Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Warum ich nicht unterzeichne

Chato, Thursday, 30.08.2007, 06:28 (vor 6687 Tagen) @ Dampflok
bearbeitet von Chato, Thursday, 30.08.2007, 06:36

Guten Morgen Dampflok!

Ich finde es lachhaft zu glauben, es sei irgendwie edler, den Staat "nicht zu bitten" um
stattdessen - NICHTS zu tun außer zu labern.

Woher weißt du denn, was andere tun oder nicht tun? Und woher weißt du, ob andere dasselbe für Labern halten, wie du? Vielleicht halten andere ja das Rühren der Werbetrommel für gedankenfreien Aktionismus durch Leute, die das Problem, um das es geht, und seinen komplexen Kontext, nicht durchdenken wollen bzw. können, für wirkliches Gelaber und wirkliches Nichtstun - weil nämlich nichts dabei herauskommt? Ich will dich nichtmal davon überzeugen, das auch so zu sehen - mach einfach mit denen, die dir zustimmen, was du für richtig hältst - aber ich richte mich natürlich nach meinen eigenen Einsichten und nicht nach denen (bzw. ihrem Fehlen) anderer Leute.

Es ist mein demokratisches Recht zu wählen oder nicht. Ähnlich verhält es sich mit
Petitionen. Aber wie glaubwürdig sind Figuren, die schon bei einer Petition den Schwanz
einziehen und stattdessen pathetische Begründungen fürs Nichtstun ausfließen lassen?

Narrowin Baldowitsch (Balduin "verdreht" oder eine andere Identität?) hat es bereits gesagt: Es ist ebenso mein demokratisches Recht, eine Petition NICHT zu unterzeichnen. Das kann inhaltliche Gründe haben oder andere. In diesem Fall sind es andere. Erklären muß ich die Gründe eigentlich keinem, erst recht nicht einem Schreihals, der diejenigen beschimpft, die es begründet haben. Aber ich mache es jetzt trotzdem, weil ich hoffe, damit dauerhafte Klarheit zu schaffen und auch anderen beistehen kann, die womöglich ähnliche Gründe dafür haben, wie ich.

Schau, Dampflok, ob ich in deinen Augen glaubwürdig bin oder nicht, ist mir vollkommen gleichgültig. Du kannst es nämlich sowieso nicht beurteilen. Du kannst auch nicht beurteilen, ob die, denen du Nichtstun unterstellst, wirklich nichts tun, oder ob sie bloß von dem, was sie tun, hier aus triftigen Gründen absolut nichts berichten und es auch in Zukunft gewiß nicht tun werden.

Ein solcher triftiger Grund könnte, rein hypothetisch und neben einer ganzen Reihe weiterer denkbarer Gründe, zum Beispiel der sein, daß dem Betreffenden deine Beurteilung, ob das, was er tut, nun gut ist oder nicht, nicht nur nicht interessiert, sondern ihn beim Tun stören könnte. Es könnte zum Beispiel sein, daß, wenn jemand etwas tut, wofür der Schutz seiner Identität gewährleistet sein muß, damit er es weiterhin tun kann, hier mit Sicherheit niemals davon berichten würde, denn daß der Schutz der Person hier von einigen nicht respektiert wird, das hat die Vergangenheit unwiderleglich bewiesen. Es gibt noch viele andere Gesichtspunkte, die ich aber aus den genannten Gründen nicht zur Sprache bringe.

Dieses Forum ist, wie wohl fast jedes, sehr inhomogen. Hier gibt es Leute, denen ich weniger Vertrauen entgegenbringe, als einem juristisch anerkannten Berufsverbrecher, daneben Verrückte, Desperados, Falschspieler, Haßzerfressene, Charakterkrüppel, Durchgeknallte, Denunzianten, hobbymäßige Menschenjäger, pathologische Lügner, Diversionisten usw. usf. Das ist bei weitem nicht die Mehrheit hier, dessen bin ich mir sehr bewußt, sondern die allermeisten sind wohl redliche Leute, aber es reicht eben schon ein einzelner von jeder der genannten und der nichtgenannten üblen Sorten, um die Frage der Vertrauenswürdigkeit für das Forum als Ganzes negativ zu bescheiden.

