10.2007, 22:50 (vor 6629 Tagen) @ Chato

Hallo Nick!

Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich Kollektivschuld für

blanken Unsinn halte.

Nein, Kollektivschuld ist leider kein Unsinn, sondern eine unbestreitbare
Tatsache (denn wir alle baden aus, was andere tun), bloß gibt es
keinen Menschen, der sich über sie stellen könnte
, weil auch er ihr
(spätestens dann :-)) unterliegt. Du selbst beschreibst sie übrigens
direkt in deinem übernächsten Satz anhand von Beispielen für das, was so
alles "nur menschlich" sei.

da war ich wohl etwas voreilig. Wenn es kollektiven Wahn gibt, muss es wohl auch kollektive Schuld geben. Mea culpa!

Ich betrachte es nur als menschlich, so viele Vorteile wie nur möglich

aus

einer gegebenen Situation zu ziehen, also verurteile ich Frauen nicht
dafür, sich einerseits emanzipiert zu nennen, andererseits staatlich
bezahlte Frauenbeauftragte für sich arbeiten zu lassen, sämtliche
Frauenparkplätze zu belegen, Frauenbibliotheken und -seminare an den

Unis

zu fordern und zu erhalten und vor Gerichten und Verwaltungen auf den
Unterdrücktenstatus zu pochen. Das alles ändert an den

Missverhältnissen

aber nicht das Geringste. Es ist höchst unethisch, widersprüchlich und
verdammenswert.


Richtig, das alles ist nur menschlich. Deshalb verurteilst du die Frauen
auch nicht dafür, aber du nennst dieses "nur menschliche" Verhalten
gleichwohl "höchst unethisch, widersprüchlich und verdammenswert". Damit
hast du mit ganz wenigen Worten den christlichen Begriff der Erbsünde
erläutert.

Dessen war ich mir nicht bewusst!

Solche Seifenblasen müssen solange beleuchtet werden, bis sie im Gleisse

des Lichtes zerplatzen!

Ganz genau! *gg* Aber versuch das mal konkret bei anderen: die Reihen
deiner Widersacher werden verständlicherweise schlagartig zahllos! Warum?
Weil jeder Mensch nicht bloß "nur Mensch" ist, sondern dies auch
sein will - also "unethisch, widersprüchlich und verdammenswert" -
und beim leisesten Gedanken, daran bei sich selbst eine Kleinigkeit
zu ändern, sofort vollkommen ausflippt. Nicht er selbst, sondern die
Anderen
sind schuld und müssen sich ändern! Damit ist strukturell in
der Tat alles Wesentliche über die Erbsünde gesagt und sogar von Ferne der
Weg angedeutet, wie man aus diesem Elend herauskommt (die Buddhisten sagen
übrigens Karma dazu und meinen in etwa die gleiche Wahrheit).

Hier bin ich in der Lage, Dir zu folgen (was bei Deinen Postings zugegeben nicht immer der Fall ist).

Das Verurteilen anderer Menschen ist also auf jeden Fall
kein Ausweg aus dem Elend. Die Taten sind zu verurteilen,
gewiß, aber nicht die Person, denn sobald ich das tue, habe ich
mich dieser Taten automatisch selbst angeklagt, denn ich begehe sie
auch, wie jeder andere. Genau das bedeutet Kollektivschuld /
Erbsünde / Karma. Es ist DIE Wahrheit über den Menschen schlechthin. Erst
wenn das kapiert ist, kann man überhaupt damit beginnen, sich
wieder auf den Heimweg zu machen. Vorher hängt man hier fest und kommt
nicht weg vom Fleck.

Hier bringe ich, weils so schön passt, die Gutmenschen ins Spiel, die da tatsächlich glauben, der Mensch sei entweder gut oder böse. Dass es stets ein Wechselspiel gibt, haben sie nie kapiert und werden es nie kapieren (sonst wären sie ja Schlechtmenschen). Was ich beim Studenten vermisse, ist die Berücksichtigung des Zeitgeistes. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Männer einen Zeitgeist pro Mann genauso schamlos ausnutzen würden wie die Frauen das tun. Es ist schlicht menschlich. Man darf sich dabei nicht nur ein isoliertes Gesetz pro Mann im Istzustand vorstellen, sondern den gesamten Rest ebenfalls invertieren. Ist es gar schon eine Tautologie?

Der Zorn der Männer wird an der Kollektivschuld nichts ändern, sondern ihr
das Kapitel 83.072.864.925.051.694 hinzufügen. Die Lösung bringt er also
nicht, so begreiflich er auch sei und so gewiß er explodieren wird.

Sehe ich ganz genauso.

Mich interessiert in diesem Zusammenhang mehr die Frage, ob es für eine

aufgeklärte,

meinethalben emanzipierte Frau heute nicht ein Widerspruch ist, eine Ehe

einzugehen, die

doch offenbar immer noch eine Versorgungseinrichtung ist. Oder welche

Begründung

kursiert in Frauenkreisen? Oder sind sie einfach nur nicht ehrlich? Oder

spielt ihnen die

graue Masse einen Streich?


"Die graue Masse":
Was ist das eigentlich? Woher stammt ihr Wollen und ihr Tun? Warum
ist diese Macht jedem einzelnen Menschen derart überlegen? Und worin
besteht dann eigentlich die Kollektivschuld / die Erbsünde des einzelnen
Menschen, wenn die üblen Taten, die er tut, von keinem persönlich
ausgedacht wurden, sondern alle nur das tun, was alle tun?

Schwierige Fragen, auf die mir auch nichts einfällt.

Offenbar doch wohl im Akzeptieren dieser Macht!

Bloß - wie geht das: diese Macht nicht akzeptieren?

Zeitgeistkritische Forenbeiträge schreiben? *g*

Gruß, Foxi


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