Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das Märchen von der "jüdisch-christlichen Kultur"

Zeitgenosse, Wednesday, 22.08.2007, 14:29 (vor 6694 Tagen) @ Nihilator
bearbeitet von Zeitgenosse, Wednesday, 22.08.2007, 14:33

Moin Nihi ...

Die Wurzel unserer Kultur ist wohl unbestritten das Christentum.

Nein, die Wurzel unserer Kultur liegt in uns selbst. Unsere Kultur drückte sich nur bis 1789 weitgehend mit Hilfe christlicher Symbolik aus. Das Orginal-Christentum ist etwas Morgenländisches. Nicht durch Zufall erfolgte das Kirchenschisma (Rom vs. Konstantinopel) justament zu dem Zeitpunkt, an dem das Abendland sich des Christentums, oder besser gesagt was es dafür hielt, annahm.

Das Christentum rührt aus dem Judentum, es spaltete sich ab über der Frage,
ob Jesus nun nur ein Prophet oder der verheißene Messias sei.

Die Urgemeinde war jüdisch. Nach deren Verständnis war die Lehre Jesu eine Messianische Lehre von Juden für Juden. Es war der Römer Paulus, der dies aufbrach und eine Messianische Lehre auch für Nichtjuden daraus machte. Mit diesem "Marketing-" Trick eröffnete dieser neuen Religion ein weites Potential, indem es durch Missionserfolge unter den Griechen zur Staatsreligion des heraufziehenden Byzantinischen Reiches werden konnte. Er ist damit der eigentliche Begründer des morgendländischen Judentums. (Über Jesus selbst ist so gut wie nichts gesichert überliefert.)

PS: Und jetzt will ich nix mehr hören! *ggg*

Geht noch weiter! :-))

Der Islam war zur Zeit seiner Entstehung ein arabischer Debattenbeitrag zu den Glaubensstreitigkeiten der innerhalb des Byzantinischen Reiches. Die Muslime verstanden sich als Christen. Noch lange führten die Kalifate als ihr Zeichen das Kreuz. Auch die Orthodoxen in Byzanz sahen den Islam nicht als neue eigenständige Religion an, sondern als eine weitere christliche Irrlehre. Schließlich traten die Christen in dem vom Islam eroberten Gebieten rasch und in großer Zahl über, obwohl es damals kaum Konversionsdruck gab, was ein weiteres Zeichen für innere Nähe ist. Erst unter dem Eindruck der Kreuzzüge, also durch die Konfrontation mit dem abendländischen Christentum, begann das Verständnis des Islams als etwas dem Christentums Fremdartiges sich zu verfestigen.

Das Morgendland ist ein Kulturkreis dessen Religionen morgenländisches Christentum, morgendländisches Judentum und Islam cum grano salis dasselbe Welt- und Religionsverständnis teilen.

Vollkommen andersartig ist die abendländische Kultur. Die erste Christianisierung um 800 n. Chr. unter Karl dem Großen war eine oberflächliche und setzte sich nicht in den tieferen Bewußtseinsschichten der Bevölkerung fest. Die zweite Christianisierung Europas um 1.000 n. Chr. war tiefgehend und damit die eigentliche, aber zugleich auch die Abspaltung vom Orginal. Denn nicht Europa wurde christianisiert, sondern das Christentum wurde europäisiert. Deshalb auch das oben erwähnte Schisma.

Insofern gibt es im Abendland ein eigenständiges Christentum und durch Einwanderung und Assimilation von Juden auch ein abendländisches Judentum, welches vom morgendländischen Judentum genauso heterogen ist wie das jeweilige Christentum. Israel ist ein abendländischer Transplant, weshalb in ihm auch die eingewanderten morgenländischen Juden wie Fremdkörper wirken und sogar einer Art von Diskriminierung ausgesetzt sind.

Einen abendländischen Islam gibt es nicht.

Gruß

Zeitgenosse


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