Für mich ist das hier bloß ein Diskussionsforum, nichts weniger, aber auch nicht mehr, also einfach das, was draufsteht. In einem Diskussionsforum wird logischerweise diskutiert, deshalb heißt es ja so. Unter einer Diskussion verstehe ich nicht das wilde Ausstoßen von irgendwelchen undurchdachten "Meinungen" oder von Schmähungen, Gegröle, emotionalen Konvulsionen oder Befindlichkeitsbetrachtungen, auch allerlei andere Emotionen gehören nicht primär in eine Sachdiskussion, erst recht nicht durchgeknallte Emotionen, sondern eine Diskussion dient sinnvollerweise dazu, sich über die Dimensionen eines komplexen Problems einen möglichst genauen Überblick zu verschaffen, Einsichten auszutauschen, Zusammenhänge zu begreifen, Unbekanntes zu lernen, es weiter zu durchdenken usw.

Es geht, kurz gesagt, um das rechte Verstehen einer Sache. Verstehen besteht nicht darin, daß man irgendeine eine "Meinung" hat, wie du gemäß deines chronisch geäußerten Ärgers über "Labern" und deines Unwillens bzw. deiner Unfähigkeit, dich auf dir fremde Gedankengänge einzulassen, mutmaßlich annehmen wirst. Verstehen bedeutet zum Beispiel, daß man hinterher mehr weiß, als vorher. Das geschieht aber nun mal nicht von alleine und auch nicht im Schlaf, sondern dafür müssen die Beteiligten konzentriert mitdenken. Bei dem, der das nicht tut, passiert natürlich überhaupt nichts und er wird das Geschehen deshalb nur als Gelaber wahrnehmen. So was wie Krach halt, oder wie Rauschen oder Scheppern. Das macht überhaupt nichts aus, solange er die anderen beim Diskutieren nicht stört, denn weil seine Meinung eh nichts zur Diskussion beiträgt, macht es nichts, wenn sie keiner zur Kenntnis nimmt.

Ein Problem entsteht dann, wenn ein an der Diskussion Desinteressierter bzw. ein zur selbigen Unfähiger anfängt, die Diskutierenden zu belästigen, zu beschimpfen oder ihnen sonstwie auf die Nerven zu fallen, denn wenn das überhandnimmt, dann kann nicht mehr diskutiert werden, was, nach Meinung der Diskutierenden, dem Sinn eines Diskussionsforums nun mal massiv zuwiderläuft. Wenn da Kämpfe ausbrechen sollten, dann ist deren Ziel seitens der Diskutierenden einzig und allein, weiterdiskutieren zu können. Auch ggf. persönliche Keilereien haben für mich zum Beispel nicht die Person des Gekeilten zum Ziel, sondern bloß das effiziente Beenden der Störungen, die von ihm ausgehen - letzteres dann allerdings auf eine Art und Weise, die auch gewährleistet, daß dieses Ziel erreicht wird, natürlich.

Ein Diskussionsforum ist auf jeden Fall keine Plattform, um "zu kämpfen", weder gegeneinander, noch gegen das Unrecht in der Welt. Ersteres ist aus den gerade eben genannten Gründen zwar leider manchmal unumgänglich, um den Sinn der ganzen Veranstaltung gegen seine Zerstörung zu verteidigen, für letzteres jedoch müssen definitiv andere Orte gewählt werden. Welche das für den Einzelnen sind, ist einzig und allein ihm überlassen, auch mit wem er was und wo zusammen tun oder nicht tun möchte, oder ob er vielleicht ganz allein etwas tut, geht andere überhaupt nichts an. Freie, erwachsene Menschen machen unabhängig von Kollektivmeinungen in freier, eigener Verantwortung genau das, was sie für nützlich, gut und notwendig erachten, und unterlassen alles, worauf das nicht zutrifft, ohne daß sie das Fremden gegenüber begründen oder auch nur davon berichten würden, und zwar nicht zuletzt, aber keineswegs allein aus den ganz oben genannten Gründen.

Ich nehme an dieser und auch an anderen Petitionen sowie an sonstigen Aktivitäten, die von einem anonymen Internetforum ausgehen, grundsätzlich und erfahrungsbedingt nicht (mehr) teil, unabhängig davon, wie ich inhaltlich zu ihnen stehe, und werde diese Einstellung in Zukunft weder ändern, noch werde ich sie weiter begründen. Solange hier mit einer sinnvollen Anzahl von Individuen, die gerne zunehmen darf, nutzbringende Diskussionen zur Sache möglich sind, werde ich diese, nach Maßgabe meiner persönlichen Kapazitäten und Dispositionen mitführen. Wenn das nicht mehr möglich sein sollte, beende ich das einfach.

Das hier ist ein Diskussionsforum. Punkt. Mehr ist hier nicht für mich.

Gruß vom
Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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