Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Doch, es gibt Kollektivschuld - aber was bedeutet das?

Chato, Saturday, 27.10.2007, 20:40 (vor 6629 Tagen) @ Foxi
bearbeitet von Chato, Saturday, 27.10.2007, 20:46

Tach Foxi!

Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich Kollektivschuld für blanken Unsinn halte.

Nein, Kollektivschuld ist leider kein Unsinn, sondern eine unbestreitbare Tatsache (denn wir alle baden aus, was andere tun), bloß gibt es keinen Menschen, der sich über sie stellen könnte, weil auch er ihr (spätestens dann :-)) unterliegt. Du selbst beschreibst sie übrigens direkt in deinem übernächsten Satz anhand von Beispielen für das, was so alles "nur menschlich" sei.

Ich betrachte es nur als menschlich, so viele Vorteile wie nur möglich aus
einer gegebenen Situation zu ziehen, also verurteile ich Frauen nicht
dafür, sich einerseits emanzipiert zu nennen, andererseits staatlich
bezahlte Frauenbeauftragte für sich arbeiten zu lassen, sämtliche
Frauenparkplätze zu belegen, Frauenbibliotheken und -seminare an den Unis
zu fordern und zu erhalten und vor Gerichten und Verwaltungen auf den
Unterdrücktenstatus zu pochen. Das alles ändert an den Missverhältnissen
aber nicht das Geringste. Es ist höchst unethisch, widersprüchlich und
verdammenswert.

Richtig, das alles ist nur menschlich. Deshalb verurteilst du die Frauen auch nicht dafür, aber du nennst dieses "nur menschliche" Verhalten gleichwohl "höchst unethisch, widersprüchlich und verdammenswert". Damit hast du mit ganz wenigen Worten den christlichen Begriff der Erbsünde erläutert.

Solche Seifenblasen müssen solange beleuchtet werden, bis sie im Gleisse des Lichtes zerplatzen!

Ganz genau! *gg* Aber versuch das mal konkret bei anderen: die Reihen deiner Widersacher werden verständlicherweise schlagartig zahllos! Warum? Weil jeder Mensch nicht bloß "nur Mensch" ist, sondern dies auch sein will - also "unethisch, widersprüchlich und verdammenswert" - und beim leisesten Gedanken, daran bei sich selbst eine Kleinigkeit zu ändern, sofort vollkommen ausflippt. Nicht er selbst, sondern die Anderen sind schuld und müssen sich ändern! Damit ist strukturell in der Tat alles Wesentliche über die Erbsünde gesagt und sogar von Ferne der Weg angedeutet, wie man aus diesem Elend herauskommt (die Buddhisten sagen übrigens Karma dazu und meinen in etwa die gleiche Wahrheit).

Das Verurteilen anderer Menschen ist also auf jeden Fall kein Ausweg aus dem Elend. Die Taten sind zu verurteilen, gewiß, aber nicht die Person, denn sobald ich das tue, habe ich mich dieser Taten automatisch selbst angeklagt, denn ich begehe sie auch, wie jeder andere. Genau das bedeutet Kollektivschuld / Erbsünde / Karma. Es ist DIE Wahrheit über den Menschen schlechthin. Erst wenn das kapiert ist, kann man überhaupt damit beginnen, sich wieder auf den Heimweg zu machen. Vorher hängt man hier fest und kommt nicht weg vom Fleck.

Der Zorn der Männer wird an der Kollektivschuld nichts ändern, sondern ihr das Kapitel 83.072.864.925.051.694 hinzufügen. Die Lösung bringt er also nicht, so begreiflich er auch sei und so gewiß er explodieren wird.

Mich interessiert in diesem Zusammenhang mehr die Frage, ob es für eine aufgeklärte,
meinethalben emanzipierte Frau heute nicht ein Widerspruch ist, eine Ehe einzugehen, die
doch offenbar immer noch eine Versorgungseinrichtung ist. Oder welche Begründung
kursiert in Frauenkreisen? Oder sind sie einfach nur nicht ehrlich? Oder spielt ihnen die
graue Masse einen Streich?

"Die graue Masse": Was ist das eigentlich? Woher stammt ihr Wollen und ihr Tun? Warum ist diese Macht jedem einzelnen Menschen derart überlegen? Und worin besteht dann eigentlich die Kollektivschuld / die Erbsünde des einzelnen Menschen, wenn die üblen Taten, die er tut, von keinem persönlich ausgedacht wurden, sondern alle nur das tun, was alle tun?

Offenbar doch wohl im Akzeptieren dieser Macht!

Bloß - wie geht das: diese Macht nicht akzeptieren?

Gruß vom
Nick

--
___________________________________________________
Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum